Mit einem MAN SL200 hat die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft einen Linienbus-Klassiker erhalten. Der Oldtimer kann für Ausflüge gebucht werden.
Alter OmnibusWas eine Tour mit dem Oldtimer der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft bietet
Auf den Linien rollt er schon lange nicht mehr. Auch der Einsatz als Schulbus, von dem ein altes Schild am Heck zeugt, ist Geschichte. Aber der Oldtimer in der 220 Busse zählenden Flotte der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft hat noch nicht ausgedient. Das 37,5 Jahre alte Fahrzeug wird gehegt und gepflegt – und kann für Ausflüge gebucht werden.
Verkehrsmeister Hans Willi Trost und der Bus mit dem H-Kennzeichen haben gemeinsam, dass sie seit 1986 in Diensten der RSVG stehen. „Ich fahre ihn sehr gern“, sagt der 62-Jährige. Gerade hat er eine Grundschulklasse mit dem Oldtimer zur Wahnbachtalsperre kutschiert. Für solche Touren zieht Trost seine alte graue Busfahrer-Uniform nebst Schirmmütze an. Eine Zange zum Abknipsen von Fahrkarten besitzt er auch noch.
Auf dem Betriebshof in Hennef, wo der Bus stationiert ist, lässt Trost den Motor des MAN SL200 an. Das Modell ist ein Klassiker im Öffentlichen Personen-Nahverkehr. Die Abkürzung SL steht für Standard-Linienbus, die Zahl für die 200 PS, die die 11,3-Liter-Maschine leistet. 84 Kilometer pro Stunde beträgt laut Fahrzeugschein die Höchstgeschwindigkeit. Trost wartet eine Weile, ehe er den ersten Gang einlegt. Erst müssen acht Bar für die Luftdruck-unterstützte Kupplung erreicht sein.
„Das ist ein Schalter, das ist der große Unterschied zu den neueren Bussen“, erklärt Trost. Zwischengas muss der Mann am Steuer beim Wechseln der Gänge aber nicht geben. Der 343er – so die Wagen- und auch frühere Funknummer des RSVG-Gefährts – hat ein synchronisiertes Getriebe – und auch Servolenkung. „Der fährt sich wunderbar“, so Trost.
Mit gut elf Metern ist der Veteran etwas kürzer als die modernen Linienbusse, die außerdem 40 bis 50 PS mehr haben. Direkt ins Auge fällt die alte blau-weiße Lackierung. An den Kanten und Ecken ist der Omnibus etwas runder als seine Nachfolger, und er hat noch eine geteilte Frontscheibe. Eine weitere Besonderheit ist ein Extratank, der ehedem mit Heizöl für die Standheizung befüllt wurde.
Die Innenausstattung ist vom Charme der 80er Jahre geprägt. Schon damals bewies die RSVG Mut zur Farbe: Leuchtend-orange sind die Bezüge der Sitzbänke mit insgesamt 44 Plätzen. Erhalten geblieben sind auch alte Aufkleber, die zum Beispiel das Sprechen mit dem Fahrer oder den „Verzehr von Speiseeis, Pommes frites, Würstchen usw.“ untersagen.
Den Komfort einer Sitzheizung – heute Standard – hatten die Busfahrer seinerzeit nicht, ebenso keine Kopfstütze. Und die Außenspiegel mussten sie von Hand in die richtige Position drücken. Das Lenkrad des Oldtimers lässt sich nur nach vorn und zum Sitz hin verstellen, nicht in der Höhe.
Aber es gibt auch einen Vorteil des alten Busses gegenüber den neuen: „Die Übersicht ist besser“, stellt Hans Willi Trost fest. Und in den modernen Bussen falle zwar das Kuppeln weg, aber es gebe viel mehr Elektronik, auf die man achten müsse.
Der Zähler im Tachometer zeigt 689.307 gefahrene Kilometer an. Ob der letzte MAN SL200 der RSVG eines Tages die Ein-Million-Marke knacken wird, ist ungewiss. „Im Endeffekt läuft der ewig“, sagt Werkstattmeister Robert Geßner mit Blick in den liegenden Motor. „Ersatzteile kriegen Sie immer, das Problem ist der Rost.“
Eine andere Frage ist, ob sich das Verkehrsunternehmen den robusten Oldtimer auf Dauer leistet. „Geld verdienen wir mit dem nicht“, sagt Trost. Wer den Bus für eine Tour bucht, zahlt pro Kilometer knapp 1,60 Euro und den Fahrer.