Drei Jahre nach der Flut„Fraunhofer“ in Euskirchen soll Neubau für 33 Millionen erhalten

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Bild sind zwei Hände mit einer Schere zu sehen: Ein Band mit der Aufschrift „Fraunhofer“ wird durchschnitten.

Beim Fraunhofer-Institut in Euskirchen soll ein Neubau entstehen.

Teile der Liegenschaft in Euskirchen wurden 2021 zerstört. FDP-Bundestagsmitglied Markus Herbrand hat nachgefragt und erhielt klare Antworten. 

Für den FDP-Bundestagsabgeordneten Markus Herbrand ist es eine „großartige Nachricht für die gesamte Region“. Das Fraunhofer-Institut in Euskirchen soll einen Neubau erhalten. Das geht aus einem Schreiben der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) an Markus Herbrand aus Gemünd hervor.

Herbrand hatte die BImA um Unterstützung gebeten. Denn bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 sind die Gebäude des Fraunhofer-Instituts für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen (INT) erheblich beschädigt worden. Seitdem muss eine Reihe von Beschäftigten in Containern arbeiten.

Fraunhofer-Mitarbeiter in Euskirchen müssen in Containern arbeiten

Wie aus dem Schreiben der BImA hervorgeht, hat die Bundeswehr die Liegenschaft im Jahr 1977 der „Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V.“ unentgeltlich zur Nutzung überlassen.

Nach dem Starkregenereignis 2021 sei der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW mit Sofortmaßnahmen zur Behebung der Flutfolgen beauftragt worden.

Doch es habe sich herausgestellt, „dass große Teile des vom INT genutzten Hauptgebäudes als Labor-/Technikflächen oder Büroflächen nicht mehr nutzbar sind“, schreibt Dr. Christoph Krupp, Sprecher der Bundesanstalt, in seinem Antwortschreiben an Herbrand.

Die oberen Geschosse könnten nur noch eingeschränkt als Büroflächen genutzt werden, da die zentrale technische Infrastruktur durch das Hochwasser zerstört worden sei.

Wirtschaftlicher Totalschaden: Neues Gebäude muss nun her 

„Ein beauftragter Gutachter ist zu dem Ergebnis gekommen, dass nach Abwägung aller entscheidungsrelevanten, insbesondere wirtschaftlichen Gesichtspunkte der Errichtung eines Neubaus im Vergleich zu einer Gebäudesanierung der Vorzug zu geben ist“, so Krupp.

Die Kosten für Abriss und Neubau des Gebäudes würden mit rund 33 Millionen Euro veranschlagt. Trotz der Anmietung von Containern sei die Forschungstätigkeit des INT erheblich eingeschränkt. Die BImA sei daher bereit, vor Ort einen Neubau errichten zu lassen, so Krupp. Dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW liege die dringliche Anfrage der BImA vor, ob er das Bauvorhaben zügig umsetzen kann.

„Sollte die Bauverwaltung sich aus Kapazitätsgründen außerstande sehen, einen solchen Auftrag anzunehmen, wird die BImA in enger Abstimmung mit der Bundeswehr auf die Bauabteilung der Fraunhofer-Gesellschaft zugehen, um den Abriss und Wiederaufbau des betreffenden Gebäudes schnellstmöglich zu realisieren“, heißt es in dem Schreiben.

MdB Herbrand lobt die Forscherinnen und Forscher in Euskirchen

Damit unterstreiche der Bund den hohen Stellenwert der in Euskirchen vorrangig für den Verteidigungsbereich durchgeführten Forschungsarbeiten, so Herbrand: „Die erfolgreichen Forschungsarbeiten und damit verbundene Innovationen sind zudem wichtiger Nährboden für einen erfolgreichen Strukturwandel und steigern die Attraktivität für zukunftsfähige Neuansiedlungen.“

Die Forscherinnen und Forscher hätten durch ihr besonderes persönliches Engagement in den vergangenen fast drei Jahren auf beeindruckende Weise unter Beweis gestellt, dass Leidenschaft und Forscherdrang auch widrigen Bedingungen trotzen könnten. Nur ihrem Durchhaltewillen und ihrer Tatkraft sei es zu verdanken, dass die vom Hochwasser zerstörten Räumlichkeiten überhaupt bis heute genutzt werden konnten.

„Ich freue mich sehr, dass ich durch mein Nachfragen bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben und mein Werben für den Euskirchener Standort sowohl hier als auch im Verteidigungsministerium einen Beitrag für die jetzt gefallene Entscheidung leisten konnte“, erklärte der Abgeordnete.

Fraunhofer: Altbau wird abgerissen, neueres Gebäude saniert

Besonders freue ihn, dass Abriss und Neubau direkt durch die Bauabteilung des Fraunhofer-Instituts übernommen werden könnten. Dieses praxisnahe Vorgehen erspare allen Beteiligten unnötige Bürokratie und verhindere Verzögerungen.

„Angesichts der Forschungen für den Verteidigungsbereich müssen nun alle Mittel genutzt werden, um schnellstmöglich den vollen Forschungsumfang wieder herzustellen“, sagte der FDP-Politiker. In diesem Sinne sollten auch Land und Kommune prüfen, ob von ihrer Seite Unterstützungs- und Beschleunigungsmöglichkeiten für die Bauarbeiten bestünden.

Auch im Institut selbst wurde die Nachricht positiv aufgenommen, wie Pressesprecherin Gina Frederick dieser Zeitung sagte: „Wir freuen uns, dass die BImA sich der Sache angenommen hat.“  Sowohl der Altbau als auch ein Gebäude, das vor etwa zehn Jahren errichtet worden sei, seien durch die Flut beschädigt worden.

Das neuere Gebäude könne saniert werden, der Altbau müsse hingegen abgerissen und ersetzt werden. Für die Dauer der Baumaßnahme werde das Institut ein Gebäude in Euskirchen anmieten, so Frederick. Um welche Liegenschaft es sich handelt, könne sie noch nicht sagen. Der Mietvertrag sei noch nicht unterschrieben.

KStA abonnieren