Helloween, Mandoki Soulmates und Snoop Dogg, der ein ebenso schlüpfriges wie spaßiges Album mit seinem alten Kumpel Dr. Dre aufgenommen hat: Erfahren Sie hier, was neu, wichtig und hörenswert ist in der Welt der Musik.
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„Missionary“. Meint er damit Missionsarbeit oder doch eher die Missionarsstellung? Snoop Dogg würde womöglich so etwas antworten wie: „Lass uns einfach auf 'Play' drücken und sehen, was passiert, Baby.“ So oder so, mit dem neuen Album ist ihm und Produzent Dr. Dre eine echte Spaß-Platte gelungen. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Helloween und den Mandoki Soulmates.
Snoop Dogg - Missionary
Gefühlsecht, gerippt, genoppt oder doch eher mit irgendeiner lustigen Geschmacksrichtung? Nichts davon und irgendwie doch alles auf einmal: „Aural Pleasure“ steht in kleinen Lettern auf dem Cover zu Snoop Doggs neuem Album „Missionary“, das eindeutig zweideutig einer Kondompackung nachempfunden ist - ein Genuss für die Ohren soll es also sein. Mit einem lustvollen Mix aus klassischem 90er-Rap, Bass-Funk und R'n'B liefert Snoop Dogg den Soundtrack für gewisse Stunden und zeigt: Mit 53 Jahren ist er immer noch ein „Playa“ wie aus dem Westcoast-Bilderbuch.
Sexy, lässig, unterhaltsam und stilistisch durchaus abwechslungsreich: Hätte man Snoop Dogg Mitte der 90-er diese Platte vorgespielt und erklärt, dass er so im Jahr 2024 klingen wird - er hätte sich wahrscheinlich sofort breit grinsend einen fetten Joint angezündet. Die viele nackte Haut, die schlüpfrigen Witze zwischen Missionsarbeit und Missionarsstellung, die qualmenden Autoreifen und überhaupt das ganze „Gepose“: So richtig zeitgemäß und erwachsen ist das alles, was da in der Musik und den Videos passiert, sicher nicht. Aber es gibt da draußen bestimmt trotzdem eine Menge HipHop-Fans, die dieses Werk feiern werden.
Dafür, dass es auf dieser Party nicht langweilig wird, sorgt Snoop Dogg auch mit einer prall und prominent gefüllten Gästeliste. Neben Szenegrößen 50 Cent und Eminem sind unter anderem auch Sting sowie der posthum eingebundene Tom Petty als Feature-Gäste zu hören. Produziert wurden die 16 neuen Songs alle von Dr. Dre - es ist das erste Mal seit Snoop Doggs 1993er-Debüt „Doggystyle“, dass die beiden Rap-Ikonen wieder ein ganzes Album zusammen aufgenommen haben.
Helloween - Live At Budokan
Deutsche Bands, die auch im Ausland verehrt werden: Das wären etwa die Scorpions, Rammstein, Modern Talking, Kraftwerk. Eine Gruppe, die zweifellos auch in diese Reihe gehört, aber gerne mal vergessen wird, ist Helloween. Die 1984 gegründete Power-Metal-Formation aus Hamburg tourte schon mehrfach durch Europa und Amerika und genießt seit vielen Jahren vor allem auch in Japan Kultstatus. Ein aktueller Beleg für diese spezielle Verbindung ist der gerade veröffentlichte Konzert-Mitschnitt „Live At Budokan“.
Was in London die Royal Albert Hall ist, in Paris das Olympia und in New York der Madison Square Garden, das ist in Japan das Nippon Budokan: ein Tempel, in dem nur die Allergrößten auftreten dürfen. Ursprünglich als Kampfsporthalle erbaut, wird das Budokan seit vielen Jahren auch als Konzert-Location mit einzigartigem Flair genutzt. Je nach Konfiguration enthält die Sammlung „Live At Budokan“, die auch als DVD und auf Blu-ray erhältlich ist, bis zu 16 Songs (mit vielen Klassikern aus dem Helloween-Repertoire). Ein Fest für Metal-Fans - und nebenbei ein historisches Ereignis, auf das vielleicht auch Rammstein und die Scorpions ein bisschen neidisch sind: Vor Helloween hatte noch keine andere deutsche Band die Gelegenheit, ein Live-Album im heiligen Budokan aufzunehmen.
Mandoki Soulmates - I Am Because You Are
„Ich denke, also bin ich“ (“Cogito ergo sum“), so ging das damals vor knapp 400 Jahren bei dem berühmten Philosophen René Descartes. Als großer Erkenntnistheoretiker hat sich Leslie Mandoki bislang nicht hervorgetan, aber auch er hat sich ein paar Gedanken über das Sein gemacht, und ein wenig philosophisch ist er ja auch gerne mal unterwegs. Das aktuelle, im Mai veröffentlichte Album seiner Mandoki Soulmates heißt „A Memory Of Our Future“. Einen Song daraus hat die Band jetzt inklusive aufwendigem Musikvideo als Single veröffentlicht: „I Am Because You Are“ (“Ich bin, weil Du bist“).
Wer mit dem „Du“ in diesem Lied gemeint ist: Es könnte eine Frau sein, wie sie im detailreich ausgeschmückten 70er-Retro-Video zu „I Am Because You Are“ zu sehen ist. Mandoki singt von Hoffnung, vom Himmel, von Zerwürfnis und Entfremdung. Das „Du“ könnte aber auch das „Ich“ sein. Bei dem Titel handle es sich um einen „autobiografischen Song“ und eine „melodische Selbstreflexion“, heißt es - eine „Neubetrachtung der Wendungen und Herausforderungen einer Lebensreise“. Leslie Mandoki jedenfalls ist hier ganz in seinem Element und zeigt sich wieder als Musiker mit großen Ideen. Er und seine Soulmates - zuletzt gehörten unter anderem Ian Anderson, Al Di Meola und Till Brönner zum Ensemble - ernteten bereits mit Albumveröffentlichung vor ein paar Monaten viel Lob für ihre tiefgründigen, poetischen neuen Lieder. (tsch)