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915 Quadratmeter für einen Euro„Lost Place“ in NRW wird zwangsversteigert – Düstere Vergangenheit

Lesezeit 3 Minuten
Die Tür eines Weltkriegsbunkers aus dem Jahr 1941 (Symbolfoto).

Die Tür eines Weltkriegsbunkers aus dem Jahr 1941 (Symbolfoto).

Beton-Traum auf 915 Quadratmetern? Ein Weltkriegsbunker kommt bei einem Amtsgericht in NRW unter den Hammer.

Eine ungewöhnliche Immobilie wird gerade in Hamm in Nordrhein-Westfalen versteigert. Hier kommt ein Weltkriegsbunker unter den Hammer. Der Beton-Traum auf 915 Quadratmetern geht mit einem Anfangspreis von einem Euro an den Start.

Zwangsversteigerungen sind auch am Amtsgericht Hamm keine Seltenheit. Regelmäßig werden hier Einfamilienhäuser, Eigentumswohnungen oder Wohn- und Geschäftshäuser auf den Markt gebracht.

Amtsgericht kündigt Zwangsversteigerung eines Bunkers an

Wer die Anzeigen und aktuellen Versteigerungstermine durchblättert, der kommt bei einem Eintrag vermutlich ins Stocken. Wird hier wirklich ein Luftschutzbunker versteigert?

Wer glaubt, sich verlesen zu haben, der täuscht. Denn die außergewöhnliche Immobilie soll wirklich zwangsversteigert werden. Die Versteigerung im Wege der Zwangsvollstreckung ist für Freitag (21. Februar 2025) angesetzt. Ab 11 Uhr sollen Interessentinnen und Interessenten ihre Gebote abgeben können.

Weltkriegsbunker in Hamm ab einem Euro

Ein Blick könnte sich lohnen: Während andere Anzeigen eher im sechsstelligen Bereich starten, beträgt das Mindestgebot für den Bunker einen Euro.

Allerdings handelt es sich auch um eine mehr als ausgefallene Immobilie. Aber vielleicht weiß der ein oder andere ja Beton und eine maximal massive Bauweise zu schätzen. Hinzu kommt: Es handelt sich um ein historisches Gebäude aus dem Zweiten Weltkrieg.

Laut Exposé des Amtsgerichts wurde der Luftschutzbunker 1941 „erstmalig genutzt“. Die offizielle Bezeichnung lautet Luftschutzbunker Nr. 5. Zu dem Objekt, das drei Geschosse umfasst, gehört auch ein rund 770 Quadratmeter großes Grundstück an der Posener Straße 1 im Norden der Stadt Hamm.

Der Bunker hat dann doch ein paar kleine Nachteile

Ein paar kleine Nachteile dürfen an dieser Stelle allerdings nicht verschwiegen werden: Fenster sucht man in den meterdicken Stahlbeton-Wänden vergebens, über die Raumaufteilung lässt sich vermutlich bestens streiten und über eine Heizung verfügt die Immobilie ebenfalls nicht.

Hinzu kommt, dass sich die bauliche Anlage in einem ziemlich ungepflegten Zustand befindet, der nicht nur auf das Alter der Immobilie zurückzuführen sei. Laut Amtsgericht gebe es nicht nur einen sichtbaren Instandhaltungsstau, sondern auch bauliche Beeinträchtigungen und Beschädigungen. Eine Innenbesichtigung habe laut Amtsgericht nicht stattfinden können.

Gutachter sieht keine Verwendung für Weltkriegsbunker in Hamm

Was ein neuer Eigentümer mit dem Weltkriegsbunker anfangen soll, wird bei genauerer Lektüre des Exposés immer fragwürdiger. Der vom Amtsgericht eingesetzte Gutachter sehe keine wirtschaftliche Drittverwendungsmöglichkeit für den Weltkriegsbunker, heißt es da.

Eine Sanierung wäre mit einem extrem hohen Kostenaufwand verbunden. Ein Unterfangen, welches der Gutachter als unwirtschaftlich ansieht. Ferner heißt es, eine anderweitige Nutzung des Bunkers sei „aufgrund der Lage, der Grundstücksgröße und der möglichen erzielbaren Erträge nicht wirtschaftlich darstellbar“.

Düstere Vergangenheit – Bunker in Hamm längst ein „Lost Place“

Ein Blick auf die frühe Geschichte des Luftschutzbunkers lässt erschaudern. Während eines Luftalarms am 25. Oktober 1944 am Ende des Zweiten Weltkriegs setzte plötzlich Flagfeuer ein. Am Bunkereingang in der Posener Straße kam es zu einer Massenpanik, bei der mehrere Menschen ums Leben kamen.

Seit 70 Jahren verkommt der Bunker zu einem „Lost Place“ in Hamm. Ein Abbruch der Immobilie würde rund 600.000 Euro kosten. Stattdessen diente die Anlage oftmals als Abstellfläche für Autos. Anwohner beschweren sich unterdessen immer wieder über den Zustand des Gebäudes.

Auch die Politik beschäftigte sich in jüngerer Zeit mit dem Luftschutzbunker, weil dort Ratten ihr Unwesen trieben. Zudem wird der verlassene Ort von Obdachlosen und Drogenabhängigen aufgesucht, immer wieder werden benutzte Spritzen auf dem Areal gefunden.

Penthouse auf dem Dach des Bunkers?

Wer dennoch Interesse an der Immobilie hat, ist natürlich frei, ein Gebot abzugeben. Das Stadtbild von Hamm wird auch von den Hochbunkern geprägt. Da ein Abriss zu teuer und unwirtschaftlich ist, haben auch schon andere Besitzer Lösungen gefunden.

Auf einem dieser Hochbunker Hamms wurde 2008 durch ein luxuriöses Penthouse aufgestockt. Der Bunker an sich blieb dadurch nahezu unberührt, das Penthouse wurde einfach oben aufgelegt.