Eltern aus Köln fordern eine günstigere Ticketoption nur für das Stadtgebiet, weil das Deutschlandticket teurer wird.
Deutschlandticket wird teurerKölner Eltern fordern Option für günstigere Schülertickets

Eltern zahlen für das „Deutschlandticket Schule“ ab Januar 43 Euro im Monat (Symbolbild).
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Kölner Eltern müssen ab 1. Januar 2026 mehr für das Bus- und Bahnticket ihrer Schulkinder zahlen – und zwar 43 Euro im Monat. Sie fordern jetzt, die Möglichkeit einzuführen, ein günstigeres Ticket wählen zu können, das jedoch nur im Stadtgebiet gilt.
Christine Kiauk hat zwei Kinder, ihr Sohn besucht die Heliosschule in Köln, wo er mit der KVB hinfährt. Deshalb hat Kiauk vorige Woche einen Brief der KVB bekommen, der sie über die Kostenerhöhung informiert. Sie muss nächstes Jahr insgesamt 516 Euro für das Ticket ihres Sohnes zahlen. Kiauk sagt, die Kosten für den Weg zur Schule „sollten sozial gerecht sein“, sagt sie. „Alle Schülerinnen und Schüler müssen gleichermaßen einen kostengünstigen Zugang zu Bildung haben.“
Aktuell, seit Jahresbeginn 2025, kostet das „Deutschlandticket Schule“ 38 Euro monatlich. Bei seiner Einführung im August 2023 waren es noch 29 Euro. Das ergibt eine Preissteigerung von 14 Euro in anderthalb Jahren. Kiauk fragt: „Ist das angemessen?“
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KVB informiert Eltern per Brief
Wer an einer städtischen Schule in Köln ist und ein Schülerticket will, muss das „Deutschlandticket Schule“ beziehen. Klaus Holtmann ist Schulpflegschaftsvorsitzender des Gymnasiums Königin-Luisen-Schule und sagt: „Es ist unfair, dass die Stadt Köln als Schulträger mit der KVB einen verpflichtenden Vertrag für das Deutschlandticket geschlossen hat.“ Wie den anderen Eltern ist auch ihm im Gespräch wichtig zu betonen, dass er das Deutschlandticket für eine gute Sache halte, sich aber die Wahlmöglichkeit wünscht.
Im Elternbrief der KVB, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, wird im Fall einer Ablehnung der Preiserhöhung die Kündigung vorgeschlagen. Holtmann empfindet das als „schrecklich kundenunfreundlich“, denn es sage aus: „Du kommst aus der Nummer ja eh nicht raus. Falls du das teurere Deutschlandticket nicht willst, sieht zu, wie du deine Kinder selber zur Schule bekommst.“
Das ist derzeit die einzige andere mögliche Konsequenz für Eltern, gleichwohl die KVB nicht für die Erhöhung verantwortlich ist. Sie verweist auf den Erlass des Landes NRW, der regelt, dass das Ticket für Schüler um den definierten Betrag von 20 Euro preiswerter sein muss als das reguläre Deutschlandticket.
Petition von Gesamtschul-Eltern gestartet
Die Eltern Kölner Gesamtschulen haben am Freitag eine Petition gestartet: „Gerechte Ticketpreise für Kölner Schüler:innen – Wahl statt Pflicht zum Deutschlandticket“. Moniert wird auch, dass durch den Festbetrag, den das Schülerticket weniger kostet als das allgemeine Deutschlandticket, die Steigerung Familien überproportional belastet: Während das normale Deutschlandticket seit 2023 um 28 Prozent teurer wurde, erhöhte sich der Preis für Schulkinder um 48 Prozent.
Silvia Rick ist Teil der Stadtschulpflegschaft der Gesamtschulen und sagt: „Gerade für Familien, die mehrere Kinder haben, ist das eine drastische Erhöhung.“ Für zwei Kinder sind es 1032 Euro, für drei 1548 Euro.
