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Sudan-KonfliktBundeswehr plant zweiten Evakuierungsversuch – Pistorius sagt USA-Besuch ab

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Ein Transportflugzeug vom Typ Airbus A400M der Luftwaffe befindet sich im Landeanflug auf den Fliegerhorst Wunstorf in der Region Hannover.

Am Mittwoch hatte die Bundesregierung eine geplante Evakuierung deutscher Staatsbürger aus dem Sudan wegen der Sicherheitslage in dem Land zunächst abgebrochen.

Der erste Versuch war fehlgeschlagen. Derweil hat Verteidigungsminister Pistorius seinen USA-Besuch abgesagt.

Die Bundesregierung bereitet nach dem gescheiterten ersten Versuch einen zweiten Versuch vor, deutsche Staatsbürger und Bürger anderer westlicher Nationen aus dem Sudan zu befreien. Das machte am Freitag ein Sprecher des Verteidigungsministeriums deutlich. Zeitgleich wurde bekannt, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) einen für Sonntag geplanten Besuch in den USA kurzfristig abgesagt hat. Dabei wurden offiziell Termingründe genannt. Es wird jedoch vermutet, dass die Absage mit der Lage im Sudan im Zusammenhang steht.

Außenministerin Annalena Baerbock forderte angesichts der am Wochenende ausgebrochenen und immer brutaleren Kämpfe von Truppen zweier rivalisierender Generäle ein sofortiges Ende der Gewalt in dem Land. „Lassen Sie zu, dass die Bevölkerung dringend benötigte Hilfe erhält“, sagte die Grünen-Politikerin in Berlin – statt den Sudan „in Schutt und Asche zu legen“.

Konflikt im Sudan: Zweiter Evakuierungsversuch steht bevor

Am Mittwoch hatten drei Militärtransporter vom Typ A400M ihren Flug in Richtung der sudanesischen Hauptstadt Khartum abbrechen müssen. Grund war Artillerie-Beschuss auf den Flughafen. Es hätte es den Maschinen weder erlaubt zu landen, noch hätte für die betroffenen europäischen Zivilisten die Möglichkeit bestanden, zum Flughafen zu gelangen, um dort die Maschinen zu besteigen. Nun wird ein Zeitfenster gesucht, um einen zweiten Versuch zu unternehmen.

Teil der Vorbereitungen ist augenscheinlich, militärisches Gerät und Spezialkräfte der Bundeswehr bereits jetzt möglichst nahe an den Sudan zu bringen, damit im Einsatzfall keine zusätzliche Zeit verloren geht. So dementierte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag nicht, dass Militärtransporter soeben nach Jordanien verlegt worden seien – ganz offenkundig zu diesem Zweck. Die Evakuierung selbst würde vermutlich von Fallschirmjägern der Division Schnelle Kräfte (DSK) durchgeführt, zu der auch das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr gehört. Sie sind für genau solche Einsätze ausgebildet und trainiert.

Unterdessen wird die Lage für die betroffenen Zivilisten in Khartum nach Angaben eines Sprechers des Auswärtigen Amts immer dramatischer. Die Probleme nähmen „von Tag zu Tag zu“, sagte er. Aufgrund der unterbrochenen Stromversorgung liefen mittlerweile die Akkus der Mobiltelefone leer, so der Sprecher. Das erschwere die Kommunikation mit den Menschen, die dem Vernehmen überwiegend in ihren Häusern verharren, weil auf den Straßen geschossen wird – trotz knapper werdender Lebensmittel und einer ebenfalls unterbrochenen Wasserversorgung.

Mindestens 150 deutsche Staatsbürger befinden sich im Sudan

Derzeit herrschen in Khartum Temperaturen von deutlich über 40 Grad. Bis zuletzt hatten rund 150 deutsche Staatsbürger um ihre Evakuierung gebeten. Der Sprecher des Auswärtigen Amts sagte am Freitag, mittlerweile sei die Zahl größer. Sie bewege sich im niedrigen dreistelligen Bereich. Sollte es zu einer Evakuierung kommen, würde die Bundeswehr laut Kanzler Olaf Scholz nicht nur Deutsche aus Khartum herausholen, sondern soweit möglich auch Bürger anderer Staaten.