In Rekordzeit und nachhaltigIn Köln entsteht gerade Deutschlands größte Schule in Holzbauweise

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Erste Holzbauteile für die Gesamtschule werden geliefert.

In Ossendorf entsteht Deutschlands aktuell größte Holzhybridschule.

Die Gesamtschule Ossendorf soll schon in zwei Jahren fertig sein, weil es mit Holz so schnell geht.

Die größte Kölner Schulbaustelle liegt derzeit in Ossendorf. Dort zeigt die Stadt am Beispiel der Gesamtschule Ossendorf in der Fitzmauricestraße, wie Schulneubau in Köln funktionieren soll: Schnell und nachhaltig. Dort entsteht nämlich nach Angaben der Stadt derzeit die deutschlandweit größte Schule in Holzhybrid-Bauweise. Die erste dieser Art in Köln.

Lastwagen bringen im Stundentakt riesige viereckige Balken aus Fichtenholz auf die Großbaustelle am Rande des ehemaligen Kasernengeländes „Butzweiler Hof“.  Sie bilden das Gerüst der neuen Schule. Das komplette Tragwerk wird aus Holz gebaut, ebenso der Innenausbau. Lediglich das Fundament, die Treppenhauskerne und die Brandwände werden komplett aus Stahlbeton hergestellt. Seit dieser Woche werden die ersten Wände, Stützen und Balken aus Holz vor Ort verbaut. Das nachhaltig produzierte Fichtenholz stammt aus Wäldern in Deutschland und Österreich.

Kölner Holzbauteile wiegen bis zu sieben Tonnen

„Einen so umgesetzten Neubau hat es in dieser Dimension im Kölner Schulbau noch nicht gegeben“, erläutert Torsten Leesmeister-Zawacki, der bei der Kölner Gebäudewirtschaft für die Bauten der General- und Totalunternehmer zuständig ist. Köln hat sich per Ratsbeschluss verpflichtet, aus Gründen des Klimaschutzes neue Kitas und Schulen vornehmlich mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz zu bauen.

Die Gesamtschule Ossendorf, die Vorbild sein soll für die zahlreichen weiteren Kölner Schulen, die in den nächsten Jahren entstehen werden sollen, ist damit besonders nachhaltig. Durch die insgesamt 3700 Kubikmeter Holz, die statt Stahl verbaut werden, werden 2800 Tonnen CO2 eingespart. Das schwerste der rund 4300 Holzbauteile ist sieben Tonnen schwer. 

Gleichzeitig geht das Bauen hier aus zweierlei Gründen besonders schnell: Zum einen, weil der Vorfertigungsgrad durch die bis zu 28 Meter langen Holzbalken besonders hoch ist. Zum anderen, weil die Gesamtschule eines von 70 Schulprojekten ist, die die Stadt durch Total- und Generalunternehmer realisieren lässt. Dadurch liegen Planung und Bau in einer Hand.

Das Modell der neuen Gesamtschule

So soll die Gesamtschule mal von außen aussehen. Das Grün müsste allerdings noch wachsen.

Die Risiken für Verzögerungen sind dadurch wesentlich geringer als bei der herkömmlichen Bauweise, bei der die Stadt selbst als Bauherrin alle Gewerke einzeln europaweit ausschreiben muss. Dank dieser beiden Faktoren wird der Neubau sogar ein Jahr früher in den Betrieb gehen als der Rat der Stadt beschlossen hat, nämlich bereits im Sommer 2026.

Das bedeutet eine Rekordbauzeit von zweieinhalb Jahren für die sechszügige Schule, in der einmal 1265 Schülerinnen und Schüler lernen sollen. Zum Vergleich: Die Heliosschule, bei der die Stadt noch als Bauherrin ohne General- oder Totalunternehmerin fungiert, ist bereits seit fünf Jahren im Bau und eine Fertigstellung ist weiter nicht in Sicht. Sie wird frühestens in einem Jahr erwartet.

Visualisierung Turnhalle neue Gesamtschule Ossendorf.

Die kompletten Innenräume inklusive der Turnhalle sind von hellem Holz dominiert.

Neben dem hohen Holzanteil soll die Schule aber auch noch in weiterer Hinsicht ökologisch neue Maßstäbe setzen: So wird das Dach des aus vier miteinander verbundenen Lernhäusern bestehenden Baus begrünt und soll als Schwamm fungieren: Das heißt, das Regenwasser wird nicht abgeführt, sondern soll als Beitrag zum Klimaschutz auf dem Dach versickern und verdunsten. Hinzu kommt eine Rundum-Begrünung der Fassade sowie Photovoltaikanlagen. Neben vier Lernhäusern in Clusterbauweise wird es auch zwei Sporthallen geben: eine Zweifachturnhalle im Erdgeschoss und eine Dreifachhalle in der ersten Etage. Diese soll auch für den Vereinssport genutzt werden können.

Wenn sich die Holzbauweise bewährt, solle diese perspektivisch auch bei den Neubauten, bei denen das möglich sei, angewendet werden, stellt Leesmeister-Zawacki in Aussicht. Auch Bauverantwortliche aus anderen Städten verfolgen nach Angaben der Stadt den Holzhybridbau der Stadt, um ebenfalls in diese Bauweise einzusteigen.

Gesamtschule Wasseramselweg zieht pünktlich in ihren Neubau

Bis es 2026 im Neubau los geht, startet die Schule in diesem Sommer erst mal in einem Interim im Snake-Gebäude „Am Wassermann“. Die dort derzeit noch untergebrachte Gesamtschule Wasseramselweg startet zum selben Zeitpunkt in ihrem neuen Gebäude. Dieses wurde termingerecht fertig und wurde in dieser Woche von der Firma Goldbeck als Generalunternehmer an die Stadt übergeben. Diese hat das Gebäude für 25 Jahre gemietet.

Auch diese neue Gesamtschule ist ein Vorzeigeprojekt und wird mit dem Platin-Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ausgezeichnet. Sie ist unter anderem mit Photovoltaikanlagen ausgestattet und wird mit einer Wärmepumpe beheizt.

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