Schafe sollen helfenEin massiver Zaun umgibt die alte Giftmüllkippe in Leverkusen

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Leverkusen-West, ein solider Zaun ist im Kreuz Leverkusen-West aufgestellt worden. Dort sollen Schafe grasen, die den japanischen Knöterich kleinhalten sollen.

Leverkusen-West, ein solider Zaun ist im Kreuz Leverkusen-West aufgestellt worden. Dort sollen Schafe grasen, die den japanischen Knöterich kleinhalten sollen.

Für die Sicherheit der Bayer-Altlast ist nach dem Inhaberwechsel die Autobahn GmbH zuständig.

Die Bayer-Altlast Nord, das ist der Berg im Kreuz Leverkusen-West. Die alte Chemiemüll-Ablagerung gehört seit ein paar Jahren nicht mehr Bayer, sie ist im Zuge des Umbaus der Autobahn inzwischen komplett ins Eigentum der Bundesrepublik Deutschland übergewechselt. Heute ist die Autobahn GmbH für die Sicherheit der Altlast zuständig.

Die alte Bayer-Müllkippe war immer ziemlich frei zugänglich, selbst als dort noch abgelagert wurde und besonders danach. Jetzt hat die Autobahn GmbH den gesamten Berg mit einem stabilen Stahlgitterzaun umgeben. „Es sei kein öffentlicher Raum“, sagt ein Autobahn-Sprecher.  Mit dem Zaun will die Autobahn das ernsthafte Problem mit dem unerwünschten Bewuchs auf dem Oberboden in den Griff bekommen: durch Beweidung.

Das Ärgernis Japanknöterich. (Archivbild)

Das Ärgernis Japanknöterich. (Archivbild)

Die Leverkusener Berge, wie Rheinschiffer die Altlast nennen, drohten nämlich, von einem höchst invasiven Kraut eingenommen zu werden. Der unheilvolle Japanknöterich ist bekannt dafür, dass er sich überall ungehemmt ausbreitet; ihn zu bekämpfen ist auf einer abgedeckten Altlast eine notwendige, aber schwierige Aufgabe. Reißt man die Pflanzen raus, kommt er bald wieder.

Ein stabiler Zaun von ungefähr 1500 Metern Länge, der jetzt den Altlast-Berg gegen die Autobahn begrenzt, kostet zwar viel, den Knöterich manuell zu entfernen, ist aber schier ein Ding der Unmöglichkeit. Zum Glück schmeckt das Kraut Schafen gut, besonders, wenn es noch jung ist. Und solange die Abdichtungsschicht zum Müllkörper intakt ist, dürfte der Knöterich auch keine Giftstoffe beinhalten, sollte also unschädlich sein.

Die Autobahnhänge der Altlast Nord ließ man 2022 versuchsweise durch Moodschnucken und Ziegen beweiden. (Archivbild)

Die Autobahnhänge der Altlast Nord ließ man 2022 versuchsweise durch Moodschnucken und Ziegen beweiden. (Archivbild)

Dieses Kraut ist normalerweise durch fast nichts aufzuhalten, den Oberboden der Altlast hatte es schon großflächig bewachsen. Da es auf dem Deponie-Berg im Sommer sehr trocken werden kann, muss man damit rechnen, dass der fiese Knöterich seine Wurzeln bis zu mehrere Meter tief in den Boden treiben kann, um an Feuchtigkeit zu kommen. So tief, dass sie bis an die Abdeckung des Müllkörpers reichen und diese verletzen könnte, was keinesfalls passieren sollte.

Der Deponiekörper hat unten keine Abdichtung, der Abfall liegt direkt auf der Erde. Die intakte Abdeckung aus Folie und an den Schrägen aus Asphalt, verhindert, dass Regenwasser in den Deponiekörper einsickert und Chemikalien löst. Das muss verhindert werden, auch wenn es seit 1998 um den gesamten Komplex herum eine 38 Meter in die Erde reichende Grundwasserbarriere gibt.

Schiefe Ebene: 2001 wurde die Dhünnaueunter anderem mit Asphalt abgedichtet.. Foto: Ralf Krieger

Archivbild 2001: nach der Jahrtausendwende wurden die Schrägen der Altlast Dhünnaue-Nord mit einer Mineralschicht und Asphalt abgedichtet.

In der Altlast „Nord“ liegen chemische Abfälle aus dem Bayerwerk und Schutt. Abgelagert wurde dort von 1927 bis 1965. Dann ließ man den Berg liegen. Erste große tiefe Einschnitte in den Altlastenkörper gab es beim Bau der A1 und später beim Bau des Kreuzes Leverkusen-West (Spaghettiknoten), mit dem die A170 angebunden wurde, die später in A59 umbenannt wurde. Diese Flächen unter den Autobahnen gingen schon damals von Bayer in den Besitz der Öffentlichkeit über.

Nach dem Jahr 2000 wurde die Altlast abgedeckt: mit Erde, mit einer Mineralschicht und mit Asphalt. Die Erdschicht auf der Schräge ist nur 60 Zentimeter dick.  Bayer trug als Verursacher die Hälfte der Kosten, den Rest zahlte die Öffentlichkeit. 

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