Bewölkt mit einer Regenwahrscheinlichkeit unter zehn Prozent, Temperaturen zwischen acht und 14 Grad und wenig Wind – die Laufbedingungen sind ideal.
30.000 Meldungen zum 26. MarathonKöln feiert am Sonntag die Rückkehr des Lauffiebers
Mehr als 30.000 Läuferinnen und Läufer wollen beim 26. Köln-Marathon am Sonntag an den Start gehen. Das ist der zweitbeste Wert in seiner Geschichte, die im Jahr 1997 begann. Nicht nur Köln, auch alle anderen großen Marathon-Veranstalter in Deutschland melden steigende Teilnehmerzahlen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur größten Laufveranstaltung in Nordrhein-Westfalen.
Kann man in Köln wirklich von einem neuen Laufboom sprechen?
„Vieles spricht dafür“, sagt Markus Frisch, Geschäftsführer der Kölner Ausdauersport GmbH. „Laufen ist wieder hip. Die Jüngeren haben den Laufsport für sich entdeckt. Bedingt durch Corona-Pandemie war es aus ihrer Sicht vielleicht zwei oder drei Jahre okay, sich auf Netflix und Pizza zu konzentrieren. Jetzt merkt die Corona-Generation aber, dass sie sich mehr bewegen sollte. Und am Ende ist Laufen die einfachste Sportart, die man machen kann.“
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Daher die Rekordzahlen. Nur 2009 waren noch ein paar mehr Läufer und Läuferinnen angemeldet. Das lag aber einem Sondereffekt, weil Köln auch Austragungsort des Sparkassen-Marathon war.
Zwei Jahre Pizza und Netflix – und jetzt Marathon laufen? Wie soll das gehen? Dazwischen liegen doch Welten.
„Das mag sein. Dennoch stellen wir anhand der Teilnehmerdaten fest, dass sich die Altersstruktur stark verändert. Wir sind im Vergleich zum letzten Jahr deutlich jünger geworden“, so Frisch. „Auch da hat sich der Trend schon angedeutet. Diesmal verzeichnen wir die meisten Anmeldungen in der Altersklasse der 20- bis 30-Jährigen. Vergangenes Jahr war das noch die Gruppe zwischen 40 und 45.“
Vom Laufboom müssten doch auch die Sportvereine profitieren, die unter Corona schwer gelitten haben. Viele kleinere Laufveranstaltungen haben die Pandemie nicht überlebt.
„Leider nicht. Fürs Laufen geht heute keiner mehr in einen Verein. Die sind vielen offenbar zu verstaubt und wirken wie aus der Zeit gefallen“, sagt Frisch. „Die Szene verabredet sich heute digital, hat eigene Communities.“
Wie funktioniert das?
In Köln haben sich vor ein paar Jahren zwei sogenannte Running Crews gegründet. Das sind die Milers Colonia und Run Squad Cologne. Hinzu kommen die Kraft Runners. Die sind bundesweit organisiert. Der Hotspot von Run Squad Cologne beim Köln-Marathon ist der „Weltempfänger“, das Hostel auf der Venloer Straße in der Nähe der Ditib-Moschee. Es ist die Leidenschaft zum Laufsport, die die Community verbindet. „Ambitious together“ lautet das Motto der Milers Colonia. Man wolle „im Training den Spaß am Laufen teilen, gemeinsam besser werden und zeigen, dass Laufen kein Individualsport sein muss“.
Kommen wir zum Sonntag. Wie viele Helfer sind in Start und Ziel, an den Verpflegungsständen und der Strecke im Einsatz?
Rund 2500, die vor allem von Schulen gestellt werden. Sie bekommen als Anerkennung eine Jacke, ein T-Shirt und eine Laufkappe. „Wir dieses Engagement können wir uns nur bedanken“, sagt Markus Frisch. „Müssten wir das alles professionell organisieren, würde das rund 250.000 Euro zusätzlich kosten. Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, ehrenamtliche Helfer zu finden.“
Wie verteilen sich die Teilnehmer auf die verschiedenen Wettbewerbe?
Der Halbmarathon ist mit Abstand am beliebtesten. 18.200 werden sich auf die 21,1 Kilometer lange Strecke machen. Dazu kommen 7600 Meldungen für den Marathon, 809 Vierer-Staffeln und 111 Schulstaffeln mit jeweils sieben Teilnehmern. Dazu kommt der Kinderlauf am Samstag auf dem Roncalliplatz. Zum ersten Mal seit der Corona-Pandemie musste die Anmeldung eine Woche vor dem Start geschlossen werden. Nachmeldungen auf der Marathon-Messe sind nicht mehr möglich.
