AboAbonnieren

Kommentar

Ämterhäufung
Fokussierung auf Trio bei der CDU birgt Risiken für Union in Rhein-Erft

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Foto sind die CDU-Politiker Thomas Okos, Gregor Golland und Romina Plonsker zu sehen.

An ihnen führt in der CDU kein Weg vorbei (v.l.): Thomas Okos, Gregor Golland und Romina Plonsker.

Alle wichtigen Posten bei der CDU sind mit Gregor Golland, Romina Plonsker und Thomas Okos besetzt. Dabei mangelt es nicht an Personal.

Manchmal muss man sich schon wundern. Sie, liebe Leserinnen und Leser, mögen an dieser Stelle einwenden, dass Sie sich über nichts mehr wundern in diesen unsteten Zeiten. Dem zu widersprechen, würde ich niemals wagen.

Apropos Zeiten, besser noch: Zeit. Ich wundere mich ja darüber, wie viel Zeit manche Menschen haben beziehungsweise, wie es ihnen gelingt, so viel in einen 24-Stunden-Tag unterzubringen, wie sie es tun. Nehmen wir Gregor Golland. Der 49-jährige Politiker hat vor knapp zwei Wochen einen Nebenjob angetreten: Als Nachfolger von Willi Zylajew führt der Mann aus Brühl nun auch die Kreistagsfraktion der CDU.

Was ein Fraktionsvorsitzender alles regeln muss

Nun mag man argumentieren, dass Fraktionsgeschäftsführer Stephan Borst das operative Geschäft stemmt und seinem Vorsitzenden Golland den Rücken frei hält. Und ja, es gibt auch noch 29 weitere Mitglieder in der Fraktion, die zupacken können. Aber letzten Endes ist es der Vorsitzende, der bei allen Themen mitreden können muss, der die politische Richtung vorgibt, der die Koalition zusammen- und den politischen Gegner auf Distanz hält und der in enger Abstimmung mit Landrat und Kreisdirektor die Geschicke des Kreises mit seinen zehn Städten lenkt.

Eigentlich ein Fulltime-Job, der jemanden ausfüllt. Nach Zylajews Ausscheiden nun aber von jemandem wahrgenommen, der bereits einen Fulltime-Job hat: eben Gregor Golland, dem Landtagsabgeordneten. Der im Düsseldorfer Landtag nicht in der letzten Reihe sitzt und nur dann die Hand hebt, wenn es in Abstimmungen erforderlich ist, sondern als stellvertretender Fraktionsvorsitzender auch dort eine maßgebliche Rolle spielt.

Golland ist in Fragen der Sicherheits- und Ordnungspolitik gefragt

Zudem: Nicht nur in Fragen der Sicherheits- und Ordnungspolitik in Nordrhein-Westfalen ist der Brühler ein gefragter Ansprechpartner. Nicht zu vergessen: Golland ist auch stellvertretender Kreisvorsitzender seiner Partei.

Das ist Thomas Okos auch. Der Frechener ist ebenfalls Landtagsabgeordneter und stellvertretender Fraktionsvorsitzende der Kreistagsfraktion. Eine ähnliche Konstellation ergibt sich bei Romina Plonsker aus Pulheim: Landtagsmandat, Stellvertreterin im Kreistag – und CDU-Vorsitzende im Rhein-Erft-Kreis.

Die Ämterhäufung – sie ist kein Phänomen, das ausschließlich bei der CDU zu beobachten ist. Allerdings ist es angesichts ihrer Stärke im Rhein-Erft-Kreis erstaunlich, wenn nicht sogar bedenklich, dass sie auf die Zylajew-Nachfolge keine andere Antwort hatte als Golland auf den Schild zu hieven. Oder aber es lässt darauf schließen, dass Masse nicht zwingend mit Klasse gleichzusetzen ist. Dass die Geschicke der CDU im Rhein-Erft-Kreis auf drei Ebenen – Partei, Landtag und Kreistag – auf drei Personen zugeschnitten sind, ist ein bemerkenswerter Zustand.

Auch bei der Bundestagswahl setzt die CDU auf bewährte Kräfte

Das mag den einen oder anderen davon abhalten, ebenfalls nach oben zu streben: Denn die lukrativen und spannenden Posten sind ja besetzt. Nimmt man dann noch die beiden Bundestagswahlkreise hinzu, wird sich 2025 auch dort nicht bewegen. Die erneute Kandidatur des Bedburgers Georg Kippels (64) ist gewiss, und auch der Euskirchener Detlef Seif (61) dürfte wieder antreten, das dürfte nicht dazu führen, dass anderes Personal nach oben gespült wird.

Personalentwicklung sieht jedenfalls grundlegend anders aus. Das sollten die Verantwortlichen der CDU Rhein-Erft wissen. Wo wir dann doch wieder bei Plonsker, Golland und Okos sind.