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Nahost-NewsblogIsrael warnt Iran nach Tötung von Hisbollah-Chef Nasrallah

Lesezeit 28 Minuten
Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, spricht auf der 79. Sitzung der Generalversammlung im UN-Hauptquartier in New York.

Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, spricht am Freitag auf der 79. Sitzung der Generalversammlung im UN-Hauptquartier in New York.

Nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel ist die Lage in Nahost eskaliert. Die Entwicklungen in Israel, Gaza und dem Iran im Newsblog.

Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen der Hamas Israel. Sie richteten ein beispielloses Blutbad an und nahmen zahlreiche Geiseln. Israel antwortete mit einem Krieg im Gazastreifen. Inzwischen ist die humanitäre Lage dort katastrophal, Israels Vorgehen steht international in der Kritik.

Die laufenden Entwicklungen in unserem Newsblog.


Sonntag, 29. September

Alles zum Thema Nahostkonflikt

+++ Nach Tötung von Hisbollah-Chef: Israel warnt den Iran +++

Die Situation im Nahen Osten ist nach der Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah durch Israels Armee hochexplosiv. Der Iran forderte den UN-Sicherheitsrat in einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief zu einer Dringlichkeitssitzung auf. Wann es zu so einem Treffen kommen könnte, ist ungewiss. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte den Iran vor einem Angriff auf sein Land. „Und an das Regime der Ajatollahs sage ich: Wer uns angreift, den greifen wir an“, sagte Netanjahu vor Medienvertretern in Tel Aviv. „Es gibt keinen Ort im Iran oder im Nahen Osten, den Israels langer Arm nicht erreichen kann“, drohte Netanjahu.

Die israelische Armee griff unterdessen in der Nacht nach eigenen Angaben erneut Stellungen der Hisbollah-Miliz im Libanon an. Wie die Armee am Morgen mitteilte, attackierte die Luftwaffe Dutzende Ziele im nördlichen Nachbarland. Dazu gehörten Abschussrampen, die auf israelisches Gebiet gerichtet gewesen seien, Waffenlager sowie weitere „terroristische Infrastruktur“ der proiranischen Miliz. In der Nacht gab es derweil im Norden Israels erneut Raketenalarm. Im Laufe des vergangenen Tages seien Hunderte Stellungen der Miliz im gesamten Libanon angegriffen worden, hieß es weiter.

+++ Netanjahu: Israel nach Tötung von Hisbollah-Chef an „historischem Wendepunkt“ +++

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu sieht sein Land nach der Tötung des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah an einem „historischen Wendepunkt“. Mit dem Luftangriff auf Nasrallah habe Israel mit demjenigen „abgerechnet, der für die Ermordung zahlloser Israelis und vieler Bürger anderer Länder verantwortlich ist, darunter Hunderte von Amerikanern und Dutzende von Franzosen“, sagte Netanjahu am Samstagabend in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache.

Netanjahu sagte, Nasrallah wäre in der Lage gewesen, nach den jüngsten Angriffen auf die Hisbollah deren „Fähigkeiten schnell wiederherzustellen“. Nasrallah sei der „zentrale Motor der iranischen Achse des Bösen“ gewesen, sagte Netanjahu. „Also habe ich den Befehl gegeben - und Nasrallah ist nicht mehr unter uns.“ Die pro-iranische Hisbollah gehört zusammen mit der Hamas und der Huthi-Miliz im Jemen der von Teheran angeführten, gegen Israel gerichteten sogenannten „Achse des Widerstands“ an.

Samstag, 28. September

+++ Israel gibt Tötung eines Hisbollah-Geheimdienstlers bekannt +++

Nach dem Tod von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hat Israels Militär eigenen Angaben zufolge einen hochrangigen Geheimdienstkader der libanesischen Schiiten-Miliz getötet. Durch einen gezielten Luftangriff sei Hassan Chalil Jassin, der Leiter einer Geheimdienstabteilung, die an der Planung von Raketenangriffen auf Israel mitwirkt, in einem südlichen Vorort von Beirut „eliminiert“ worden, teilte die Armee mit.

Jassin soll persönlich an der Planung und Vorbereitung von Angriffen auf israelische Zivilisten und Soldaten beteiligt gewesen sein. Das israelische Militär hatte am Freitag bei einem gezielten Angriff im selben Beiruter Vorort den Hisbollah-Chef Nasrallah getötet.

+++ UN: Fast 120.000 Menschen im Libanon neuerlich vertrieben +++

Seit Beginn der heftigen Angriffe Israels im Libanon am Montag sind nach Angaben der Vereinten Nationen fast 120.000 Menschen neu vertrieben worden. Seit Ausbruch der Gefechte zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär am 8. Oktober vergangenen Jahres seien insgesamt mehr als 200.000 Menschen im Libanon vertrieben worden, teilte das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha) in seinem Lagebericht mit.

Aufgrund erneuter Angriffe mussten viele von ihnen bereits zum wiederholten Mal ihren Zufluchtsort wechseln. 85.000 Menschen seien derzeit in 640 Notunterkünften registriert worden.

Der humanitäre Sektor im Libanon sei wegen der andauernden Angriffe und der hohen Zahl an Vertriebenen stark überfordert, meldete Ocha auf der Plattform X. Viele der Mitarbeiter seien selbst vertrieben worden. Es gebe nicht genügend Kapazitäten, um dem aktuellen Bedarf nachzukommen. Viele Zufahrtswege seien zudem unter Schutt begraben.

+++ Hisbollah-Chef Nasrallah bei Angriff in Beirut „eliminiert“ +++

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah ist laut israelischen Angaben bei einem Angriff am Freitag in Beirut getötet worden. „Hassan Nasrallah wird nicht länger in der Lage sein, die Welt zu terrorisieren“, teilte das israelische Militär mit. Von der Hisbollah, die den Tod ihres Anführers erst mit deutlicher Verzögerung mitteilen kann, gab es am Morgen zunächst keine Bestätigung. Am Samstagnachmittag erklärte die Hisbollah den Generalsekretär schließlich für tot.

Nasrallah sei auf die „Seite seines Herrn“ gewechselt und habe sich seinen „großen und unsterblichen Märtyrern angeschlossen“, erklärte die proiranische Schiitenmiliz.

