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Kommentar

Kommentar zur ZUE
Wenn in Frechen Angst auf Sprachlosigkeit trifft

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Auf einem Podium sitzen mehrere Frauen und Männer hinter Tischen, darauf stehen ihre Namensschilder.

Bei einer Informationsveranstaltung zur Zentralen Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete stellten Experten die Pläne vor.

Bei der Informationsveranstaltung zur ZUE wurde in dieser Woche in Frechen eine Chance vertan, findet unser Autor. Ein Kommentar.

Chance vertan! Die Informationsveranstaltung, zu der die Bezirksregierung Köln und die Stadtverwaltung Frechen in dieser Woche in den Stadtsaal eingeladen hatten, hat es nicht vermocht, Bedenken und Kritik gegen die geplante Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Geflüchtete im Stadtteil Königsdorf zu zerstreuen.

Eher das Gegenteil war der Fall. Dass bei einem solchen Treffen nicht immer alle Fragen beantwortet werden können, soll nicht in Abrede gestellt werden. Doch der von vielen als äußerst unglücklich empfundene , sehr theoretisch gehaltene Auftritt der Vertreter der Bezirksregierung und der Umstand, dass sie anscheinend nicht hinreichend auf das vorbereitet waren, was an diesem Abend auf sie zukommen würde, ist der Bedeutung des Themas gänzlich unangemessen.

Debatte wird vonseiten einiger Bürger mit extrem harten Bandagen geführt

So haben die beiden Experten etliche Aspekte rund um die Praxis der Unterbringung der Geflüchteten recht vage gelassen. Und damit begründet, dass man noch keine Erfahrung mit einer solchen Einrichtung in Frechen habe.

Fakt ist aber: Die künftige ZUE in Frechen ist nicht die erste unter der Regie der Bezirksregierung Köln – daher müssen die Verantwortlichen grundsätzlich über Erfahrungswerte und Zahlen verfügen. Angesichts dessen, dass die Debatte um den Standort in Königsdorf, die Art der Unterbringung und die angebliche mangelnde Informationspolitik aus dem Rathaus seit Anfang Oktober teils mit harten Bandagen geführt wird, hätten sich die Gäste aus Köln anders präsentieren müssen, um Vertrauen in die Pläne zu zu schaffen.

Auf dem Foto sind Demonstrierende mit Plakaten zu sehen.

Vorne die Gegner der ZUE in Frechen-Königsdorf, dahinter die Befürworter.

Was nicht bedeutet, dass sie damit jeden erreicht hätten – der harte Kern der Initiative Königsdorf, die vor der Informationsveranstaltung zu einer Demonstration aufgerufen hatte, scheint Fakten zu misstrauen und schafft sich lieber seine eigenen Wahrheiten.

Kritisch zu betrachten ist auch nach wie vor die gewisse Sprachlosigkeit der Verantwortlichen im Frechener Rathaus, zuvorderst Bürgermeisterin Susanne Stupp (CDU). Außer einer begrüßenden Einleitung und weniger Erläuterungen am Ende , verwies sie an die – überzeugenden – Experten aus ihrer Verwaltung, der Polizei und Feuerwehr.

Bisweilen schien Bürgermeisterin Susanne Stupp unbeteiligt

Das ist definitiv zu wenig für eine Verwaltungschefin. Sie hätte spätestens dieses Forum nutzen müssen, um mit Überzeugung und Leidenschaft für das Projekt zu werben. Sie hätte auch Empathie für all jene Königsdorfer zeigen müssen, die zum Teil berechtigte Sorgen haben. Aber nichts dergleichen geschah in der Stadthalle. Bisweilen schien Stupp unbeteiligt.

Oder aber wirkt dies auf den Betrachter nur so? Denn die Art und Weise, wie die CDU-Politikerin von Teilen der ZUE-Kritiker in den vergangenen Wochen nicht nur in sozialen Netzwerken angegangen worden ist, spottet jeder Beschreibung und geht weit über das hinaus, wie man mit einem Menschen, der zwar in der Verantwortung steht und eine öffentliche Person ist, umgeht. Da wurden die Grenzen des guten Geschmacks und Anstands deutlich unterschritten.

Dass so etwas nicht spurlos an einem vorbeigeht, ist auch klar. Dennoch: Um der Kritik zu begegnen, bleibt einem nichts anderes übrig als sich in das Auge des Taifuns zu begeben — so schmerzlich es auch sein mag.

Das haben rund 40 Bürgerinnen und Bürger am Montag vor der Informationsveranstaltung getan. Sie haben – wenige Meter von den ZUE-Gegnern entfernt – für die Einrichtung in Königsdorf demonstriert. Auch das ist Königsdorf.

Und beides ist in unserer Demokratie möglich. Das ist gut so!