Rick sagt auch: „Der tatsächliche Bedarf der Familien werde gar nicht berücksichtigt.“ Denn Schülerinnen und Schüler nutzen nur zu einem kleinen Anteil das Deutschlandticket für verbundübergreifende Fahrten, das hat eine deutschlandweite Marktforschung, in Auftrag gegeben von der Deutschen Bahn und des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen im Zeitraum des ersten Halbjahrs 2024, gezeigt. 83 Prozent der befragten Schüler unter 13 Jahren gaben an, das Deutschlandticket hauptsächlich für Fahrten von und zur Schule zu nutzen. 81,2 Prozent der befragten Schüler zwischen 14 und 17 sagten, sie nutzten es „ausschließlich im Gebiet meines lokalen Verkehrsverbundes“.
Ticketkosten werden nur unter bestimmten Voraussetzungen erstattet
Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass Freifahrtberechtigte durch Antragsstellung eine Reduzierung der Kosten erhalten können. Der Eigenanteil liegt dann noch bei 14 und 7 Euro für ein zweites Kind. Für wie viele Eltern das infrage kommt, könne sie derzeit noch nicht sagen, weil die Antragsfrist noch bis zu diesem Freitag für das abgelaufene Schuljahr läuft. Die Voraussetzungen dafür hängen von der Entfernung des Wohnorts bis zur nächstgelegenen Schule ab, nicht der tatsächlichen.
Christine Kiauk wohnt in der Südstadt, ihr Sohn fährt täglich sechs Kilometer entfernt zum Teilstandort Am Wassermann der Heliosschule. Wer eine schriftliche Ablehnung der nächstgelegenen Schule vorlegen kann, kann auch für einen weiter entfernten Schulplatz eine Fahrkostenerstattung bekommen. Dazu zählt Kiauk aber nicht. Kiauk sagt: „Es ist schwierig, den passenden Schulplatz zu finden, das bedeutet durchaus einen Schulweg von sechs oder noch mehr Kilometern.“ Viele Kölner Eltern haben die Frage der Fahrkostenerstattung bei der Schulplatzanmeldung nicht auf dem Schirm, wie sich im jetzigen Protest gegen die höheren Ticketkosten zeigt.
Kölner Politik entschied sich 2023 für das „Deutschlandticket Schule“
Wegen umkämpfter Schulplätze in Köln und durch das Losverfahren, melden sich Kölner Eltern aber bei der Platzsuche eher an mehr Schulen an und entscheiden sich tendenziell häufiger für einen Schulplatz, der weiter weg ist von ihrem Wohnort, beobachtet Oliver Seeck, schulpolitischer Sprecher der SPD. Laut NRW-Erlass entscheidet der Schulträger über das angebotene Schülerticket-Modell. Zuständig für städtische Schulen ist damit die Kölner Politik.
Als sie die Entscheidung vor eineinhalb Jahren für das Deutschlandticket traf, waren die Konditionen aber noch andere. Oliver Seeck, schulpolitischer Sprecher der SPD, lädt jetzt die künftigen Mitglieder des neuen Schulausschusses dazu ein – noch stehen sie nicht fest –, noch einmal über das Thema zu diskutieren. Seeck sagt: „Für viele Familien bedeutet diese erneute Preissteigerung eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung.“
Im Schulausschuss der vorigen Ratsperiode hatte er im Januar schon einmal beantragt, eine günstigere Alternative fürs Kölner Stadtgebiet zu prüfen, damals aber keine Mehrheit gefunden. Jetzt befürchtet er, dass Eltern das Ticket ganz abbestellen und damit der ÖPV wieder unattraktiver werde. Eine Wahloption für das regionale Ticket sei schon deshalb wichtig, weil das Deutschlandticket keine Fahrradmitnahme beinhaltet. Das ehemalige Schülerticket ermöglichte sie.