Syrer feiern, nachdem bekannt wurde, dass der Führer der Hisbollah-Miliz, Hassan Nasralla, getötet wurde.

Syrer feiern, nachdem bekannt wurde, dass der Führer der Hisbollah-Miliz, Hassan Nasralla, getötet wurde.

+++ Hamas-Führer in Syrien getötet +++

Während der gegenseitige Beschuss zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah-Miliz im Libanon andauert, hat Israels Militär eigenen Angaben nach in der Nacht auch in Syrien angegriffen. Bei dem Luftschlag sei ein wichtiges Hamas-Mitglied getötet worden, teilte die Armee mit. Ahmad Mohammed Fahd sei verantwortlich für das Abfeuern von Raketen auf die von Israel annektierten Golanhöhen gewesen. Er soll laut Israels Armee ein Führer der Hamas im Süden Syriens gewesen sein.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien bestätigte seinen Tod. Auch Fahds Frau sei bei einem israelischen Drohnenangriff im Südwesten von Damaskus ums Leben gekommen. Mehrere Familienmitglieder wurden demnach verletzt. Ob es sich bei ihm um ein Mitglied der Hamas handelt, konnten die Menschenrechtsaktivisten zunächst nicht bestätigen.

+++ US-Präsident Joe Biden will Streitkräfte in Nahost „bei Bedarf anpassen“ +++

Nach israelischen Angriffen auf das Hauptquartier der Hisbollah-Miliz im Libanon hat US-Präsident Joe Binden angeordnet, die US-Streitkräfte im Nahen Osten „bei Bedarf“ anzupassen. Biden habe das Pentagon angewiesen, „die US-Streitkräfte in der Region zu bewerten und gegebenenfalls anzupassen, um die Abschreckung zu verstärken, den Schutz der Streitkräfte zu gewährleisten und das gesamte Spektrum der US-Ziele zu unterstützen“, erklärte das Weiße Haus am Freitag.

US-Außenminister Antony Blinken hatte zuvor davor gewarnt, die Situation der eskalierenden Gewalt etwa für Angriffe auf US-Einrichtungen in der Region auszunutzen.

+++ Krankenhäuser im Süden von Beirut im Libanon werden evakuiert +++

Nach den schweren israelischen Luftangriffen auf Hisbollah-Ziele im Süden von Beirut hat das libanesische Gesundheitsministerium am Samstag die Evakuierung von Krankenhäusern in den südlichen Vororten der Hauptstadt angeordnet. Die Krankenhäuser in den Gebieten, die nicht von israelischen Angriffen betroffen sind, wurden aufgefordert, nur noch in dringenden Fälle neu ankommende Patienten aufzunehmen.

Das Ministerium forderte die Krankenhäuser in einer Mitteilung auf, „bis Ende kommender Woche keine nicht dringenden Fälle mehr aufzunehmen, um Platz für die Aufnahme von Patienten aus Krankenhäusern in den südlichen Vororten Beiruts zu schaffen“, die aufgrund der sich verschärfenden Lage evakuiert würden.

+++ Israel greift Hisbollah-Stellungen im Osten Libanons an +++

Der gegenseitige Beschuss zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz geht weiter. Am Morgen griff Israels Armee Stellungen im Osten des Nachbarlandes an. Die israelische Armee greift nach eigenen Angaben erneut Stellungen der Hisbollah-Miliz im Libanon an. Die Angriffe richteten sich gegen „Terrorziele der Terrororganisation Hisbollah in der Region Bekaa im Osten des Libanon“, teilte die Armee mit. Im Norden Israels wurde den Angaben zufolge wegen neuer Raketenangriffe der Hisbollah Luftalarm ausgelöst.

Einzelheiten wurden in der Mitteilung auf dem Telegram-Kanal der israelischen Armee nicht genannt. Unterdessen schrillten im Norden Israels erneut die Warnsirenen, wie das Militär weiter bekanntgab. Zuvor hatte es laut der Armee erneuten Beschuss aus dem Libanon gegeben.

Die Hisbollah erklärte, sie habe am Samstag den Kibbuz Kabri in Nordisrael „mit einer Salve von Fadi-1-Raketen“ beschossen, um „den Libanon und sein Volk zu verteidigen und auf die barbarischen“ israelischen Angriffe „auf Städte, Dörfer und Zivilisten zu reagieren“.

+++ Mehrere Hisbollah-Kommandeure im Südlibanon getötet +++

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben bei ihren Angriffen auf Hisbollah-Ziele im Süden des Libanon mehrere hochrangige Kommandeure der pro-iranischen Miliz getötet, darunter den Kommandeur der Hisbollah-Raketeneinheit im Südlibanon.

Israelische Kampfjets hätten bei einem Luftangriff „Muhammad Ali Ismail, den Kommandeur der Hisbollah-Raketeneinheit im Südlibanon, und seinen Stellvertreter“ getötet, erklärte die israelische Armee am Samstag im Onlinedienst Telegram. Zudem seien „andere Hisbollah-Kommandeure und Terroristen ausgeschaltet“ worden.

Freitag, 27. September

+++ Israel registriert rund 90 Geschosse aus dem Libanon +++

Nach dem Luftangriff des israelischen Militärs auf einen Vorort von Beirut hat es auch wieder Beschuss aus dem Libanon auf Israel gegeben. Die israelische Armee meldete rund 90 Geschosse, die aus dem Nachbarland abgefeuert worden seien.

Laut dem Rettungsdienst Magen David Adom wurde eine Frau bei einer Explosion leicht verletzt. In der Stadt Safed seien ein Haus und ein Auto bei einem Raketeneinschlag getroffen worden, meldete die Armee. Der israelischen Polizei zufolge entstand großer Sachschaden in dem Ort im Norden Israels.

Die schiitische Hisbollah-Miliz reklamierte den Angriff auf Safed für sich.

+++ Libanon meldet zwei Tote und 76 verletzte bei israelischem Angriff auf Beirut +++

Bei dem israelischen Angriff auf südliche Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut sind nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mindestens zwei Menschen getötet worden. 76 weitere seien bei den „aufeinanderfolgenden feindlichen Angriffen Israels“ verletzt worden, erklärte die Behörde am Freitag. Allerdings handle es sich um eine vorläufige Bilanz, hieß es weiter. Rettungskräfte seien nach wie vor dabei, in den Trümmern nach weiteren Überlebenden zu suchen.

