Anno-Gymnasium in SiegburgSchüler gründen ihren eigenen Staat

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Am Anno-Gymnasium in Siegburg startet das Projekt "Schule als Staat".

Am Anno-Gymnasium in Siegburg startet das Projekt "Schule als Staat".

Siegburg – Das Anno-Gymnasium wird zum eigenen Staat. „Das Tolle ist, dass alles schief gehen kann“, meint Politiklehrer Götz Maier, nachdem ein Organisationsteam aus mehreren Schülern das Projekt vorgestellt hat. Maier hat „Schule als Staat“ vor einigen Jahren selber an einer Schule in Süddeutschland mitgemacht.

In Nordrhein-Westfalen ist das Anno-Gymnasium die erste Schule, die sich zum Staat aufschwingt. Pädagogisches Ziel ist es, den Schülern ganz direkt am eigenen Leib zu vermitteln, was Marktwirtschaft bedeutet. Gleichzeitig soll das Demokratieverständnis gestärkt werden und das Bewusstsein, sich innerhalb der Rechtsordnung einbringen zu können. Denn auch der Anno-Staat wird eine Verfassung haben. Öffentlich zugänglich soll der Staat Mitte Juni des kommenden Jahres sein. Drei Tage lang werden alle Unternehmen, die die Schüler bis dahin gegründet haben, um Kunden werben. Dann herrscht Arbeitspflicht, jeder muss einen Job annehmen, sich am besten im Vorfeld bewerben.

Alle 1200 Schüler und auch die Lehrer sollen mitmachen. Vollbeschäftigung lautet das Ziel. Viele Unterstützer aus der freien Wirtschaft haben die Schüler gefunden. Sie helfen mit Geld oder geben Seminare, etwa in Sachen Projektmanagement. „Da haben wir gute Kompetenzen erworben“, sagt Schüler Felix Reinhardt über einen Workshop. Und auch seine Mitschülerin Christin Gatzka stellt schon wirtschaftliches Denken unter Beweis. Und ein Bewusstsein dafür, dass ein funktionierendes demokratisches System in Deutschland aufgrund des „Nazi-Hintergrundes“ eine besondere Bedeutung hat. „Über die Demokratie können wir uns freuen“, sagte sie. Wo von Demokratie die Rede ist, kommen die Parteien ins Spiel. Die drei Bundestagsabgeordneten der Region, Lisa Winkelmeier-Becker, Sebastian Hartmann und Alexander Sorento Neu haben Hilfe zugesagt.

Derzeit laufen die Vorbereitungen für „Schule als Staat“. Im Januar des kommenden wählen die Schüler und Lehrer ein Parlament und eine Regierung. Der Staat greift aber nicht in das normale Schulleben ein. Bessere Noten per Volksentscheid gibt es also nicht. Der Aufgabenbereich des Staates wird in dem Projekt vornehmlich als Rahmen für den Wettbewerb der Unternehmen verstanden. Und sofern er hat, kann der Staat auch Geld für Soziales ausgeben. Am Ende der drei Tage im Juni wird der Staat wieder aufgelöst. Möglichst ohne Schulden.

Christin Gatzka sprach von der „hautnahen Förderung“ die das Projekt mit sich bringe. Und davon, dass der Frontalunterricht das nicht immer leiste. Zudem schweiße das Zusammenleben als Staat auf Zeit die Schulgemeinschaft zusammen. Ein Verteidigungsministerium wird es nicht geben. Ein Angriff vom Gymnasium Alleestraße wird nicht erwartet.

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