Gift im BodenSanierung von Altlasten auf Grundstücken wird teuer für die Gemeinde Kall

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Blick von oben auf die Grundstücke, die zum Teil mit Betonplatten versiegelt sind.

Die Altlasten auf den unbebauten Grundstücken an der Straße „Am Hallenbad“ müssen für viel Geld entsorgt werden.

Damit die Gemeinde Kall Grundstücke an der Straße „Am Hallenbad“ verkaufen kann, muss sie viel Geld für die Schadstoffsanierung ausgeben.

Das ist eine bittere Pille für die Gemeinde Kall. Auf zwei Grundstücken in der Straße „Am Hallenbad“, die der Gemeinde gehören, sind die Grenzwerte für Blei, Arsen, Kupfer, Nickel und Zink deutlich überschritten. Verkaufsverhandlungen mit möglichen Investoren waren deshalb bislang erfolglos.

Weil eine Sanierung der Grundstücke über den Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AVV) wohl kurzfristig nicht realisierbar ist und aufgrund einer Beteiligung des Verbands am Verkaufserlös zudem wirtschaftlich unattraktiv ist, wird nun die Gemeinde die Kosten von aktuell mehr als 400.000 Euro übernehmen. Die Verwaltung geht aber aus verschiedenen Gründen davon aus, dass die Sanierung am Ende deutlich teurer wird. Die CDU-Fraktion stimmte im Bauausschuss gegen das Vorhaben.

Die Planung für Wohnungen und Kita in Kall wurde schon 2021 vorgestellt

Auf den Grundstücken an der Straße „Am Hallenbad“ wollte die Euskirchener Baugesellschaft (Eugebau) rund 40 Wohnungen in drei mehrgeschossigen Häusern und einen dreigruppigen Kindergarten für 60 Kinder errichten. Die Planung war bereits im Juni 2021 vorgestellt und nach der Flut noch einmal angepasst worden. Die Eugebau wollte die Grundstücke für rund 335.000 Euro von der Gemeinde kaufen.

Vor dem Kauf hatte die Gesellschaft ein Bodengutachten in Auftrag gegeben und die Ergebnisse dem Kreis Euskirchen vorgelegt. Der teilte daraufhin mit, dass das Erdreich auf den für den Kindergarten vorgesehenen zwei Grundstücken wegen der Schadstoffe nicht im Abfallwirtschaftszentrum in Mechernich entsorgt werden könne. Bei den Proben wurde eine erhebliche Überschreitung der Bleiwerte in der Tragschicht ermittelt, die nicht natürlichen Ursprungs sind. Im darunter liegenden Hochflutlehm sind zudem die Grenzwerte für Arsen, Kupfer, Nickel und Zink überschritten.

Eventuell sind noch mehr Gifte im Erdreich verborgen

Darüber hinaus besteht nach Einschätzung der Eugebau das Risiko, dass die Kontaminationsquelle, beispielsweise auslaufende Fässer, bei den Probebohrungen gar nicht entdeckt wurden und noch mehr Gifte im Erdreich sind. Aus diesen Gründen wollte die Eugebau die Flächen nicht mehr kaufen. Selbst ein angedachter symbolischer Kaufpreis von einem Euro war angesichts der Mehrkosten für die Schadstoffsanierung zu hoch.

„Wir wissen aus alten Luftbildern, dass die Grundstücke früher bei der Herstellung von Betonteilen als Materiallager genutzt wurden“, erklärte Markus Auel, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, auf Anfrage. Man wisse aber nicht genau, welche Stoffe verwendet worden seien. Zurzeit sei auch noch nicht klar, bis in welche Tiefe der Boden ausgetauscht werden müsse.

SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen hatten beantragt, die schadstoffbelasteten Flächen auf Rechnung der Gemeinde zu sanieren. „Wir möchten eine umgehende Sanierung der Flächen, um eine mögliche Gefahr für die Umgebung zu minimieren und letztendlich das Grundstück einer Bebauung zuzuführen“, heißt es in dem Antrag.

Genaue Kosten der Sanierung in Kall sind noch nicht absehbar

Die Verwaltung erklärte, dass neben den Flurstücken 124 und 125 auch die Stücke 129 und die 130 schadstoffbelastet seien und ebenfalls saniert werden müssten. Gemäß einer vorliegenden Schätzung der Eugebau sei mit Entsorgungskosten von rund 406.000 Euro zu rechnen. „Da bei einer kompletten Flächensanierung voraussichtlich mehr Material zu entsorgen ist, zusätzlich eine fachliche Begleitung durch ein Ingenieurbüro erfolgen muss und die generelle Preisentwicklung der vergangenen Jahre zu berücksichtigen ist, werden die Kosten deutlich über der vorgenannten Schätzung liegen“, heißt es von der Verwaltung.

Bei einem anschließenden Verkauf zum aktuellen Bodenrichtwert von 70 Euro pro Quadratmeter sind nach Einschätzung der Verwaltung für die 5568 Quadratmeter rund 390.000 Euro zu erzielen. „Wir gehen in Vorleistung, ohne zu wissen, was dort entstehen soll“, sagte Willi Frauenrath (CDU). Außerdem sei nicht absehbar, ob die Kosten wieder reingeholt werden könnten. Deshalb solle man abwarten und die Grundstücke besser nicht anpacken.

„Wir können jetzt nicht einfach Gras darüber wachsen lassen“, erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Emmanuel Kunz. Das sah der Ausschussvorsitzende Dr. Manfred Wolter (FDP) ähnlich: „Eigentum verpflichtet. Uns gehören Grundstücke, die schadstoffbelastet sind.“ Da müsse etwas getan werden. Die Verwaltung wird nun nach Angaben von Auel Angebote einholen.

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