+++ Israel: Hauptquartier der Hisbollah in Beirut angegriffen +++

Israels Armee hat nach eigenen Angaben in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut das Hauptquartier der schiitischen Hisbollah-Miliz angegriffen. Es habe sich unter Wohngebäuden befunden, teilte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari mit. Über Beirut waren dichte Rauchwolken zu sehen, Schockwellen waren in der Stadt zu spüren.

Hagari sprach von einem gezielten Angriff. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Ziel des Angriffs gewesen sein.

Der Angriff ereignete sich Augenzeugen zufolge in dem dicht besiedelten Beiruter Vorort Haret Hreik, nahe dem internationalen Flughafen. Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen und hören, wie nach mehreren Explosionen an verschiedenen Orten Rauchwolken in den Himmel stiegen. Gleichzeitig waren weitere Knallgeräusche infolge der Explosionen zu hören. Libanesische Medien berichteten von rund zehn Angriffen. Weitere Augenzeugen berichteten von massiven Schäden in dem getroffenen Gebiet. Krankenwagen seien nicht durchgekommen.

Israels Armeesprecher warf der Hisbollah vor, die libanesische Bevölkerung als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. „Israel tut, was jeder souveräne Staat der Welt tun würde, wenn er eine Terrororganisation an seiner Grenze hätte, die seine Vernichtung anstrebt“, so Hagari weiter.

+++ Netanjahu: „Der lange Arm Israels“ kann jeden Ort im Iran erreichen +++

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat der Führung in Teheran damit gedroht, dass „der lange Arm Israels“ jeden Ort im Iran erreichen könne. „Wenn Ihr uns schlagt, dann werden wir Euch schlagen“, sagte Netanjahu am Freitag in seiner Rede bei der UN-Generaldebatte in New York. „Es gibt keinen Ort im Iran, den der lange Arm Israels nicht erreichen kann - und das gilt für den gesamten Nahen Osten.“

+++ Israel und Hisbollah setzen Angriffe nach Scheitern von Waffenruhe-Initiative fort +++

Nach dem Scheitern einer Initiative für eine Waffenruhe haben Israel und die Hisbollah ihre gegenseitigen Angriffe fortgesetzt. Die israelische Armee teilte am Freitag mit, sie habe „dutzende Angriffe“ auf Stellungen der proiranischen Miliz im Libanon ausgeführt. Die Hisbollah feuerte mehrere Raketen und Drohnen auf Israel ab. Nach Armeeangaben wurden mehrere Geschosse abgefangen. Mit Spannung wurde die Rede des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu bei der UN-Generaldebatte in New York erwartet.

Israels Absage an eine Waffenruhe im Konflikt mit der Hisbollah sorgte für Frust bei den USA und Frankreich, die die Initiative zusammen mit Deutschland und anderen Staaten auf den Weg gebracht hatten. Der Vorschlag habe „viel Sorgfalt und Mühe gekostet“, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby.

Der französische Präsident Emmanuel Macron sprach von einem „Fehler“ Netanjahus. Der israelische Regierungschef habe selbst an der Vorbereitung des Plans für die Waffenruhe mitgearbeitet, sagte Macron bei einem Besuch in Kanada. Netanjahu trage nun die Verantwortung, sollte es zu einer regionalen Eskalation kommen.

+++ Israel meldet Raketenangriff auf Haifa +++

Israel ist nach Angaben der Armee am Morgen mit zehn Raketen aus dem Libanon angegriffen worden. Im Himmel über Haifa, der wichtigsten Hafenstadt des Landes, war der Rauch von Explosionen zu sehen. Die Armee teilte mit, einige der Geschosse, seien abgeschossen, andere in unbebautem Gelände niedergegangen. Über mögliche Opfer wurde nichts mitgeteilt.

Die Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon teilte mit, sie haben die Region Haifa mit Raketen des Typs Fadi 1 angegriffen. Sie beschießt Israel seit Beginn des Gaza-Krieges vor bald einem Jahr fast täglich. Die mit dem Iran verbündete Miliz will damit nach eigenen Angaben der Hamas im Gazastreifen im Kampf gegen Israel beistehen und eine Waffenruhe im Gaza-Krieg erreichen.

Israel schoss lange jeweils in ähnlichem Umfang zurück. Seit Wochenbeginn fliegt die Luftwaffe jedoch massive Luftangriffe im Libanon, bei denen Hunderte Menschen starben. Internationale Bemühungen um eine Waffenruhe blieben bisher erfolglos.

Donnerstag, 26. September

+++ Israels Militär: 220 Hisbollah-Ziele im Libanon angegriffen +++

Israels Luftwaffe hat Militärangaben zufolge rund 220 Ziele der libanesischen Hisbollah-Miliz im Nachbarland angegriffen. Ziel seien unter anderem Mitglieder der vom Iran unterstützten schiitischen Miliz, Waffenlager und Raketenwerfer gewesen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Nach vorigen Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums kamen bei israelischen Bombardements seit dem Morgen erneut Dutzende Menschen ums Leben.

Das israelische Militär teilte weiter mit, dass es zugleich rund 170 Geschosse registriert habe, die aus dem Libanon auf israelisches Gebiet abgefeuert worden seien. Die Armee kündigte an, weiter gegen die Hisbollah vorzugehen, um ihre Infrastruktur zu zerstören und die Miliz zu schwächen.

+++ Forderungen nach Waffenruhe zwischen Israel und Hisbollah +++

Trotz internationaler Forderungen nach einer Waffenruhe setzen Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz die Kämpfe unbeirrt fort. Der gegenseitige Beschuss dauerte an. Eine Staatengruppe um die USA und Deutschland hatte in der Nacht zum Donnerstag gemeinsam mit einflussreichen arabischen Ländern eine 21-tägige Waffenruhe in Nahost gefordert, um eine diplomatische Lösung in dem Konflikt zu erzielen.

Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten dementierte unterdessen einen Bericht, demzufolge Benjamin Netanjahu grünes Licht für eine Waffenruhe mit der Hisbollah gegeben haben soll. „Es handelt sich um einen US-französischen Vorschlag, auf den der Ministerpräsident noch nicht einmal reagiert hat“, hieß es in der Mitteilung. Israels Regierungschef reiste am Donnerstagmorgen in die USA zur UN-Vollversammlung ab.

