KostenschätzungNeues Gerätehaus für Kaller Feuerwehr kostet rund 19 Millionen Euro

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Die Visualisierung zeigt die Planung des neuen Feuerwehrgerätehauses in Kall.

So soll das neue Feuerwehrgerätehaus nach dem derzeitigen Planungsstand aussehen.

Das Feuerwehrgerätehaus in Kall war ohnehin sanierungsbedürftig, die Flut 2021 hat ihm den Rest gegeben. Doch der Neubau wird sehr teuer.

Die Kostenschätzung lag allen Fraktionen etwas schwer im Magen, aber der Kaller Bauausschuss war sich einig, dass man bei der Feuerwehr nicht sparen kann und darf. Zuvor hatte der Architekt Frank Fietz aus Dortmund die Planung für das neue Feuerwehrgerätehaus in Kall vorgestellt und die Ausgaben auf rund 19 Millionen Euro geschätzt. Davon werde die Gemeinde, so Bürgermeister Hermann-Josef Esser (CDU), wohl zehn bis zwölf Millionen übernehmen müssen.

Dass Kall ein neues Feuerwehrgerätehaus braucht, ist schon seit Jahren klar, denn das alte Gebäude hat zahlreiche Mängel: Die Schulungs- und Sozialräume sind zu klein, die Gebäudetechnik ist veraltet und reparaturanfällig, und Umkleide- und Duschräume, in denen Einsatz- und Straßenkleidung getrennt werden, gibt es nicht. Hinzu kommen energetische Mängel.

Das Gefälle des Grundstücks in Kall erschwert die Planung

„Das Feuerwehrhaus in Kall war schon vor der Flut zu klein. Die Flut hat dem Gebäude dann den Rest gegeben“, erklärte der Ausschussvorsitzende Dr. Manfred Wolter (FDP). In der Zwischenzeit seien die Bedarfe der Feuerwehr ermittelt, ein Grundstück und ein Architekt gefunden worden.

Fietz betonte, dass das Quergefälle von mehreren Metern auf dem Grundstück die Planung erschwere. Man habe fünf Vorentwürfe erstellt und sich nach intensiven Diskussionen auf den aktuellen Entwurf geeinigt. Neu sei, dass nicht mehr geplant sei, auf dem Gelände ein ebenes Plateau anzulegen: „Wir versuchen, mit dem Grundstück zu arbeiten, und haben deshalb drei Erschließungsebenen für das Gebäude vorgesehen.“ Ferner sind zwei Zufahrten und eine Straße rund um das Gebäude geplant.

Das Luftbild zeigt die Wiese, auf der das neue Feuerwehrgerätehaus in Kall gebaut werden soll. Links daneben sind die Gewächshäuser einer Gärtnerei zu sehen, rechts davon der Friedhof.

Zwischen der Gärtnerei (l.) und dem Friedhof (r.) soll der neue Standort für die Feuerwehr gebaut werden.

Der Entwurf war in enger Abstimmung mit Vertretern der Feuerwehr und den Fachplanern erstellt und der Arbeitsgruppe Feuerwehr im Dezember vorgestellt worden. Weil die Kosten da noch bei rund 21,3 Millionen Euro lagen, wurde der Planer beauftragt, nach Einsparpotenzialen zu suchen. So konnte die geplante Investitionssumme um knapp 2,5 Millionen Euro gesenkt werden.

Die Feuerwehr erhält auch eine Tiefgarage und eine Dachterrasse

In dem neuen Gerätehaus sollen außer der Fahrzeughalle ein Lager- und Logistikbereich, Schulungsräume, Büros und eine Stabsstelle untergebracht werden. Auch Umkleiden und Duschen, eine Küche sowie eine Tiefgarage mit 61 Stellplätzen und eine Dachterrasse sind vorgesehen.

