So geht es nicht weiterPflegekräfte in Bergisch Gladbach sind an ihrer „Kapazitätsgrenze“

Lesezeit 3 Minuten
In der RheinBerg Galerie demobstrieren Pflegekräfte.

Pflegepersonal macht auf prekäre Lage aufmerksam.

In der RheinBerg Galerie machten Pflegekräfte auf ihren Notstand aufmerksam und forderten bessere Bedingungen. 

„Pflege mit Herz und Hirn“, steht auf einem der Plakate in der Rhein-Berg-Galerie. Anlässlich des Tags der Pflege haben sich an diesem Freitag Pfleger und Pflegerinnen aus dem gesamten Rheinisch-Bergischen Kreis (RBK) versammelt. Grund ist eine Podiumsdiskussion zur aktuellen prekären Lage der Pflege. Veranstalter ist der Arbeitskreis Ambulanter Pflegedienste im RBK.

Viele Teilnehmende sind in ihren blauen und roten Arbeitskitteln gekommen. An der Diskussion nehmen der parlamentarische Geschäftsführer und Sprecher für Pflege und Alter der Grünen Landtagsfraktion NRW Mehrdad Mostofizadeh, der Landrat Stephan Santelmann, der Beigeordnete der Stadt Bergisch Gladbach für Stadtentwicklung und Klimaschutz Ragnar Migenda, die Geschäftsführerin der Diakonie Sozialstation Nicole Stockem und die Pflegepädagogin und ehemalige Leiterin der Pflegeakademie Leichlingen Frau Claas teil.

Pflege an der Kapazitätsgrenze

Moderator Bader aus dem Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz stellt die Gäste kurz vor – und dann beginnt die Diskussion. „Wir merken, dass wir an unsere Kapazitätsgrenze kommen“, so Nicole Stockem über die Belastung des Pflegepersonals in der Diakonie Sozialstation Rösrath. Gleichzeitig möchte das Pflegepersonal der Sozialstation weiterhin den Menschen helfen, beteuert die Geschäftsführerin in ihrem Statement, was aber zunehmend schwerer wird.

Die Pflegepädagogin Claas betont: „Wir brauchen gut ausgebildete Pflegefachkräfte, aber auch Pflegeassistenz“. An Personal mangelt es hinten und vorne. Lösungsansätze gibt es viele, die Umsetzung ist jedoch schwer. Claas Idee ist das Konzept der „Gemeindeschwester“. Eine Pflegerin, die innerhalb der Kommune unterwegs ist und Menschen zum Thema Pflege berät.

Rahmenbedingungen in der Pflege müssen sich verbessern

Der Beigeordnete der Stadt Bergisch Gladbach Migenda setzt auf das Anwerben aus dem Ausland. Laut Migenda müssen allerdings auch die Rahmenbedingen für das Personal aus dem In- und Ausland stimmen. Die Stadt muss bezahlbaren Wohnraum, ausreichend Kita-Plätze und, insbesondere für Zuwanderer, ein angenehmes soziales Umfeld gewährleisten können, um das Personal in der Kommune zu halten. Im ersten Moment denkt man, ein guter Ansatz, aber reicht das? Auch der grüne Politiker Mehrdad Mostofizadeh stellt diese Frage bei der Diskussion und liefert sogleich die Antwort: „Werden wir jemals genug Leute haben? Niemals!“

Laut Mostofizadeh ist es wichtig, dass die Pflege, insbesondere das Personal, mehr Wertschätzung erfährt. Zum Schluss der Diskussion bekommen die Teilnehmenden die Möglichkeit, selbst zu Wort zu kommen. Kritik gibt es von einem jungen Mann an der Politik. Die Forderung der Politik, das Pflegepersonal soll noch mehr arbeiten, wäre nicht zielführend. „Es werden keine Brücken zwischen der Pflege und der Politik gebaut“, so der angehende Pfleger am Ende seines Statements. Gegen Ende der Diskussion betont Mostofizadeh erneut: „Pflege ist ein cooler Beruf und geht uns alle etwas an“.

Der Arbeitskreis Ambulanter Pflegedienste im RBK wurde 2018 vom Geschäftsführer der Mobilen Pflege Moitzfeld Andreas Neuber gegründet. Insgesamt sind 50 Pflegedienste aus ganz Rhein-Berg Teil des Arbeitskreises. Ziel ist es, einen regionalen Austausch unter den Pflegediensten zu haben und gemeinsam Probleme mit Krankenkassen oder der Politik anzugehen. Ziel der Podiumsdiskussion ist laut Andreas Stammler, Inhaber der Promedica Plus Rhein-Berg Süd, den jungen Auszubildenden Hoffnung zu machen und Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit für die prekäre Lage der Pflege zu generieren. (jun)

KStA abonnieren