+++ Galant: Müssen im Libanon „noch weitere Missionen erfüllen“ +++

Israels Verteidigungsminister Joav Galant hat trotz Bemühungen um eine Waffenruhe eine Fortsetzung der Angriffe auf Ziele im Libanon angekündigt. „Wir setzen unsere Abfolge von Operationen fort“, sagte Galant nach Angaben seines Büros.

Er habe sich mit hochrangigen Militärangehörigen getroffen, um weitere geplante Einsätze zu genehmigen. Mitglieder der vom Iran unterstützten Hisbollah sollen dabei laut Galant im Nachbarland getötet und Raketen der Miliz zerstört werden. „Wir müssen noch weitere Missionen erfüllen, um die sichere Rückkehr Israels nördlicher Gemeinden in ihre Häuser zu gewährleisten.“

+++ Netanjahus Büro dementiert Bericht über Zustimmung zu Waffenruhe +++

Israel dämpft Hoffnungen auf eine Feuerpause im Kampf gegen die libanesische Hisbollah-Miliz. Auch Berichte über eine Verringerung der Angriffe im nördlichen Nachbarland seien falsch.

Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten hat einen Bericht dementiert, demzufolge Benjamin Netanjahu grünes Licht für eine Waffenruhe mit der libanesischen Hisbollah-Miliz gegeben haben soll. „Der Bericht über eine Waffenruhe ist falsch“, hieß es in der Mitteilung.

Der israelische TV-Sender N12 hatte unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Mitarbeiter Netanjahus berichtet, eine Waffenruhe solle Verhandlungen über eine dauerhafte Vereinbarung ermöglichen.

+++ Netanjahu ordnet Fortsetzung von Kampf gegen Hisbollah „mit voller Kraft“ an +++

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hat seine Armee angewiesen, die Kämpfe gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon „mit voller Kraft“ fortzusetzen. Sein Büro erklärte am Donnerstag weiter, die Regierung habe bislang nicht auf den Vorstoß der USA und weiterer Verbündeter für eine 21-tägige Waffenruhe im Kampf gegen die Hisbollah reagiert.

„Es handelt sich um einen amerikanisch-französischen Vorschlag, auf den der Ministerpräsident nicht einmal geantwortet hat“, hieß es.

+++ Laut Aktivisten wurden 100 syrische Flüchtlinge im Libanon getötet +++

Seit Beginn der massiven Bombardierungen im Libanon sind Menschenrechtsaktivisten zufolge mehr als 100 syrische Flüchtlinge getötet worden, darunter 23 Frauen und 32 Kinder. Syrische Flüchtlinge, die vor dem Kriegshorror in ihrem Land geflohen seien, stünden dem Tod jetzt angesichts der gewaltsamen israelischen Angriffe direkt gegenüber, teilte die Syrische Beobachtungsstelle mit Sitz in London mit.

Sie seien gefangen zwischen harten Entscheidungen: im Libanon bleiben unter israelischem Beschuss oder zurückkehren in Gebiete der syrischen Regierung, wo ihnen Festnahmen und Verschleppung drohten.

+++ Israel setzt Angriffe im Süden und Osten Libanons fort +++

Die israelische Armee hat ihre Luftangriffe im Libanon nach dortigen Angaben fortgesetzt. Sie habe am Morgen unter anderem ein Gemeindegebäude nahe Nabatijeh im Süden bombardiert, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur NNA.

Weiter südlich seien bei Angriffen unter anderem nahe der Grenze mindestens vier Menschen getötet worden, teilte das Gesundheitsministerium mit. Staatliche Medien nannten rund zwei Dutzend Orte, in denen es in der Nacht und am Morgen Angriffe gegeben habe.

+++ Staatengruppe fordert dreiwöchige Waffenruhe in Nahost +++

Mit der Forderung nach einer 21-tägigen Waffenruhe in Nahost erhöht eine Staatengruppe um die USA und Deutschland zusammen mit wichtigen arabischen Ländern den Druck auf Israel und die Hisbollah. Die Kampfpause solle Raum schaffen für eine diplomatische Lösung des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon sowie des seit fast einem Jahr andauernden Gaza-Kriegs, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Gruppe aus zehn Staaten und der EU.

Eine größere regionale Eskalation sei in niemandes Interesse, weder der Menschen in Israel noch der Menschen im Libanon, heißt es weiter. Diplomatie können keinen Erfolg haben, wenn der Konflikt eskaliere. Man fordere alle Parteien auf, den Vorschlag für eine vorübergehende Waffenruhe zu billigen und einer diplomatischen Vereinbarung somit eine echte Chance zu geben. Die Stellungnahme wurde gemeinsam herausgegeben von den USA, Deutschland, der EU, Australien, Kanada, Frankreich, Italien, Japan, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar.

+++ Vorschlag von USA und Frankreich +++

Ihr kollektiver Aufruf geht zurück auf eine Initiative der USA und Frankreich. US-Präsident Joe Biden und der französische Staatschef Emmanuel Macron hatten zuvor in einer gemeinsamen Stellungnahme erklärt, es sei Zeit für eine Vereinbarung an der israelisch-libanesischen Grenze, die Sicherheit garantiere, damit Zivilisten in ihre Häuser zurückkehren könnten. Angesichts der Kampfhandlungen seit Oktober vergangenen Jahres und insbesondere in den vergangenen zwei Wochen drohe ein viel größerer Konflikt und Schaden für die Zivilbevölkerung. Deshalb habe man an einem gemeinsamen Aufruf zu einer vorübergehenden Waffenruhe gearbeitet.

Mittwoch, 25. September

+++ Libanon: Scholz fordert diplomatische Lösung +++

Bundeskanzler Olaf Scholz hat in einem Telefonat mit dem geschäftsführenden libanesischen Regierungschef Ministerpräsident Nadschib Mikati eine diplomatische Lösung des kriegerischen Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah gefordert. Scholz äußerte große Sorge über die Eskalation und unterstrich die Gefahr eines regionalen Flächenbrandes, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Abend mitteilte.

