Satirischer Wochenrückblick„Mäht nix, et hät nit solle sin“ als Trost für FC-Fans

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Wildblumen blühen auf einer Wiese im Grüngürtel. Die Wildblumenwiese liegt am Militärring auf Höhe des Geißbockheims.

„Deutschland summt“. Im Mai sollen die Rasenmäher einen Ruhe-Monat einlegen.

In kölschen Kleingärten sollte der Mai unter dem Motto „Mäht nix“ stehen. Dieses Motto könnte am Samstag auch für die FC-Fans gelten.

Es hat ein Weilchen gedauert, bis „Deutschland summt“ in kölschen Kleingärten angekommen ist. Was nur daran liegt, dass der Kölner mit diesem verschwurbelten Motto, das zur Rettung von Gänse- und Butterblümchen, Krokus und Traubenhyazinthe durch ein freiwilliges Rasenmäher-Fahrverbot im Mai beitragen soll, nichts anfangen kann.

Und wie reagiert der Kölner, wenn er etwas nicht versteht? Mit einer als Frage getarnten Meinungsäußerung, von der es drei Varianten gibt. Wat soll dä Quatsch? Wat soll dä Käu? Wat soll dä Driss? Und will damit zeigen, dass er sich vor dieser Urteilsfindung ausgiebig mit der Materie beschäftigt hat.

„Mäht nix“ ist „Deutschland summt“ bei weitem überlegen

Weil diese Einstellung aus der Perspektive eines Gänseblümchens betrachtet, den sicheren Tod bedeutet, wird es höchste Zeit, den Begriff „Deutschland summt“ angesichts des Artensterbens und des fortschreitenden Klimawandels, zum dem auch die englischen Rasenflächen beitragen, ohne vorherige Anhörung der Experten der Akademie för uns Kölsche Sproch zu übersetzen. Schließlich ist der Mai schon weit fortgeschritten.

Was also heißt „Deutschland summt“ op kölsch? „Mäht nix!“ Im Gegensatz zum hochdeutschen Original besticht die kölsche Version nicht nur durch eine klare Aussage, sondern hat überdies einen appellativen Charakter. Der Mai ist gekommen, lasst die Rasenmäher aus!

Im Zeitalter des Großserien-Mähroboters auf Schleifenbasis ohne Begrenzungsdraht, dessen künstliche Intelligenz jeden aus der Masse herausragenden Grashalm gnadenlos erkennt und niedermetzelt, um eine drohende Wildblumenwiesen-Bildung im Keim zu ersticken, ist das schon eine Herausforderung.

Tröstender Song für Reker und den 1. FC Köln

Das macht der Roboter schon aus Selbsterhaltungstrieb, weil er sonst den Rückweg in die Garage nicht findet und mit leergesaugten Akkus mitten in der Kleingarten-Pampa zuzuwuchern droht.

„Mäht nix“ ist aber auch wegen seiner Doppeldeutigkeit „Deutschland summt“ bei weitem überlegen. Das hat schon Marie-Luise Nikuta, die verstorbene Motto-Queen des kölschen Fastelovend erkannt und ein Liedchen mit einem tröstenden Refrain geschrieben: „Mäht nix, mäht nix, dat is doch ja nit schlimm. Mäht nix, mäht nix, dat krieje mer schon hin. Mäht nix, mäht nix, et hät nit solle sin.“

Diesen tröstlichen Song sollte sich nicht nur unsere Oberbürgermeisterin anhören, die bei jeder Gelegenheit ihr Bedauern über die geplatzte Wiedereröffnung der Oper zum Ausdruck bringt, weil sie sich doch schon so ein schönes neues Kleid gekauft hat. Vielleicht lässt sich das noch umtauschen.

Auch alle Effzeh-Fans kann „Mäht nix!“ auf dem Weg ins Stadion seelischen Beistand geben, sollte aus dem erhofften Sieg gegen Union Berlin doch nichts werden und am Ende der Partie der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte stehen. Mäht nix! Mäht nix!

Vielleicht lassen die Stadion-Greenkeeper anschließend in den beiden Strafräumen den Rasen in Ruhe und die Butterblümchen wachsen. Als Pflänzchen der Hoffnung. Die Europameisterschaft ist doch erst im Juni.

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