Schloss GrachtVom Hotel zur Klinik für Psychotherapie

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Die schöne Umgebung soll helfen, dass die Patienten ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden.

Die schöne Umgebung soll helfen, dass die Patienten ihr inneres Gleichgewicht wiederfinden.

  • Lange Jahre wurde das Wasserschloss Gracht als Hotel genutzt.
  • Nun wandeln die neuen Besitzer das Schloss in eine Klinik für Psychotherapie um.
  • Für den Umbau werden drei Millionen Euro investiert.

Erftstadt-Liblar – Der Zeitplan klingt ziemlich ambitioniert: Am 3. Dezember haben die neuen Besitzer Schloss Gracht übernommen, im März kommenden Jahres soll der erste Patient einziehen. Das Wasserschloss im Herzen von Liblar wird zu einer Spezialklinik für moderne Psychotherapie und Psychosomatik. Betreiber ist die Dr. Karsten Wolf AG.

Die Zugbrücke soll als Fluchtweg dienen.

Die Zugbrücke soll als Fluchtweg dienen.

Noch stehen Container mit Bauschutt vor dem Haupteingang, drinnen sieht es ein bisschen kahl aus. Alle Patientenzimmer werden komplett neu eingerichtet, Büromöbel übernimmt der neue Eigentümer. Drei Millionen Euro investiert Wolf in den Umbau. Finanziell der dickste Brocken ist der Brandschutz im historischen Gemäuer. Dem Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie liegt allerdings vor allem die neue Beleuchtung der Räume am Herzen.

Verwaltungsdirektor Hartmut Althoff, Michael Bornheim und Karten Wolf (v.l.) erläuterten das Konzept der Klinik, die in Schloss Gracht eingerichtet wird.

Verwaltungsdirektor Hartmut Althoff, Michael Bornheim und Karten Wolf (v.l.) erläuterten das Konzept der Klinik, die in Schloss Gracht eingerichtet wird.

Denn die ist Teil des Therapiekonzepts. Jedes Zimmer werde mit biologisch wirksamem Licht ausgestattet, eine Station für dynamische Lichttherapie eingerichtet. Die könne beispielsweise bei Patienten mit Schlafstörungen den natürlichen Lichtverlauf des Tages simulieren und so Zug um Zug den normalen Lebensrhythmus wiederherstellen. Auch die Einrichtung wird vom Bodenbelag über die Wandfarbe bis hin zur Oberfläche der Möbel einem stringenten Konzept folgen.

Hotelpersonal wurde übernommen

82 Betten wird die Klinik haben, dazu kommen 25 Plätze in der Tagesklinik. Patienten mit Depressionen werden hier betreut werden und Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen, vor allem Rettungskräfte und Feuerwehrleute, die im Einsatz schreckliche Dinge mit ansehen mussten. Es werden auch Zimmer für Angehörige eingerichtet – Therapien könne sich über viele Monate hinziehen –, Hotelbetrieb wird es aber nicht mehr geben. Dennoch hat die Wolf AG das komplette Hotelteam übernommen, um künftig die Patienten zu versorgen.

Noch stehen Container mit Bauschutt vor dem Zugang zur Vorburg.

Noch stehen Container mit Bauschutt vor dem Zugang zur Vorburg.

„Die ganzheitliche Betrachtung des Menschen mit all seinen Sinnen ist ein wichtiger Erfolgsfaktor moderner Psychotherapie“, sagt der künftige Klinikdirektor Dr. Michael Bornheim. Da wird das schöne Ambiente samt dem Park zum Bestandteil der Therapie. Bei der Sporttherapie wird die neue Klinik mit der Sporthochschule Köln zusammenarbeiten. Präsenztherapie nennt sich diese Herangehensweise, bei dem das bewusste Erleben jedes Augenblicks in den Mittelpunkt gestellt wird. Karsten Wolf hat diesen Begriff mit geprägt.

Zur Historie

Ursprünglich war Schloss Gracht kein Rittersitz, sondern ein Nebenhof von Haus Buschfeld. Um 1500 entstand die erste, zweiteilige Burg, 1658 begann der Umbau zu einem repräsentativen Schloss.

In der Zeit der französischen Verwaltung wurde es als Lazarett genutzt und schließlich in ruinösen Zustand zurückgelassen. In den 1850er-Jahren entstand das heutige Herrenhaus.

Die Gemeinde Liblar kaufte Schloss Gracht 1957 und verkaufte es 1962 weiter. Nach mehrfachem Besitzerwechsel zog 1976 das Universitätsseminar der Wirtschaft ein. Ab 2004 war das Schloss Sitz der European School of Management and Technology (ESMT).

Rund 100 Arbeitsplätze soll die Klinik bieten. „Wir suchen Mitarbeiter bis hin zum Chefarzt“, sagt Wolf. Wichtig sei bei allen, die künftig in Schloss Gracht arbeiteten, dass sie empathisch, dem Menschen zugewandt seien und in der Lage, Bindungen aufzubauen, um den Patienten Geborgenheit zu geben.

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