Der Kanzler betonte demnach, dass eine diplomatische Lösung möglich sei. Die Bundesregierung unterstütze aktiv entsprechende Bemühungen. Über eine Waffenruhe müsse der Einstieg in die volle Umsetzung der UN-Sicherheitsratsresolution 1701 gefunden werden. In diesem Rahmen müsse die Hisbollah sich aus dem Grenzgebiet zu Israel zurückziehen. Auch der Iran trage eine Verantwortung, die Lage zu deeskalieren. Ziel müsse sein, dass die Menschen in Israel und im Libanon in Frieden und Sicherheit leben könnten.

+++ Pentagon: Bodenoffensive Israels im Libanon steht wohl nicht unmittelbar bevor +++

Eine israelische Bodenoffensive im Libanon scheint nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums nicht unmittelbar bevorzustehen. „Es sieht nicht so aus, als stünde etwas unmittelbar bevor“, sagte am Mittwoch die stellvertretende Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh. Wenige Stunden zuvor hatte Israels Armeechef Herzi Halevi seine Soldaten angewiesen, sich für eine mögliche Bodenoffensive im Libanon bereitzuhalten.

Nach Angaben eines US-Regierungsbeamten führen die USA jedoch derzeit „aktive Gespräche mit Israel und anderen Ländern“, um eine Waffenruhe zwischen Israel und Hisbollah-Miliz im Libanon zu erreichen.

+++ Israelische Armee: Angriffe auf mehr als 2000 Hisbollah-Ziele seit Montag +++

Die israelische Armee hat seit Montag nach eigenen Angaben mehr als 2000 Ziele der Hisbollah-Miliz im Libanon angegriffen. „Wir haben in den vergangenen drei Tagen mehr als 2000 terroristische Ziele im Libanon angegriffen, mehrere hundert davon heute“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Mittwoch.

Zudem seien zwei Drohnen entdeckt worden, die aus östlicher Richtung kommend die Hafenstadt Eilat angesteuert hätten, teilte die Armee weiter mit. Eine der Drohnen sei von einem Raketenschiff der Marine abgewehrt worden. Die zweite sei bei Eilat niedergegangen. Zwei Menschen wurden nach Angaben der Rettungskräfte leicht verletzt.

Der Islamische Widerstand, ein loser Zusammenhang vom Iran unterstützter Gruppierungen im Irak, erklärte sich für Drohnenangriffe auf Israel verantwortlich. „Der Islamische Widerstand im Irak hat am Mittwoch ein strategisches Ziel in Eilat angegriffen“, erklärte die Gruppe im Onlinedienst Telegram. Dabei seien Drohnen eingesetzt worden.

Vor dem Hintergrund der eskalierenden Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon riefen die Hisbollah-Brigaden im Irak zu vermehrten Angriffen auf Israel auf. Ihr Sprecher Abu Ali al-Askari sagte, er erwarte „dass die Fraktionen des Islamischen Widerstands, die Palästina und den Libanon unterstützen, die Anzahl und Intensität ihrer Einsatze und das Bedrohungsniveau gegenüber dem Feind steigern“. Die aktuellen Einsätze seien „nicht auf der Höhe der Ambitionen“ der sogenannten Achse des Widerstands, die aus vom Iran unterstützten und mit Israel verfeindeten Gruppierungen besteht.

+++ Biden: Umfassender Krieg im Nahen Osten ist möglich +++

Angesichts der Lage im Nahen Osten warnt US-Präsident Joe Biden vor einem umfassenden Krieg, sieht aber dennoch das Potenzial für eine diplomatische Lösung. „Ein umfassender Krieg ist möglich“, sagte Biden auf Nachfrage in der Talkshow „The View“ des US-Senders ABC. „Aber ich denke, dass wir immer noch die Chance auf eine Einigung haben, die die gesamte Region grundlegend verändern könnte.“

Die arabische Welt sei sehr daran interessiert und dazu bereit, Vereinbarungen mit Israel zu treffen, wenn Israel im Gegenzug seine Politik ändere, sagte Biden weiter. „Ich bin ein überzeugter Unterstützer Israels“, betonte der US-Präsident.

Er machte gleichzeitig deutlich, mit der Politik von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nicht einverstanden zu sein. „Ich stimme mit seiner Position nicht überein“, sagte Biden. „Es muss eine Zweistaatenlösung geben. Letztendlich muss das geschehen.“ Sowohl Netanjahu als auch die islamistische Hamas lehnen dies ab.

+++ Israel setzt Angriffe im Libanon fort – Hochrangiger Hisbollah-Kommandeur tot +++

Israel hat seine Angriffe auf Teile des Libanon fortgesetzt. Wie aus libanesischen Sicherheitskreisen verlautete, traf die Armee in der Nacht auf Mittwoch ein „Lager“ im 20 Kilometer südlich von Beirut gelegenen Küstenort Saadijat, AFP-Korrespondenten berichteten über Explosionen. Unterdessen bestätigte die Hisbollah-Miliz die Tötung eines weiteren hochrangigen Kommandeurs. Am Mittwochmorgen berichtete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur Ani über weitere israelische Angriffe. Seit 05.00 Uhr Ortszeit hätten „feindliche Kriegsflugzeuge“ mehrere Gebiete im Süden des Libanon angegriffen, auch in den Nachtstunden hätten Angriffe stattgefunden.

Bei israelischen Angriffen am Dienstag war nach Angaben der Hisbollah ihr Kommandeur Ibrahim Mohammed Kobeissi getötet worden. Kobeissi sei „auf dem Weg nach Jerusalem zum Märtyrer geworden“, erklärte die pro-iranische Miliz am frühen Mittwochmorgen unter Verwendung des von ihr verwendeten Ausdrucks für von Israel getötete Kämpfer - und bestätigte somit die Angaben des israelischen Militärs. Die Armee hatte Stunden zuvor mitgeteilt, Kobeissi sei bei einem gezielten Angriff durch Kampfjets im Stadtviertel Dahijeh in Beirut „eliminiert“ worden. Auch zwei weitere Kommandeure seiner Einheit seien getötet worden.

