HitdorfMutter von NFL-Star kämpft mit Bruder ums Elternhaus in Leverkusen

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Flurstraße 3a, Haus hat Miriam Steyer-Brown, Mutter von Amon-Ra St. Brown gekauft. Foto: Ralf Krieger

Am Freitag war schon ein Gärtner mit dem Vorgarten beschäftigt an dem Hitdorfer Haus, das die Mutter des Detroiter Football-Stars Amon-Ra St. Brown ersteigert hatte.

Aufgewachsen sind Bruder und Schwester in Hitdorf. Sie ist die Mutter eines Football-Profis.

Zwangsversteigerungen im Amtsgericht können spektakulär sein, manchmal sind sie durch die handelnden Personen interessant, so wie am Mittwoch, 8. Mai. Am Morgen traf im Saal ein Hitdorfer Geschwisterpaar aufeinander, Miriam Steyer Brown und ihr Bruder Mike. Die beiden wurden sich ganz offensichtlich nicht einig darüber, was mit dem Elternhaus passieren sollte. Bis zu ihrem Tod vor einigen Jahren hatte die Mutter Edith im Haus gelebt. Wenn sich eine Erbengemeinschaft nicht einigen kann, kann ein Haus über eine Teilungsversteigerung geteilt werden. Die Erben sind dabei berechtigt, selbst mitzubieten.

Beide Geschwister sind nach Amerika ausgewandert und beide wollten das Elternhaus kaufen. Aus Orange County, Los Angeles, war die gebürtige Hitdorferin Miriam Steyer Brown angereist. Sie hat in ihrer amerikanischen Heimat einen bekannten Mann geheiratet, den zweimaligen Mister Universum und dreimaligen Mr. World, John Brown. John Brown sah Anfang der 1980er-Jahre vom Körperbau Arnold Schwarzenegger ziemlich ähnlich. Die Hitdorferin sagt, sie habe ihren Mann 1989 auf der Fitness-Messe Fibo in Köln kennengelernt.

Leben bei Los Angeles, zu Hause in Hitdorf

Noch viel bekannter als der Vater ist inzwischen einer der Söhne aus der Ehe zwischen Brown und der Hitdorferin. Er ist ein American Football-Superstar: Amon St. Brown, über den die Deutsche Presseagentur im April meldete, dass er jetzt mit einem 120-Millionen-Dollar-Vertrag (77-Millionen Dollar Garantie-Summe) bis 2028 in der NFL (National Football-League) bei den Detroit Lions spielen wird. Er bekommt in Detroit also etwa so viel Gehalt wie Harry Kane bei den Bayern.

Der 24 Jahre alte Deutsch-Amerikaner soll damit zum bestbezahlten „Wide Receiver“ (vergleichbar mit einem Stürmer) in der NFL aufgestiegen sein. Er und sein Bruder Equanimeous, ebenfalls Football-Profi, haben in dem roten Reihenhaus der Familie in Hitdorf, das versteigert wird, früher öfters ihre Sommer verbracht. Das ist auf der Facebook-Seite von Mutter Miriam Steyer-Brown in einem Video zu sehen, und sie erzählen das in einem Interview.

Der Deutsch-amerikanische Football-Star Amon-Ra St. Brown spielt in Detroit. Seine Mutter kommt aus Leverkusen Hitdorf und hat ihr Elternhaus ersteigert.

Der deutsch-amerikanische Football-Star Amon-Ra St. Brown spielt in Detroit. Seine Mutter kommt aus Leverkusen Hitdorf und hat ihr Elternhaus ersteigert.

Zurück in den Saal im Leverkusener Amtsgericht: Die uneinigen Geschwister lieferten sich nach zögerlichem Beginn ein teures Bietergefecht, beide wollten das unscheinbare Elternhaus in der Hitdorfer Flurstraße ersteigern. Das Grundstück ist 312 Quadratmeter groß. Auch der Bruder lebt in den USA, beide scheinen aber eine feste Beziehung zu Hitdorf erhalten zu haben und einen Freundeskreis. Jedenfalls waren Schwester und Bruder bereit, ordentlich Geld ins Hitdorfer Elternhaus zu investieren.

Der Marktwert von 390.000 Euro ist den Geschwistern egal 

Der vom Gutachter ermittelten Marktwert des Reihenhauses von 390.000 Euro war eine knappe Stunde nach Versteigerungsbeginn erreicht. Anfangs boten noch zwei Familien mit. „Wie lange haben wir noch?“, fragte eine junge Frau, als sich der Preis ihrem Limit näherte. Der Rechtspfleger: „Das kann noch lange gehen, das ist ja nicht wie bei Ebay, dass hier irgendwann Schluss ist.“ „Also kann es bis eine Million gehen“, sagte die Frau, entspannte sich, und stieg bei 400.000 Euro aus dem Bietergefecht zwischen Bruder und Schwester aus. Die anderen Interessenten schauten noch ein wenig zu. Eine Frau verließ mit entmutigt-enttäuschtem Gesichtsausdruck den Saal; bei dem geschwisterlichen Gebots-Kampf hielt niemand mehr mit.

Dann steigerten die Schwester und der Bruder zu zweit weiter: In 500er-, 1000er-, manchmal bis 5000er-Schritten stieg der Preis des Elternhauses. Wie am Pokertisch saß die Schwester im Saal und überbot den Bruder immer sofort. Sie lächelte charmant. Geld ist wohl vorhanden.

Als man sich aber der halben Million näherte, bat Hans-Joachim Küpper, der Rechtsanwalt des Bruders, um eine Beratungspause. „Wenn Sie 510.000 bieten, machen wir Schluss“, lautete das Angebot an die Schwester. Sie willigte ein, forderte aber: Dann müsse der Bruder seine Sachen bis Monatsmitte ausräumen. „Bitte seien Sie jetzt etwas großzügig“, riet der Rechtspfleger und beendete die Versteigerung, indem er den Zuschlag erteilte. Sie darauf: „Nein!“ Dann jedoch wich die Spannung, auf dem Gerichtsflur reichten sich die Geschwister die Hand.

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