Wer sind die ältesten Teilnehmer?
Beim Marathon geht Roland Fuchs mit 81 Jahren als ältester Läufer an den Start. Älteste Teilnehmerin ist Margret Knigge. Die 68-Jährige zählt überdies zu den wenigen Läuferinnen, die bisher bei allen Marathonläufen in Köln dabei waren. Mit 84 Jahren traut sich Waldemar Kling immer noch einen Halbmarathon zu und ist damit der älteste Starter. Roswitha Weinert startet als älteste Frau auf der Halbdistanz. Sie ist 75.
Wenn die Nachfrage so groß ist: Warum kann das Starterfeld beim Halbmarathon nicht erweitert werden?
Weil das die Logistik im Startbereich am Ottoplatz in Deutz und im Ziel auf der Komödienstraße am Dom nicht hergibt. Am Start wird es in diesem Jahr beim Halbmarathon zum ersten Mal fünf Blöcke geben, die in zeitlichen Abständen auf die Strecke geschickt werden. Die Blöcke eins bis vier starten vor dem Deutzer Bahnhof, der Block fünf vom Auenweg.
Auch im Ziel gibt es dieses Jahr eine Veränderung. Die Verpflegungsmeile wird von der Burgmauer auf die Gereonstraße verlegt, weil dort mehr Platz zur Verfügung steht. An der Burgmauer werden in diesem Jahr die Kleiderbeutel abgegeben. Wenn sich das System bewährt, könnte sich Zahl der Startplätze für den Halbmarathon im kommenden Jahr auf 20.000 erhöhen.
Die Erfahrung zeigt, dass bei allen großen Marathonläufen bis zu 25 Prozent der gemeldeten Teilnehmer nicht antreten. Warum können diese Startplätze nicht weitergegeben werden?
Bisher ist das in Köln nicht möglich, weil die Startnummern personalisiert sind und den Transponder für Zeitmessung enthalten. Die Organisatoren prüfen, ob eine Ummeldung ab dem kommenden Jahr gegen eine Gebühr technisch machbar ist.
Warum macht die Ausdauersport GmbH den Halbmarathon nicht zu einer eigenen Veranstaltung, der zu einem anderen Zeitpunkt stattfindet?
Weil sich das nicht rechnet. Es müssten sich für die volle Distanz mindestens 12.000 Teilnehmer anmelden, um die Startgebühr von rund 100 Euro halten zu können. Davon ist Köln mit 7500 Meldungen weit entfernt. Ohne Sponsoren würde der Startplatz heute schon zwischen 200 und 250 Euro kosten. Solche Startgelder lassen sich in Deutschland mit Ausnahme des Berlin-Marathon nicht durchsetzen. Der Gesamtetat für den Köln-Marathon liegt derzeit bei mehr als drei Millionen Euro.
Wann und wo kann ich meine Startunterlagen abholen?
Am Freitag, 4. Oktober, 12 bis 20 Uhr, und Samstag, 5. Oktober, 9 bis 18 Uhr auf der Running-Expo in der Motorworld am Butzweilerhof, Butzweilerstraße 35-39. Die Motorworld erreicht man am besten Bahn oder Bus: Mit der Linie 5 der KVB bis zur Haltestelle Ikea oder der Buslinie 127 bis Haltestelle Ossendorf. Am Sonntag können keine Startnummern mehr abgeholt werden.
Gibt es Änderungen bei der Strecke?
Nein. Es bleibt alles wie beim Jubiläumsmarathon 2023. Auch die Besonderheit beim Marathon in Nippes zwischen Kilometer 34 und 35 bleibt erhalten. Dort müssen die Läuferinnen und Läufer knapp 100 Meter erst an der Nordstraße vorbei geradeaus laufen, dann eine 180 Grad-Wende machen, wieder zurück und nach links in die Nordstraße einbiegen. „Wir wollten die Strecken des Marathons und des Halbmarathons unbedingt identisch halten und mussten deshalb diesen Kompromiss eingehen“, sagt Markus Frisch. Intern hat der Wurmfortsatz schon einen Spitznamen: Nippeser Nippel.
Kann ich den Marathon live verfolgen?
Ja. Im Livestream ab 8.55 bis 14 Uhr auf der Website des Köln-Marathon.
Was ist mit den Streckenrekorden?