Dienstag, 24. September

+++ Zehntausende im Libanon vertrieben +++

Im Libanon sind durch israelische Luftangriffe nach offiziellen Angaben Zehntausende Menschen vertrieben worden. 27.000 von ihnen hätten aus dem Süden und der Bekaa-Ebene im Osten kommend Zuflucht in Notunterkünften gesucht, sagte der geschäftsführende Umweltminister Nasser Jassin. Mehr als 250 Schulen seien dafür kurzfristig in Notunterkünfte verwandelt worden. Seitdem seien einfache Hilfsgüter, Hygiene-Artikel und Mahlzeiten für etwa 20.000 Menschen verteilt worden. In den Notunterkünften seien vor allem Matratzen knapp.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) teilte mit, Teams verteilten landesweit Matratzen und Hygiene-Artikel in Notunterkünften. Es gebe auch telefonische Beratungsstellen für Vertriebene, um ihnen psychologische Unterstützung zu bieten. Viele MSF-Mitarbeiter harrten wegen der anhaltenden israelischen Angriffe in ihren Häusern im Süden und Osten aus, andere seien geflohen.

+++ Hisbollah warnt Bevölkerung im Libanon vor israelischen Flugblättern +++

Die Hisbollah-Miliz im Libanon hat die libanesische Bevölkerung dazu aufgerufen, von Israel über dem Osten des Landes abgeworfene Flugblätter zu entsorgen. „Der zionistische Feind wirft Flugblätter mit Strichcodes in der Region Bekaa ab und könnte sie auch anderswo abwerfen“, erklärte die vom Iran unterstützte Schiitenmiliz am Dienstag. „Bitte öffnen Sie nicht den Strichcode und geben Sie ihn auch nicht weiter.“ Über den Strichcode könnten alle persönlichen Daten abgezogen werden, warnte die Hisbollah.

Am Montag waren bei massiven israelischen Angriffen auf den Libanon nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums mehr als 550 Menschen getötet worden, darunter dutzende Kinder. Die israelische Armee erklärte, sie habe rund 1600 Ziele angegriffen und dabei eine „große Anzahl“ von Kämpfern getötet.

Auch am Dienstag führte das israelische Militär Luftangriffe auf südliche Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut sowie den Osten und Süden des Libanon aus. Der libanesische Bildungsminister Abbas Halabi verkündete, dass die Schließung von Schulen und Universitäten bis zum Ende der Woche verlängert werde. Gesundheitsminister Firass Abiad erklärte, Kindertagesstätten würden ebenfalls bis Ende der Woche geschlossen.

+++ Kreml: Konfliktverschärfung zwischen Hisbollah und Israel „potenziell sehr gefährlich“ +++

Die fortwährende Verschärfung des Konflikts zwischen der Hisbollah im Libanon und Israel birgt aus Sicht des Kremls das Risiko einer „kompletten Destabilisierung“ der gesamten Region. Es handele sich „natürlich“ um ein „potenziell sehr gefährliches Ereignis“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag vor Journalisten in Moskau. Der andauernde Konflikt könnte demnach „eine Ausweitung des Konfliktgebiets und eine vollständige Destabilisierung der Region zur Folge haben“.

„Natürlich beunruhigt uns das in höchstem Maße“, fügte Peskow auf die Frage hinzu, wie der Kreml die jüngsten israelischen Angriffe auf den Libanon bewertet und welche Möglichkeiten er für eine Lösung des Konflikts sieht.

Die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte, Moskau verurteile „entschieden die massiven militärischen Angriffe gegen den Libanon“. Moskau betrachte „wahllose Angriffe auf Zivilisten“ als grundsätzlich inakzeptabel. „Es ist dringend notwendig, die Gewaltspirale zu stoppen, bevor die Situation völlig außer Kontrolle gerät“, sagte Sacharowa.

+++ Zwei UN-Mitarbeiter im Libanon getötet +++

Bei den schweren Angriffen Israels im Libanon sind zwei Mitarbeiter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) getötet worden. Die Organisation sei „entsetzt und zutiefst traurig“ über die Tötung ihrer Mitarbeiter, teilte UNHCR mit. Das Wohnhaus einer Kollegin, die seit zwölf Jahren im UN-Büro im Osten des Landes arbeitete, sei von einer israelischen Rakete getroffen worden. Auch ihr jüngster Sohn sei dabei getötet worden. Der weitere getötete Mitarbeiter habe seit Jahren im Büro in der Küstenstadt Tyros gearbeitet. UNHCR sei „empört über die Tötung unserer Kollegen“. Zivilisten müssten zwingend geschützt werden.

UNHCR öffnete das erste Büro der Organisation im Libanon in den 1960er Jahren. Seitdem unterstützt die Organisation dort unter anderem Flüchtlinge und Vertriebene. Der Libanon hat nach UN-Angaben pro Kopf so viele Flüchtlinge aufgenommen wie kein anderes Land der Welt.

+++ Hisbollah meldet Angriff auf israelische Militärbasen +++

Die Hisbollah-Miliz hat nach eigenen Angaben mehrere Militärstützpunkte in Israel angegriffen. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, rund 215 Geschosse aus dem Nachbarland registriert zu haben, die auf israelisches Gebiet gefeuert worden seien.

Sie habe den Stützpunkt Nimra nahe Haifa im Norden sowie die Basen Schimschon und Eliakim angegriffen, erklärte die Hisbollah. Mit Raketen habe sie auch den Ort Rosch Pina im Norden Israels attackiert.

Vor Beginn der neuen Auseinandersetzungen mit Israel verfügte die Hisbollah schätzungsweise über 150.000 Raketen, Drohnen und Marschflugkörper. Nach Angaben der israelischen Armee feuerte sie binnen knapp eines Jahres mehr als 8.800 Raketen und Drohnen auf israelisches Gebiet. Bisher setzte sie neben Drohnen vor allem kleinere Raketen des Typs Katjuscha gegen Israel ein.

+++ Israels Militärchef kündigt Verschärfung der Angriffe im Libanon an +++

Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi hat eine weitere Verschärfung der massiven Angriffe im nördlichen Nachbarland Libanon angekündigt. Bei einer Beratung sagte Halevi nach Militärangaben: „Wir dürfen der Hisbollah keine Pause gewähren. Wir müssen mit aller Kraft weitermachen.“ Man wolle die Angriffe heute sogar noch verstärken und mehr Streitkräfte einsetzen. „Die Situation erfordert eine Fortsetzung der intensiven Aktivitäten an allen Fronten“, sagte der Militärchef den Angaben zufolge.

