Das Urteil zum Skandal-Spiel Union gegen Bochum könnte den Abstiegskampf in der Bundesliga am Ende entscheidend beeinflussen. Kiel und St. Pauli sind daher ebenfalls bei der Verhandlung vertreten.
Fußball-BundesligaDFB-Bundesgericht entscheidet über Feuerzeug-Eklat
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Bochums Keeper Patrick Drewes hält das Feuerzeug hoch, das ihn getroffen hat.
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Der Feuerzeug-Eklat beim Bundesliga-Spiel 1. FC Union Berlin gegen VfL Bochum geht juristisch in die zweite Runde - der Fall könnte den Abstiegskampf noch länger beschäftigen. Das Bundesgericht des Deutschen Fußball-Bundes verhandelt an diesem Freitag (12.30 Uhr) auf dem DFB-Campus in Frankfurt die Berufungen von Union Berlin, Holstein Kiel und des FC St. Pauli gegen das Urteil des Sportgerichts zugunsten der Bochumer.
Wird über den Abstieg am Grünen Tisch entschieden?
Wenn das Bundesgericht das Urteil des Sportgerichts vom 9. Januar bestätigt, hätte Bochum zwei Punkte mehr in der Tabelle und würde nach dem derzeitigen Stand den 1. FC Heidenheim um zwei Zähler überflügeln und vom 16. Platz verdrängen. Union Berlin (13.) würde ein Zähler abgezogen. Das Sportgericht hatte dem Einspruch der Bochumer gegen das 1:1 stattgegeben und entschieden, dass die Partie mit 2:0 für den VfL gewertet wird.
Mit dem Bundesgericht enden die Instanzen des DFB. Nach dessen Urteil wird die Bundesliga-Tabelle - gegebenenfalls - angepasst. Aber: Theoretisch können die Verfahrensbeteiligten auch noch vor das Ständige Schiedsgericht für Vereine und Kapitalgesellschaften ziehen.
Was war passiert?
Die Partie im Stadion An der Alten Försterei war am 14. Dezember in der 92. Minute für mehr als 25 Minuten unterbrochen, nachdem der Bochumer Schlussmann Patrick Drewes von einem aus dem Union-Block geworfenen Feuerzeug getroffen worden war und vom Feld musste.
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Im Mittelpunkt der DFB-Gerichte: Bochums Torwart Patrick Drewes.
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Das Spiel wurde danach durch Schiedsrichter Martin Petersen ohne Drewes fortgesetzt und beendet. Da Bochum sein Auswechselkontingent bereits ausgeschöpft hatte, ging Angreifer Philipp Hofmann kurzzeitig ins Tor. Beide Teams passten danach den Ball lediglich hin und her, um die Begegnung zu beenden.
Wie reagierte Union auf den entzogenen Punkt?
Empört. „Es ist schon schlimm genug, dass Personen bei Konzerten oder Sportveranstaltungen immer wieder Gegenstände auf Bühnen, in Innenräume oder auf den Rasen werfen“, sagte Präsident Dirk Zingler. „Viel schlimmer ist es jedoch, wenn jemand versucht, sich aus diesen für keinen Veranstalter zu verhindernden Ereignissen einen Vorteil zu verschaffen.“
Der eigentliche unsportliche Skandal habe nach dem Ereignis auf dem Rasen und dann vor Gericht stattgefunden, so Zingler. Nach seiner Ansicht schadet dieses Urteil dem Fußball. Die Berliner zweifeln an, dass eine Verletzung bei Drewes vorgelegen habe. Union hatte den Feuerzeugwerfer nach eigenen Angaben ermittelt, eine Anzeige erstattet und ein dreijähriges Stadionverbot ausgesprochen.
Was sagt VfL-Keeper Drewes zu Schauspielvorwürfen?
„Vorne links oben“ am Kopf sei er getroffen worden, erklärte der 32-Jährige bei der Sportgerichtsverhandlung und berichtete von Schwindel, Übelkeit und Schmerzen an der Einschlagstelle. Drewes wurde später im Krankenhaus untersucht. Ein Test auf Gehirnerschütterung sei unauffällig verlaufen.
„Für eine besondere Schauspieleinlage von Herrn Drewes oder für ein Komplott oder eine Schmierenkomödie haben wir nicht die entsprechenden Anhaltspunkte bekommen“, sagte Richter Stephan Oberholz in der Urteilsbegründung in erster Instanz.
Warum wehren sich auch Kiel und Pauli?
Die beiden Clubs - Holstein ist Tabellenletzter, Pauli 15. - befürchten eine mögliche Einflussnahme im Abstiegskampf. „Man muss natürlich hinterfragen, inwieweit man mit dem Urteil in die Integrität des Wettbewerbs eingreift. Unbeteiligte Vereine sind selbstverständlich durch dieses Urteil betroffen“, erklärte St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich bei Sky.
Warum schließt sich Heidenheim dem Einspruch nicht an?
Der 1. FC Heidenheim steckt punktgleich mit Bochum tief im Abstiegskampf, hält sich aber aus dem juristischen Gezerre raus. „Wir haben uns dazu entschieden, keinen Einspruch gegen dieses Urteil einzulegen, weil wir an diesem Spiel nicht direkt beteiligt waren. Gleichwohl halten wir das erste Urteil für falsch“, sagte Holger Sanwald, der Vorstandsvorsitzende des Tabellen-16.
Wie läuft das vor dem DFB-Bundesgericht?
Geleitet wird die Sitzung von Oskar Riedmeyer, dem Vorsitzenden des Gerichts. Nach DFB-Angaben beabsichtigt das Rechtsorgan, gleich zu Beginn der Verhandlung über die Zulässigkeit der Berufungen von Holstein Kiel und St. Pauli zu entscheiden. Das Bundesgericht habe beiden Vereinen angeboten, diese Entscheidung bereits im Vorfeld der Verhandlung im schriftlichen Verfahren zu treffen – beide Clubs hätten aber eine Entscheidung in einer mündlichen Verhandlung beantragt. (dpa)