Hoffen auf Relegation gegen DüsseldorfAuf die Ekstase in Müngersdorf folgt für den 1. FC Köln die Klarheit

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Damion Downs vom 1. FC Köln jubelt nach seinem 3:2-Siegtreffer gegen Union Berlin.

Damion Downs wurde durch seinen 3:2-Siegtreffer gegen Union zum Kölner Helden und verhinderte so zumindest vorerst den Abstieg.

Der FC springt dem Abstieg erneut von der Schippe. Nach dem irren 3:2-Sieg und dem Mainzer Erfolg hoffen die Kölner jetzt auf die Relegation gegen Düsseldorf.

Erst kam es für den 1. FC Köln zu einer sportlichen Auferstehung samt Jubelorkan gegen Union Berlin, dann gab es doch tatsächlich einmal so etwas wie Klarheit. Der schier unglaubliche 3:2-Sieg nach 0:2-Rückstand gegen den Keller-Konkurrenten war am Samstag gerade 90 Minuten her, da folgte der Stimmungsdämpfer.

Die Kölner Fans registrierten, dass sich da eine B-Elf von Borussia Dortmund beim FSV Mainz 05 vorführen ließ und gleich drei Treffer innerhalb von elf Minuten kassierte. Das brachte dem BVB, der am Dienstag in Paris noch sensationell den Einzug in Champions-League-Finale perfekt gemacht hatte, vor allem aus dem Kölner Fanlager den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung ein. Von einem Ende der Fanfreundschaft war schon die Rede, die vom Großteil der Fans allerdings ohnehin nie gelebt wurde.

Nach dem Mainzer 3:0 stand somit fest: Einen Spieltag vor dem Bundesliga-Saisonende geht es für den FC – Ekstase hin oder her – nur noch um die Relegation. Denn der FSV ist mit 32 Punkten für den FC (27) nicht mehr einzuholen. Und sollte der FC tatsächlich in die Relegation einziehen, steht seit Sonntag auch der Gegner fest: Die Fortuna aus Düsseldorf, die nicht mehr direkt aufsteigen, aber auch nicht mehr von Zweitliga-Platz drei verdrängt werden kann. Köln gegen den Nachbarn: Diese Konstellation würde der unfassbaren Saison noch die Krone aufsetzen.

1. FC Köln: Gegner Heidenheim ohne Erfolgstrainer Frank Schmidt

Doch davon ist der FC noch ein ganzes Stück entfernt. Denn drei Punkte und so gut wie sicher vier Tore netto müssen die Kölner auf Union aufholen. Die taumelnden Ostberliner empfangen den SC Freiburg, für den es selbst noch etwas geht – um die Europa-League oder Conference-League-Teilnahme. Platz acht würde für die Conference League reichen, sollte Leverkusen auch den Pokal gewinnen. Und wer hat ebenfalls noch Chancen auf Platz acht? Es ist der Kölner Gegner Heidenheim. Aber auch nur, wenn er selbst den FC bezwingt, gleichzeitig Freiburg bei Union verliert und zudem Bremen (gegen Bochum) und Augsburg (in Leverkusen) nicht höher gewinnen als Heidenheim selbst. Der Aufsteiger muss am Samstag (15.30 Uhr, Sky) gegen den FC aber ohne seinen Erfolgstrainer auskommen: Frank Schmidt wird sich einer schon länger geplanten Operation am linken Sprunggelenk unterziehen.

FC-Sportchef Keller: „Habe immer an unseren Sieg geglaubt“

Der FC wird sich von Dienstag an auf das neuerliche Endspiel vorbereiten. Bis dahin sollte das Geschehene zumindest etwas verarbeitet sein. Doch wer im Stadion live dabei war, wird es nicht so schnell vergessen. Nach dem frühen Rückstand durch Tore von Robin Knoche (15.) und Kevin Volland per Elfmeter (19.) hätte fast keiner mehr einen Pfifferling auf die Kölner gegeben, der Abstieg schien besiegelt. Ob er Zweifel nach dem 0:2 gehabt hätte, wurde Timo Hübers bei Sky gefragt. Der Verteidiger antwortete darauf: „Ja, unbedingt“. Ganz im Gegensatz zu Sportgeschäftsführer Christian Keller, der tatsächlich meinte: „Nein, ich habe immer daran geglaubt, weil wir immer zusammen stehen.“

Was vielleicht auch daran lag, dass der FC ein Elfmeter-Geschenk der Gäste kurz vor der Pause bekam und dankend annahm. Florian Kainz verwandelte und hauchte dem Elend neues Leben ein. Denn die Stimmung hatte zu kippen gedroht. Doch noch war der Anschluss nicht das Signal zur Aufholjagd, denn abgesehen von einer Chance durch Faride Alidou (50.) folgte lange Zeit wenig. Union zog sich immer weiter zurück, verwaltete das Ergebnis nur noch, hätte dennoch durch Robin Gosens fast das 3:1 erzielt (67.), doch dessen Kopfball traf nur die Latte. Die Zeit rannte dem FC davon.

Doch dann folgte die wundersame Schlussphase. 87. Minute: Der eingewechselte Mark Uth brachte den Ball im Fallen auf den ebenfalls eingewechselten Steffen Tigges, der freistehend zum 2:2 einköpfte. Unions Andras Schäfer vergab in der zweiten Minute der Nachspielzeit das 3:2 für die Gäste. Das folgte im Gegenzug für den FC: Linton Maina brachte den Ball in den Strafraum auf Joker Damion Downs (19), der aus fünf Metern einköpfte und Müngersdorf zum Ausrasten brachte.

Danach sei er „froh, dass das Dach noch drauf ist“, sagte Trainer Timo Schultz: „Es war so laut, dass es fast hätte abheben können“. Verteidiger Dominique Heintz wurde emotional: „Eigentlich waren wir weg, tot. Beim 3:2 hatte ich Gänsehaut und Tränen in den Augen. Auf einmal lebst du wieder, nach so einem verrückten Spiel. Jetzt muss ich erst mal meine Gefühle einordnen.“

Schultz war stolz auf seine Mannschaft, sprach aber auch von einer „verlustreichen Schlacht“. Denn bis zu vier Spieler werden in Heidenheim fehlen. Benno Schmitz und Denis Huseinbasic sahen ihre fünfte Gelbe Karte und sind gesperrt. Max Finkgräfe hatte sich offenbar schwerwiegender am rechten Knöchel verletzt, Luca Waldschmidt am rechten Wadenbein an der erst im Januar gebrochenen Stelle. „Wir haben so viele Spieler, die alle brennen“, befand Schultz. Und frohlockte bereits etwas: „Das kann einer der kuriosesten Klassenerhalte werden, die es seit langer Zeit gegeben hat.“ Sollte es wirklich so kommen, keiner würde ihm widersprechen.

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