Bei israelischen Luftangriffen sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Libanon bisher mehr als 550 Menschen getötet worden, darunter 50 Kinder und vier Sanitäter. Mehr als 1.800 weitere Menschen wurden den Angaben nach verletzt. Israel will die libanesische Hisbollah-Miliz mit den Angriffen dazu bewegen, sich aus dem Grenzgebiet zurückzuziehen.

+++ Hunderte fliehen aus dem Libanon nach Syrien +++

Im Libanon sind Hunderte Menschen vor israelischen Angriffen ins benachbarte Syrien geflohen. Sie seien aus der Bekaa-Ebene und anderen Teilen im Osten des Landes zur Grenze gekommen, sagte ein Grenzpolizist der Deutschen Presse-Agentur. „Es sind hauptsächlich Libanesen mit syrischen Ehefrauen und andere mit Verwandten in Syrien“, sagte der Beamte am Grenzübergang Masnaa, der zwischen dem Libanon und Syrien liegt. Im Libanon leben schätzungsweise 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge und weitere Syrer, die keine Flüchtlinge sind.

Viele Syrer kamen auf der Flucht oder mit der Hoffnung auf ein besseres Leben in den Libanon. Syrien ist nach Jahren des Bürgerkriegs ab 2011 faktisch gespalten, eine sichere Rückkehr ist in den meisten Teilen des Landes unmöglich.

+++ Libanon: Mehr als 550 Tote durch israelische Angriffe +++

Im Libanon sind bei israelischen Luftangriffen nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Beirut bisher mehr als 550 Menschen getötet worden. Darunter seien 50 Kinder und vier Sanitäter, sagte der geschäftsführende Gesundheitsminister Firass Abiad vor Journalisten. Mehr als 1.800 weitere Menschen seien verletzt worden, sie würden in mehr als 50 Krankenhäusern behandelt.

Israel setzte seine Luftangriffe am Dienstag im Süden und Osten des Libanon fort. Die staatliche Nachrichtenagentur NNA berichtete unter anderem von Bombardements im Ort Siddikine und nahe der Küstenstadt Tyros im Süden. Die Angriffe schienen am Vormittag aber zunächst weniger heftig zu sein als bei den massiven Bombardements vom Montag mit Hunderten Toten.

+++ Israel setzt Luftangriffe im Libanon fort +++

Auch nach den massiven Luftangriffen mit rund 500 Toten im Libanon setzt Israel seine Angriffe in dem nördlichen Nachbarland fort. Das Militär teilte mit, es seien erneut „Terrorziele der Hisbollah im Süden des Libanons“ beschossen worden. In den vergangenen Stunden habe die israelische Luftwaffe Raketenabschussrampen, „Terror-Infrastruktur“ und Waffenlager angegriffen, hieß es in der Mitteilung.

+++ Israels Heimatschutz: Bürger müssen landesweit in Bereitschaft sein +++

Nach den massiven Luftangriffen im Libanon mit rund 500 Toten müssen Israels Bürger sich nach Angaben des Heimatschutzes landesweit auf mögliche Gegenangriffe der libanesischen Hisbollah-Miliz vorbereiten. Ein Sprecher des Heimatschutzes sagte der Nachrichtenseite „ynet“, die Einwohner des Landes sollten darauf vorbereitet sein, im Fall von Raketenangriffen Schutzräume aufzusuchen.

Besondere Anweisungen gelten weiterhin im Bereich nördlich der Hafenstadt Haifa. Dort findet auch kein Schulunterricht statt. Die Strände sind dort geschlossen. Im Fall von Sirenen im Großraum Tel Aviv hätten die Menschen bei Angriffen aus dem Libanon anderthalb Minuten Zeit, Schutzräume aufzusuchen, sagte der Heimatschutz-Sprecher.

+++ Hisbollah reklamiert neue Angriffe in Israel für sich +++

Die Schiitenmiliz Hisbollah hat nach den schweren Luftangriffen im Libanon neue Angriffe in Israel für sich beansprucht. Die Miliz erklärte, sie habe seit dem Morgen mindestens sechsmal in Israel mit Raketen des Typs Fadi-1 und Fadi-2 angegriffen. Unter anderem habe sie den israelischen Militärflughafen Megiddo westlich von Afula angegriffen und erneut auch den Militärstützpunkt Ramat David nahe der Küstenstadt Haifa.

Die israelische Armee teilte mit, mehr als 50 Geschosse seien vom Libanon aus auf verschiedene Gebiete im Norden Israels abgefeuert worden. Einige davon seien von der Raketenabwehr abgefangen worden und der Rest sei in offenen Gebieten eingeschlagen. Es gab keine Berichte zu Verletzten. Mehrere Gebäude seien beschädigt worden. Die Feuerwehr sei im Einsatz, um bei den Angriffen entstandene Brände zu löschen.

+++ Israelische Armee: Mehr als 50 Geschosse aus dem Libanon auf Nordisrael abgefeuert +++

Aus dem Libanon sind am Dienstagmorgen nach israelischen Angaben binnen weniger Minuten mehr als 50 Geschosse auf den Norden Israels abgefeuert worden. „Zwischen 09.36 Uhr (Ortszeit, 08.36 Uhr MESZ) und 09.44 Uhr sind mehr als 50 Geschosse aus dem Libanon in israelisches Gebiet eingedrungen“, teilte die israelische Armee mit. Ein Großteil davon sei abgefangen worden. Mehrere Geschosse hätten Gebäude in dem Gebiet beschädigt.

+++ Tausende harren nach Israels Angriffen in Beirut aus +++

Nach den massiven israelischen Angriffen im Libanon harren Tausende Familien in Hotels oder bei Freunden und Verwandten in der Hauptstadt Beirut aus.

An den Hauptstraßen, die aus dem Süden nach Beirut führen, herrschte am Morgen weiterhin Stau. Viele Menschen standen unter Schock und wirkten müden von der Reise. „Ich weiß noch nicht, wohin ich soll. Am wichtigsten ist, dass ich meine Familie aus dem Süden des Libanons geholt habe“, sagte ein vierfacher Vater namens Ali. Eine Frau namens Lamis sagte: „Mein Vater weigerte sich erst, aber meine Mutter und meine Schwestern und ich sind gefahren und haben eine möblierte Wohnung gemietet.“

Der Libanon steckte schon vor der Eskalation zwischen der Hisbollah und Israel in einer schweren Finanz- und Wirtschaftskrise. Die örtliche Währung hat mehr als 95 Prozent ihres Werts verloren. Schätzungsweise 80 Prozent der Bevölkerung lebt in Armut.

