PfingstenRitterspiele auf Burg Satzvey erfinden sich immer wieder neu – seit 40 Jahren

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Patricia Gräfin Beissel steht mit einem schwarzen Top am Reitplatz vor Burg Satzvey, die im Hintergrund zu sehen ist.

Auf dem Turnierplatz wird für die Besucher der Ritterspiele am Pfingstwochenende insgesamt viermal die neue Show mit dem Titel „Der rote Thron“ aufgeführt. Wenn das Wetter mitspielt, erwarten Patricia Gräfin Beissel und ihr Team insgesamt rund 10.000 Besucher.

Am Pfingstwochenende werden zu den Ritterspielen auf Burg Satzvey wieder bis zu 10.000 Besucher erwartet. Noch ist viel zu tun.

Die Generalprobe ist gelungen – jetzt sind die „Großen“ dran: Nach den Kinderritterspielen starten am Pfingstwochenende traditionell die Rittersleut', Burgfräuleins, Spielleute und Handwerker auf Burg Satzvey in die neue Saison. „Im kommenden Jahr feiern die Ritterspiele ihren 40. Geburtstag“, sagt Patricia Gräfin Beissel, die vor einigen Jahren das operative Geschäft auf der Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert übernommen hat.

In den Tagen vor der Premiere am Samstag hat die Chefin noch viel zu tun. „Wir präsentieren unseren Gästen jedes Jahr eine neue Show“, sagt die junge Gräfin: „Gestern haben wir intensiv mit den insgesamt acht Pferden trainiert, ich muss aber auch noch meinen Text lernen.“ Auch diesmal übernimmt Patricia Beissel eine Hauptrolle in der 75-minütigen Show, die für die meisten Besucher der Höhepunkt der Ritterspiele sein dürfte.

Die neue Show hat am Samstag Premiere auf Burg Satzvey

Unter der Regie von Thorsten Loock geht es in „Der rote Thron“ diesmal dramatisch zu. „Das Reich steht unter einer Schreckensherrschaft“, verrät Beissel: „Das ist der Rahmen, in dem wir unsere Geschichte erzählen, in der es primär um die Themen Freundschaft und Lebensfreude geht.“ Ob es ein Happy End gibt? „Das könnte durchaus so sein“, lacht Beissel.

Auf dem Gelände der Burg Satzvey stehen zahlreiche Zelte, die ein mittelalterliches Lager darstellen sollen.

Im Lager herrscht bereits vor Beginn der Ritterspiele reger Betrieb.

Professionelle Stuntleute präsentieren auf dem Rücken der Pferde waghalsige Manöver, und auch die Gräfin, die selbst ausgebildete Pferdetrainerin ist, wird bei der Show in den Sattel steigen. „Wir achten dabei sehr auf das Wohl der Tiere“, betont Beissel: „Kein Pferd ist gedopt, die Tiere machen alles freiwillig.“

Patricia Gräfin Beissel reitet beim Training für die Ritterspiele mit einer Lanze auf einem schwarzen Pferd.

Patricia Gräfin Beissel beim Training für die Ritterspiele, die am Pfingstwochenende beginnen.

Der Vorverkauf ist bereits abgeschlossen, wer die Burg am Wochenende spontan besuchen möchte, bekommt an der Tageskasse aber noch Tickets in verschiedenen Kategorien. „Wir erwarten von Samstag bis Pfingstmontag etwa 10.000 Besucher zu den Ritterspielen – wenn das Wetter denn mitspielt“, sagt Beissel. „Die Eintrittspreise sind ein Dauerthema, und auch wir mussten die Preise etwas anheben.“

Einkünfte fließen in den Erhalt der 650 Jahre alten Wasserburg Satzvey

Dabei legt die Chefin Wert auf die Feststellung, dass es nicht darum gehe, sich mit den Ritterspielen eine goldene Nase zu verdienen: „Wir haben hier keine Sponsoren“, sagt sie. Alles stehe unter dem Motto „Erhaltung durch Unterhaltung“, denn an der rund 650 Jahre alten Burg gebe es quasi ständig irgendeine größere Baustelle. „Wir arbeiten immer noch an der Behebung der Flutschäden von 2021. Im Pferdestall stand das Wasser damals 1,80 Meter hoch.“

Eine große Hilfe seien dabei die vielen Freiwilligen gewesen, die an den Tagen nach der Katastrophe in Satzvey aufliefen, um beim Aufräumen mit anzupacken. „Darunter waren etliche, die zum Teil schon seit Jahrzehnten am Ritterlager teilnehmen“, berichtet Beissel.

Berthold Nachtsheim sitzt als Wikinger auf einem Hocker, der vor einem Bett steht.

Als Wikinger ist seit zehn Jahren Berthold Nachtsheim aus Bergisch Gladbach bei den Ritterspielen dabei.

Einer dieser Mittelalter-Fans ist Berthold Nachtsheim, ein „Kölner aus Bergisch Gladbach“, der in Satzvey in die Rolle (und natürlich auch in das Gewand) eines Wikingers schlüpft. „Ich feiere hier dieses Jahr mein Zehnjähriges“, sagt Nachtsheim, der auch schon die Woche vor dem Pfingstwochenende in seinem Zelt auf dem Lagerplatz verbracht hat.

Im Satzveyer Ritterlager verbringen manche ihren Jahresurlaub

Das haben auch die Eheleute Michaela und Oliver Reuter aus Keldenich getan, die jedes Jahr aufs Neue nach Satzvey kommen. „Für uns ist das wie ein kleiner Urlaub. Die Gemeinschaft hier im Lager ist fantastisch – wir sind alle eine große Familie“, sagt Michaela. Passend zu ihrer Herkunft in Sichtweite des Bleibergs, spielen sie und ihr Mann die Rolle von Minenbesitzern. „Den Bleiabbau gab es ja auch schon im Mittelalter, das passt.“

Nur ein paar Schritte weiter sitzen Sven aus Bonn und seine Freunde unter einem Zeltdach zusammen. Sie beratschlagen, wie es mit dem Umbau der Duschanlage für die Teilnehmer weitergehen soll. „Wir dürfen die Wochen rund um die Ritterspiele hier im Lager auf dem Burggelände verbringen – im Gegenzug tun wir auch etwas für unsere Gastgeber“, sagt der Bonner mit heiserer Stimme. „Bei den Kinderritterspielen bin ich als Einhorn aufgetreten, das hat meine Stimme ein wenig beansprucht“, lacht er.

Rund 1000 Teilnehmer werden es am Wochenende sein, die das große Ritterlager rund um die historische Wasserburg bevölkern werden. Dazu kommt dann noch das mittelalterliche Markttreiben mit gut 70 Händlern aus verschiedensten Zünften, Märchenerzählern, Spielleuten und Gauklern. So, wie man es schon seit 40 Jahren kennt.


Ritterspiele 2024

Von Samstag, 18. Mai, bis Pfingstmontag ist das Burggelände jeweils ab 12 Uhr geöffnet. Die Shows finden am Samstag um 17 Uhr, am Sonntag um 14 und 18 Uhr sowie am Montag um 16 Uhr statt. Anfang September finden die Ritterspiele an zwei Wochenenden auf Burg Satzvey statt.

Tickets für die Show gibt es an der Tageskasse ab 28 Euro. Wer nur den Markt besuchen möchte, zahlt zwischen 12 (Kinder ab 4 Jahren) und 18 Euro. 

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