Bei den Männern hält der Kenianer Alfred Kering den Rekord mit 2:07:37 Stunden, aufgestellt im Jahr 2012. Aus dem gleichen Jahr stammt auch der Rekord bei den Frauen, gelaufen von Helena Kirop mit 2:25:34 Stunden. Die Bestzeit im Halbmarathon hält Sabrina Mockenhaupt. Sie lief die 21,1 Kilometer 2008 in 1:08:51 Stunden. Leonard Langat (Kenia) stellte den Halbmarathon-Rekord 2010 mit 1:03:00 Stunden auf.
Wer sind die Favoriten?
Nach ein paar Jahren, in denen sich der Köln-Marathon voll auf den Nachwuchs konzentrierte, sind in diesem Jahr Eliteläufer aus Äthiopien, Uganda und Tansania verpflichtet worden. Sie werden auf den ersten 30 Kilometern von Tempomachern unterstützt. Die Streckenrekorde werden aber wohl nicht fallen. Der Köln-Marathon will wieder in die Liga der sogenannten Elite-Rennen in Europa zurück und hat deshalb sein Budget für den Einkauf von Spitzenathleten leicht aufgestockt.
Bei den Männern wird es eine Gruppe von vier Läufern geben, die eine Zeit um die 2:12:30 anpeilen: Demeke Tadesse (Äthiopien), Simion Kameto (Kenia), Mezgebe Tilahun (Äthiopien) und Naason Kipkorir (Kenia). Tadesse und Kameto sind aufgrund ihrer Vorleistungen favorisiert. Beide haben bereits Marathons um die 2:10:00 Stunden absolviert. Das Frauen-Rennen werden Zinash Mekonnen (Äthiopien) und Failuna Matanga (Tansania) mit einer geplanten Zielzeiten von 2:27:00 Stunden unter sich ausmachen.
Klare Favoritin beim Halbmarathon ist Esther Pfeiffer (ehemals Jacobitz), die im letzten Jahr in Köln Deutsche Marathon-Meisterin wurde. Bei den Männern ist der Kölner Halbmarathonsieger 2022 und 2023 Tom Förster (MTV Braunschweig) wieder am Start und hat gute Chancen, den Hattrick zu holen und den Streckenrekord von 1:03:00 Stunden zu knacken. Chancen, ihn zu schlagen, haben Jonathan Dahlke (TSV Bayer 04 Leverkusen) oder Linus Korsmeier (Milers Colonia 2020).
Wo kann ich den Marathon am besten verfolgen?
Zu den Hotspots zählen definitiv der Abschnitt zwischen Rudolfplatz und Friesenplatz auf den Ringen, wo in beide Richtungen gelaufen wird, das Stück zwischen Rudolfplatz und Neumarkt und natürlich der Zieleinlauf am Dom. Auf dem Neumarkt steigt wie jedes Jahr die After-Run-Party. Die Sülzburgstraße in Nippes (Kilometer 19 beim Marathon) und die Venloer Straße in Ehrenfeld (Kilometer 27,5) haben ebenfalls Partypotenzial.
Macht es Sinn, am Sonntag mit dem Auto durch Köln zu fahren?
Das muss jeder selbst entscheiden. Die großen Tangenten auf der linken Rheinseite sind bis auf wenige Ausnahmen frei. Das betrifft den gesamten Gürtel, die Nord-Süd-Fahrt, die Innere Kanalstraße zwischen der Zoobrücke und der A 57, die Aachener Straße nur stadtauswärts, die Luxemburger Straße stadteinwärts, die Bonner Straße ab Chlodwigplatz und das Rheinufer ab Hauptbahnhof Richtung Norden durchgehend bis zum Niehler Ei. Bis auf die Deutzer Brücke sind auch alle Brücken offen.
Was ist mit den Kölner Verkehrs-Betrieben?
Etliche Stadtbahnlinien müssen am Sonntag in der Innenstadt getrennt werden. Die Linie 1 fällt zwischen 8.30 und 15.15 Uhr zwischen Aachener Straße/Gürtel und Neumarkt aus. Die Linie 7 entfällt zwischen 8 und 12 Uhr zwischen Aachener Straße/Gürtel und Deutzer Freiheit, ab 12 Uhr läuft der Betrieb ab Neumarkt Richtung Deutz wieder. Der Betrieb auf der Linie 9 wird zwischen dem Hermeskeiler Platz und Neumarkt zwischen 8 und 15.15 Uhr eingestellt. Zwischen 10.27 und 11.45 Uhr fallen die 16 zwischen Ubierring und Heinrich-Lübke-Ufer und die 17 zwischen Bonner Wall und Sürth aus.