+++ Chinas Außenminister verurteilt „wahllose Angriffe auf Zivilisten“ im Libanon +++

Nach verstärkten israelischen Angriffe auf Ziele der Hisbollah-Miliz hat Chinas Außenminister Wang Yi dem Libanon seine Unterstützung zugesagt. „Wir verfolgen die Entwicklungen in der Region aufmerksam, insbesondere die jüngste Explosion von Kommunikationsausrüstung im Libanon, und lehnen wahllose Angriffe auf Zivilisten entschieden ab“, sagte er am Dienstag bei einem Treffen mit seinem libanesischen Amtskollegen Abdallah Bou Habib in New York.

„Unabhängig davon, wie sich die Lage entwickelt, werden wir immer auf der Seite der Gerechtigkeit stehen, auf der Seite unserer arabischen Brüder, einschließlich des Libanon“, bekräftigte Wang. Gewalt mit Gegengewalt zu begegnen, werde die Probleme im Nahen Osten nicht lösen und „zu einer noch größeren humanitären Katastrophe“ führen, fügte er hinzu.

+++ UN-Friedensmission im Libanon setzt Patrouillen aus +++

Die UN-Beobachtermission Unifil setzt ihre Patrouillen im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon wegen der erhöhten Gefahr für ihr Personal vorübergehend aus. Das Risiko aufgrund des gegenseitigen Beschusses zwischen Israels Armee und der libanesischen Hisbollah-Miliz mache es zurzeit nötig, dass die Blauhelmsoldaten in ihren Stützpunkten bleiben, sagte ein UN-Sprecher am Montag vor Journalisten. Einige zivile Mitarbeiter der Friedensmission seien mit ihren Angehörigen in Richtung der weiter nördlich gelegenen Hauptstadt Beirut geschickt worden, wo die Gefahr geringer sei.

Israels Militär und die vom Iran unterstützte Hisbollah im Libanon liefern sich seit Monaten Gefechte im Grenzgebiet beider Länder, die sich in den vergangenen Tagen und Wochen nochmals deutlich verschärft haben. Die jüngsten Angriffe Israels mit Hunderten Toten und noch mehr Verletzten am Montag sind die folgenschwersten seit fast zwei Jahrzehnten und schüren die Sorge vor einer unkontrollierbaren Eskalation in der Region.

+++ China stellt sich nach israelischen Angriffen hinter Libanon +++

China hat dem Libanon im Nahost-Konflikt seinen Rückhalt zugesichert und Israel scharf für seine Angriffe auf die Hisbollah-Miliz kritisiert. Die Volksrepublik unterstütze den Libanon entschlossen beim Schutz seiner Souveränität, Sicherheit und nationalen Würde, sagte Außenminister Wang Yi laut seines Ministeriums in New York. Wang traf dort seinen libanesischen Kollegen Abdullah Bou Habib. Egal, wie die Lage sich entwickle, werde China auf der Seite der Gerechtigkeit und der arabischen Brüder einschließlich des Libanons stehen, sagte Wang.

Der Chinese verurteilte Israels „wahllose Angriffe auf Zivilisten“ und Kommunikationseinrichtungen im Libanon. China sei besorgt über die Lage. Wang erneuerte außerdem die Forderung nach einem Waffenstillstand, Truppenabzug und der Zweistaatenlösung.

China gab sich im Nahost-Konflikt lange neutral. Peking kritisierte Israels militärisches Vorgehen im Gazastreifen, verurteilte bislang jedoch nicht das blutige Massaker der Hamas vom 7. Oktober.

+++ US-Regierungsvertreter stellt Initiative zur Deeskalation im Libanon in Aussicht +++

Im Vorfeld der UN-Generaldebatte haben die USA eine Initiative zur Deeskalation im Libanon in Aussicht gestellt. „Wir haben einige konkrete Ideen, die wir in dieser Woche mit Verbündeten und Partnern besprechen werden, um herauszufinden, wie wir in dieser Angelegenheit vorankommen können“, sagte ein hochrangiger US-Regierungsvertreter am Montag. Zudem äußerte er sich ablehnend über eine mögliche israelische Bodenoffensive im Libanon.

Die US-Regierung denke nicht, dass „eine Bodeninvasion im Libanon dazu beitragen wird, die Spannungen in der Region abzubauen und eine Eskalationsspirale der Gewalt zu verhindern“.

Ziel der USA sei es, einen „Ausweg“ zu finden, der „in erster Linie eine weitere Eskalation der Kämpfe verhindert“. Die Vorschläge der USA sollten „Spannungen abbauen und in einen diplomatischen Prozess münden“, der es Menschen auf beiden Seiten der israelisch-libanesischen Demarkationslinie ermögliche, „in naher Zukunft sicher nach Hause zurückzukehren.“

Der Regierungsvertreter machte zunächst keine konkreten Angaben zu den Vorschlägen der USA. Außenminister Antony Blinken und weitere hochrangige US-Vertreter würden darüber jedoch bei ihren Treffen während der UN-Generaldebatte diskutieren.

+++ Frankreich fordert Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu Lage im Libanon +++

Frankreich hat angesichts der massiven israelischen Luftangriffe im Libanon eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats gefordert. Er habe die Sitzung noch für diese Woche beantragt, erklärte der neue französische Außenminister Jean-Noël Barrot am Montag vor der UN-Generalversammlung. „Frankreich ruft die Parteien und diejenigen, die sie unterstützen, zur Deeskalation und zur Vermeidung eines regionalen Flächenbrandes auf, der für alle, angefangen bei der Zivilbevölkerung, verheerend wäre“, sagte Barrot weiter.

In seiner Rede sagte Barrot zudem: „In diesem Moment denke ich an das libanesische Volk, während israelische Luftangriffe Hunderte von zivilen Opfern, darunter Dutzende von Kindern, gefordert haben.“ Die Angriffe „auf beiden Seiten“ der UN-Demarkationslinie zwischen Israel und dem Libanon müssten „sofort eingestellt werden“.