Sechs Stunden mehr Erzählung aus Frank Herberts „Dune“-Universum bietet die bildgewaltige HBO-Serie „Dune: Prophecy“ bei Sky/Wow ab 18. November.
„Game of Thrones“ mit RaumschiffenSo bildgewaltig ist „Dune“
Dass sich die Demokratie weltweit auf dem Rückzug befindet, ist eine traurige Tatsache. Beim Blick auf große Science Fiction- und Fantasy-Epen, die im Kino und via Streaming die Massen begeistern, gab es sie jedoch nie, oder sie wurde schon lange verworfen und „besiegt“. Man denke zum Beispiel an die Welten von „Star Wars“, „Herr der Ringe“, „Game of Thrones“ oder eben „Dune“. Das letztgenannte Imperatoren-Franchise wird nun unter dem Titel „Dune: Prophecy“ (ab Montag, 18. November, Sky und Wow) um eine sechsteilige Serie erweitert. Auch hier geht es mal wieder um den Machterhalt im Sternen-Imperium, wo es keine Wahlen oder Volksabstimmungen gibt, sondern nur Häuser respektive Familien, die um die Macht kämpfen. Im Mittelpunkt der Ereignisse, die etwa 10.000 Jahre vor den aus den Kino-Blockbustern bekannten Geschichten rund um Paul Atreides (Timothée Chalamet) angesiedelt sind, stehen auch hier konkurrierende Blöcke und einzelne Intriganten.
Valya Harkonnen (Emily Watson) leitet als „Mother Superior“ die aus den Filmen bekannte mysteriöse Schwesternschaft der Bene Gesserit. Unterstützt von ihrer Schwester Tula Harkonnen (Olivia Williams) sagt sie den per Amt Mächtigen im Universum die Zukunft voraus und bildet einen - im Wortsinne - visionären Think Tank, der jedoch eigene Interessen verfolgt. Eigentlich stehen Regent Javicco Corrino (Mark Strong) und seine Frau Natalya Arrat Corrino (Jodhi May) dem Imperium vor. Sie sind jedoch auf eine geschickte Politik und starke Allianzen zur Sicherung ihrer Macht angewiesen. Dafür soll ihre Tochter Prinzessin Ynez Corrino (Sarah-Sofie Boussnina) für eine Weile von den Bene Gesserit-Schestern ausgebildet werden und dann eine Zweckehe eingehen. Ihr Bräutigam ist noch ein Kind, dessen Vater jedoch über ein mächtiges Waffen-Arsenal verfügt. Das klingt gewaltig, und das ist gewaltig. Sky und Wow zeigen die sechs etwa einstündigen Folge der bildstarken HBO-Prestige-Produktion im Wochenrhythmus.
„Game of Thrones“ ist ein gutes Stichwort
Die mysteriöseste Figur der Erzählung ist allerdings Desmond Hart, gespielt von „Vikings“-Star Travis Fimmel. Der Rasputin-hafte Charismatiker, ein Soldat mit besonderen Fähigkeiten, wird zum Einflüsterer des Imperators, welcher so seine Macht sichern und eigene Schwäche kaschieren möchte. Für Fans von Frank Herberts „Dune“-Universum beziehungsweise der erfolgreichen Kinofilme von Bildzauberer Denis Villeneuve macht die Serie vieles richtig. HBO spendierte dem High End-Produkt eine sehr hochwertige, düstere Optik. Auch Charaktere und Erzählweise der lose auf dem 2012 erschienenen Sequel-Roman „Sisterhood of Dune“ von Frank Herberts Sohn Brian Herbert und Kevin J. Anderson beruhenden Erzählung stimmen: Man schaut feinen Schauspielern beim Intrigen-spinnen und bei Ränkespielen der Mächtigen zu. Nur auf die ganz große Action muss man ein wenig verzichten. Gewalt gibt es trotzdem, und sie ist durchaus drastisch, wenn mal wieder auf fiese Art und Weise ungeliebte „Player“ dieses „Game of Thrones“ aus dem Weltall um die Ecke gebracht werden müssen.
Überhaupt ist „Game of Thrones“ ein gutes Stichwort. Wer vor allem die Hinterzimmerdiplomatie, wie sie dort oder auch in der Nachfolgeserie „House of the Dragon“ praktiziert wird, liebt, kommt hier auf seine Kosten. Erweitert wird das Setting durch klosterhafte Elemente aus „Name der Rose“, es gibt auch kurze Sandwurm-Sequenzen, die bei den Erinnerungen des Kriegers Desmond Hart eine Rolle spielen - und auch in der Serien gut aussehen.
Eigentlich, so hört man, wollte oder sollte Denis Villeneuve selbst bei der Serie Regie führen. Der kanadische Regie-Superstar (“Blade Runner 2049“, „Arrival“) musste dann jedoch passen. Am 17. Dezember 2026, also erst in zwei Jahren, soll sein dritter und letzter „Dune“-Film in die Kinos kommen. „Dune: Prophecy“, eine Serie, die viel richtig macht, ohne dabei allerdings eine wirklich eigene Vision oder Sprache zu entwickeln, wurde schließlich von den Showrunnerinnen Diane Ademu-John and Alison Schapker umgesetzt. Regie führte bei einigen Folgen die Deutsche Anna Foerster, die viel mit Roland Emmerich gearbeitet hat. Die sehr präsente Musik der Serie ist auch sozusagen deutsch, sie stammt von Oscar-Preisträger Volker Bertelmann (“Im Westen nichts Neues“). (tsch)