Der Zentral-Dombau-Verein (ZDV) ist wichtigster Geldgeber für den Bauunterhalt des Kölner Doms. Nun sind die Weichen für einen neuen Vorstand gestellt.
Zentral-Dombau-VereinKölner Ex-Dombaumeisterin soll Präsidentin werden
Bei der Neubesetzung des Präsidentenpostens im Zentral-Dombau-Verein (ZDV), dem wichtigsten Finanzier für den Erhalt der Kölner Kathedrale, steht eine doppelte Premiere in der mehr als 180-jährigen Vereinsgeschichte bevor. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist so gut wie sicher, dass die frühere Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner die Nachfolge des im Mai zurückgetretenen Michael Kreuzberg (CDU) antritt: Sollte die Mitgliederversammlung des ZDV die 76-Jährige am nächsten Samstag (12. Oktober) in den Gesamtvorstand wählen, würde sie automatisch auch neue Präsidentin der 1842 gegründeten Organisation.
Dazu fasste der Gesamtvorstand des ZDV bereits Mitte August einstimmig einen entsprechenden Vorratsbeschluss. Man sei sich einig, dass die Architektin und Kunsthistorikerin mit ihrer Erfahrung und ihrer Leidenschaft für den Dom wie für Köln die richtige Besetzung sei, hieß es aus Vorstandskreisen.
Schock-Werner, die zuletzt die deutschen Hilfen beim Wiederaufbau der Pariser Kathedrale Notre-Dame koordinierte, wäre die erste Frau an der Spitze des ZDV. Außerdem wäre es das erste Mal, dass der ZDV von der Person geführt wird, die zuvor die Dombauhütte geleitet hat. Die bisherigen 14 ZDV-Präsidenten waren zumeist verdiente Politiker, Juristen oder auch Banker. Kreuzberg, ehemaliger Landrat des Rhein-Erft-Kreises, hatte nach sechs Jahren überraschend seinen Rückzug aus gesundheitlichen Gründen erklärt.
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Nur vereinzelt wurde im Vorfeld der Mitgliederversammlung der Vorbehalt laut, der Präsident oder die Präsidentin des ZDV solle als Person noch stärker das Engagement der Stadtgesellschaft spiegeln, als die beruflich ohnehin aufs Engste mit dem Dom verbundene Ex-Dombaumeisterin dies könne.
Vereinsstatuten von 1842
Nach den Statuten des ZDV, die auf einer nach wie vor gültigen „Kabinettsorder“ des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. (1795 bis 1861) beruhen, werden die Mitglieder des 44-köpfigen Gesamtvorstands für jeweils 16 Jahre gewählt. Geborene Mitglieder sind unter anderem der oder die Kölner OB, der Erzbischof und der amtierende Dombaumeister. Seinen Präsidenten bestimmt das Gremium jeweils aus den eigenen Reihen.
In der Folge des Rückzugs von Michael Kreuzberg bekundeten neben Schock-Werner auch OB Henriette Reker und der frühere Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, Markus Ritterbach, ihr Interesse am Chefposten beim ZDV.
Erhalt des Doms kostet jährlich rund acht Millionen Euro
Der Verein mit seinen 17.500 Mitgliedern ist wesentlicher Finanzier beim Erhalt der 1880 vollendeten gotischen Kathedrale. Von den jährlichen Kosten der Dombauhütte, die Dombaumeister Peter Füssenich mit rund acht Millionen Euro angibt, übernimmt der ZDV 60 Prozent. „Ohne den ZDV könnten wir einpacken“, sagte Füssenich. Als wichtiges Ziel nannte er es, auch jüngere Menschen für den Verein und damit für die dauerhafte Unterstützung des Doms zu gewinnen. Der ZDV erhält sein Geld vor allem aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Patenschaften und Vermächtnissen, bekommt aber auch Ausschüttungen der staatlichen Lotterie (Spiel 77), die an die Stelle der Domlotterie getreten ist.
Das Erzbistum Köln gibt für den Dom jährlich 2,4 Millionen Euro aus. In der Summe ist der liturgische Dienst inbegriffen. Vom Land Nordrhein-Westfalen als Rechtsnachfolger des Staates Preußen kommt rund eine Million Euro. Die Stadt Köln hilft mit Beiträgen zur Renovierung sowie der Erstattung von Grundsteuer, Straßenreinigungs- und Abwassergebühren. Das macht insgesamt etwa 200.000 Euro aus.
Der bis zur Neubesetzung des Präsidentenpostens zuständige ZDV-„Secretär“ Rüdiger Fuchs, qua Amt zugleich für die Finanzen verantwortlich, war auf Anfrage für eine Stellungnahme zur Präsidentenwahl nicht erreichbar. Schock-Werner sagte, sie wolle der Entscheidung der Mitglieder nicht vorgreifen, würde sich aber im Falle ihrer Wahl sehr auf die neue Aufgabe freuen. Sie habe eine ganze Reihe von Ideen, „wie man den ZDV wieder populärer machen könnte“.