Ohne Gegenkandidaten haben die Grünen Sven Weiss zu ihrem Oberbürgermeisterkandidaten gewählt.
Grüner OB-KandidatSven Weiss will trotz der Krise Verantwortung für Leverkusen übernehmen
Leverkusen hat einen ersten offiziell gewählten Oberbürgermeisterkandidaten für die Kommunalwahl 2025: Die Mitgliederversammlung der Grünen wählte Sven Weiss am Sonntag mit großer Mehrheit, Gegenkandidaten gab es keine.
„Es ist ernst“, beginnt Weiss seine Bewerbungsrede. Die Stadt steckt in einer Haushaltssperre, steuere gar auf ein Haushaltssicherungskonzept zu. „Wir sind, wie alle, davon überrumpelt worden“, klagt Weiss. Dann aber seien die Leverkusener Grünen die ersten gewesen, die gehandelt hätten. „In einer Nacht haben wir einen Antrag formuliert und eine Taskforce gefordert, die mit großer Mehrheit im Stadtrat beschlossen wurde.“ Damit hätten die Grünen gezeigt: Sie können Schnelligkeit und Verantwortung. Und die will Weiss nun übernehmen.
Leverkusen: Grünen Kandidat bekommt zwei Gegenstimmen
Bereits im Juni hatte der Vorstand der Leverkusener Grünen Weiss als ihren Kandidaten vorgeschlagen. Natürlich sei ihnen bewusst, dass die Chance, letztendlich den Oberbürgermeister zu stellen, relativ gering sei, sagt Fraktionsvorsitzende Claudia Wiese. Dennoch habe man sich entschieden, einen Kandidaten aufzustellen. „Uns ist wichtig, mit einem starken grünen Gesicht in der Stadt aufzutreten.“ Und dafür sei Weiss genau der Richtige, freut sie sich über die Wahl. Von den 38 stimmberechtigten Delegierten bekam Weiss 33 Ja-Stimmen, bei zwei Gegenstimmen und drei Enthaltungen.
Der 37-Jährige ist seit April 2023 hauptamtlicher Kreis- und Fraktionsgeschäftsführer der Leverkusener Grünen. Der gelernte Medienkaufmann hat zuvor in der Düsseldorfer Stadtverwaltung den Führungsstab in der Ukrainekrise geleitet und war in der Landesregierung Fachreferent für Migration und Integration. Überhaupt liegt Weiss die Migrationspolitik besonders am Herzen, nicht zuletzt, seit er für zwei Jahre in einem Geflüchtetencamp in Griechenland gearbeitet hat. In dieser Zeit habe er auch gelernt: „Ja, man kann Verwaltung reformieren und effizienter gestalten.“
Zentrale ökologische Themen auf seiner Agenda will Weiss auf Nachfrage nicht nennen. „Aktuell arbeiten ganz viele Menschen an unserem Wahlprogramm. Ich stehe für basisdemokratischen Konsens, ich werde jetzt hier keine inhaltlichen Themen nach vorne stellen.“
Ideen, wie man den Haushalt entlasten könnte, hat er schon einige: Erhöhung von Parkgebühren, die auch dem grünen Mobilitätskonzept Rechnung tragen würden. Jene stärker zur Kasse bitten, „die unsere Stadt verschmutzen, aber bitte nicht nur mit läppischen zehn Euro Erhöhung“. Vor allem aber brauche es einen klugen Branchenmix auch mit IT- und Startup-Unternehmen, um weniger abhängig von der Gewerbesteuer der Industrie zu werden. Und könne man nicht auch mit Bayer 04 reden, dass der Deutsche Meister sich auch an den städtischen Kosten beteiligt, die bei jedem Heimspiel entstehen? „Ja, es braucht auch unpopuläre Entscheidungen“, sagt Weiss. Und dazu brauche es Mut und Führungsstärke. Die wolle er gemeinsam mit den Leverkusener Grünen übernehmen. „Ich bin bereit dafür.“
Positionierung zu Bayer-04-Parkplätzen
Klaus Wolf, grünes Urgestein, wollte auf der Mitgliederversammlung das Thema der geplanten Parkplätze von Bayer 04 Leverkusen auf die Tagesordnung bringen. Er forderte, dass die Grünen sich klar zu den Plänen positionieren, die aktuellen Trainingsplätze während des Umbaus der Stelzenautobahn zu Parkplätzen umzuwandeln. „Ich will nicht, dass die Dhünnaue asphaltiert wird“, sagt Wolf klar. Rupy David schlug vor, das Thema wegen seiner Bedeutung und Komplexität in einer eigenen, internen Veranstaltung zu besprechen, die zeitnah stattfinden soll. Die Mehrheit der Stimmberechtigten stimmten diesem Vorschlag zu. Wolf war damit nicht glücklich: „Beim Thema Autobahnausbau haben wir es verpasst, uns rechtzeitig zu positionieren und sei jahrelang hinterhergelaufen. Jetzt passiert das gleiche wieder.“