„100 Boote – 100 Menschen“Awo Marienheide beteiligt sich an einer bundesweiten Kampagne

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Werner Rosenthal, Gerd Fangmann und Friedel Bondke stehen an einem großen und bemalten Papierschiff.

Zeigen das Boot: Werner Rosenthal (M.), Vorsitzender Awo Marienheide-Wipperfürth, Gerd Fangmann (l.) und Friedel Bondke (Vorstand Awo).

Die Idee des sozialkritischen Kunstprojekts ist bei der Awo in Sachsen-Anhalt entstanden – als Zeichen der Solidarität mit Geflüchteten.

Wer zurzeit im Marienheider Ortskern am Marktplatz unterwegs ist, der wundert sich beim Blick ins Schaufenster des alten Ladenlokals neben der Markt-Apotheke. Inmitten des Ladens steht ein großes und bemaltes Papierschiff. Das ist Teil einer besonderen Kampagne der Arbeiterwohlfahrt (Awo). „100 Boote – 100 Millionen Menschen“ ist der Titel des sozialkritischen Kunstprojekts.

Die Idee dazu ist beim Landesverband der Awo in Sachsen-Anhalt entstanden. Nun ist auch der Awo Ortsverein Marienheide-Wipperfürth Teil der Kampagne. Die Boote sollen ein „Zeichen der Solidarität mit geflüchteten Menschen weltweit und hier vor Ort sein“, heißt es vom Awo Landesverband Sachsen.

Deutschlandweit werden insgesamt 100 Boote öffentlich ausgestellt

Was steckt dahinter? Deutschlandweit werden insgesamt 100 Boote, die aus dickem Origami-Pappier hergestellt wurden, in der Öffentlichkeit ausgestellt. Sie sind fünf Meter lang und wie ein übliches kleines Papierschiffchen gefaltet. Sieben von ihnen wurden nach Köln und ins Rheinland geschickt. Und eins steht nun in Marienheide.

Unter anderem Werner Rosenthal, Vorsitzender des Awo-Ortsvereins, hatte das Boot zunächst zusammengefaltet und noch ganz in weiß abgeholt. Erst in Marienheide sei es dann von Engagierten der Awo und den beiden Künstlern Domenico und Trudis Dicanio gestaltet worden. „Wir haben es auseinandergefaltet und haben gestaunt wie groß es ist“, erzählt Rosenthal.

Gemeinde Marienheide ist ein „Sicherer Hafen“ für Geflüchtete

Nun ist es bunt angemalt. Am Rand ist das Meer zu sehen, aus dessen Wellen mehrere Hände Hilfe suchend in die Höhe gestreckt sind. Zwei Friedenstauben fliegen um das Boot. In die Mitte wurde ein Rettungsring gemalt sowie die Worte „Sicherer Hafen“ geschrieben. „Damit haben wir uns an dem Ziel der Gemeinde orientiert“, berichtet Rosenthal und nimmt Bezug auf seinen Antrag vor einigen Jahren, den er an den Rat gestellt hatte.

Darin hatte er die Gemeinde aufgefordert, sich zu ihrer Verantwortung gegenüber Geflüchteten zu bekennen. „Als sicherer Hafen ist die Gemeinde Marienheide bereit und in der Lage, im Rahmen ihrer Möglichkeiten aus Seenot gerettete Menschen aufzunehmen und unterzubringen“, hieß es in dem Antrag. Rosenthal und die Awo Marienheide engagieren sich im Awo-Bildungs-Centrum seit Jahren in der Flüchtlingsarbeit. Die Politik hatte   mehrheitlich für den Antrag gestimmt und sich zum „Sicheren Hafen“ für schiffbrüchige Geflüchtete erklärt.

Noch bis zum 27. Mai bleibt das Boot in Marienheide. Anschließend wird es mit anderen Booten vor dem Kölner Dom ausgestellt, bevor es nach Berlin reist. Dort werden am 20. Juni, dem Weltflüchtlingstag, alle 100 gestalteten Boote als politisches Zeichen am Lustgarten aufgestellt. „Das Thema, dass Menschen in Booten übers Meer flüchten, ist leider nicht mehr so präsent in der Öffentlichkeit wie zu Beginn. Aber es ist noch existent. Wir wollen diese Kontroverse wieder ins Gespräch bringen“, betont Rosenthal.

Und fährt die Awo Marienheide-Wipperfürth dann auch nach Berlin? „Eher nicht, denn die Boote werden zur Zeit der Weltmeisterschaft in Berlin ausgestellt. Da ist schon fast alles ausgebucht und sogar ein Hostelzimmer kostet 200 Euro pro Nacht“, meint Rosenthal. Nach der Ausstellung in Berlin sollen die Schiffe nach Brüssel weiterfahren – wenn sie bis dahin dem Wetter Stand gehalten haben.

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