Wir haben aber außerhalb der Tallage keine ebenen Flächen zur Verfügung.
Hermann-Josef Esser, Bürgermeister

Hans Reiff (FDP), Vorsitzender der AG Feuerwehr, hob hervor, dass auch die vielen gesetzlichen Vorgaben zu den hohen Kosten beigetragen hätten: „Außerdem ist eine Einsatzzentrale vorgesehen, die sonst im Rathaus untergebracht werden müsste.“ Der Standort habe sich aber bei der Flut nicht bewehrt: „Das Rathaus war ja selbst betroffen und nicht mehr erreichbar.“ All diese Punkte müssten berücksichtigt werden. Er habe sich den Neubau auch preisgünstiger gewünscht.

Bürgermeister Hermann-Josef Esser betonte, dass das Gefälle auf dem Grundstück zu höheren Kosten führe: „Wir haben aber außerhalb der Tallage keine ebenen Flächen zur Verfügung.“ Die Tiefgarage sei kein Luxus, sondern die beste Möglichkeit, Räume ohne Tageslicht zu nutzen. „Die Gemeinde ist über die Jahrzehnte mit den drei Feuerwehrstandorten sehr preiswert gefahren. Das ist in anderen Kommunen anders“, sagte der Bürgermeister. Jetzt müsse aber investiert werden: „Wir brauchen eine einsatzfähige Feuerwehr.“

Wie viel wird über den Wiederaufbau finanziert? 

„Die Entscheidung für ein neues Gerätehaus wurde schon vor der Flut getroffen. Die SPD steht weiter dazu“, meinte der Fraktionsvorsitzende Emmanuel Kunz. Die Kosten seien höher als erhofft, aber letztlich setze man ja nur Vorschriften und DIN-Vorgaben um. „Wir müssen bei der Bezirksregierung Köln Überzeugungsarbeit leisten und klarmachen, dass ein großer Teil des Projekts zum Wiederaufbau gehört und auch darüber finanziert werden muss“, führte Kunz aus.

„Der Bürger erwartet, dass wir eine funktionierende Feuerwehr haben. Günstiger kriegen wir den Neubau nicht“, sagte Franz Albert Groß (FDP). Die Wehr habe ihre Ansprüche noch einmal angepasst. Nun könne man nur noch auf den ein oder anderen Zuschuss hoffen.

Grüne wollen nach einem anderen Grundstück in Kall suchen

Drastisch drückte es Willi Frauenrath (CDU) aus: „Die Wehr arbeitet zurzeit in einer Ruine. Es wird Zeit, dass sich etwas tut.“ Man müsse bei anderen Projekten sparen. Frauenrath wollte wissen, wann man denn mit einem Spatenstich rechnen könne. Esser schmunzelte und sagte: „Im August.“ Auf das Jahr wollte er sich aber wohl nicht festlegen.

Klaus Pütz (Grüne) kritisierte die hohen Kosten: „Wir sollten noch einmal intensiv Ausschau nach einem anderen Grundstück halten.“ Dann könne man einige Millionen Euro sparen. Ansonsten solle man zumindest auf die Tiefgarage verzichten.

Planer Fietz erklärte, dass die Tiefgarage mit 1,65 Millionen Euro veranschlagt sei. Wenn man stattdessen Parkplätze anlege, müssten zusätzliche Flächen gekauft werden. „Die dann notwendige Überdachung der Stellplätze mit PV-Anlagen würde weitere rund 850.000 Euro kosten“, rechnete der Planer vor. Er brach auch eine Lanze für die geplante kleine Dachterrasse: „So ein Treffpunkt ist auch wichtig für die Kameradschaft.“

„Im Haushalt 2024 sind 14 Millionen Euro für das Feuerwehrgerätehaus eingeplant. Nun kommen noch einmal fünf Millionen Euro hinzu“, rechnete Markus Stoff vor. „Ich bin Kämmerer und kein Magier und kann nur hoffen, dass wir uns an diesem Brocken nicht verschlucken.“ Am Ende wurde die Vorplanung vom Ausschuss zur Kenntnis genommen und für die weiteren Planungsphasen freigegeben.

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