Der Islamist aus dem Kosovo sitzt seit zwei Wochen in Abschiebehaft. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ konnte geheime Dokumente zu den Ermittlungen einsehen.
HasspredigerBonner Islamist Leonis Hamza stellt Eilantrag gegen Abschiebung
Nach außen hin verkörperte Leonis Hamza, alias Abdul Alim Hamza, den gut gelaunten, vertrauensseligen Online-Prediger aus Bonn. Der kosovarische Islamist zählt zu den TikTok-Stars, die mit ihren Hasstiraden insbesondere sinnsuchende junge Männer für ihre Ideologie gewinnen wollen. Hamza ist damit einer jener extremistisch-salafistischen Influencer, die „eine Gefahr für die freiheitliche demokratische Grundordnung“ darstellen.
Dieses Fazit geht aus einem Bericht der Bonner Staatsschützer hervor, das als Grundlage diente, um den 32 Jahre alten Mann vor zwei Wochen in Abschiebehaft zu nehmen. Am Dienstag hat Hamza über seine Anwälte einen Eilantrag mit aufschiebender Wirkung beim Verwaltungsgericht Köln gestellt. „Zugleich hat er gegen die Ausreiseverfügung geklagt“, berichtete Justizsprecher Michael Ott dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage. Wann in dem Fall eine Entscheidung fällt, ist noch offen.
Dabei wird die 51-seitige Analyse der Bonner Staatsschützer sicher eine bedeutende Rolle spielen. Diese Zeitung konnte das Dokument einsehen. Darin wird Hamza als radikaler, gewalttätiger Demagoge beschrieben, der es mit der Wahrheit in seinen Beiträgen auf Social Media nicht so genau nehmen soll. Am 9. Juni 2023 postete er ein Bild mit einem seiner jungen Söhne. Für seine Follower inszenierte sich der Islamist als fürsorglicher Familienvater. Für die Ermittler der Bonner Polizei und des NRW-Verfassungsschutz ergibt sich ein anderes Bild: Dem internen Bericht zufolge, soll sich Hamza gegenüber seiner Frau und seiner Tochter wie ein Tyrann aufgeführt haben.
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„Du wirst meinen Namen in der Zeitung lesen, dass ich sie umgebracht habe“
Am 27. März 2019 erfuhr die Polizei, dass die Ehefrau des Predigers „auf Grund des streng islamistischen Weltbildes“ ihres Gatten körperlich gezüchtigt werde, wenn sie seine Anweisungen nicht befolge. Auch gegenüber seinen Kindern soll der Prediger gewalttätig gewesen sein. Am 11. Januar 2023 berichtete der Landesverfassungsschutz in einem Behördenzeugnis über ein abgehörtes Telefonat zwischen Hamza und seiner Schwiegermutter. Offenbar verhielt sich seine fünfjährige Tochter nicht wunschgemäß. Hamza nannte seine Tochter einen Fluch. Er habe seiner Frau gesagt, es sei besser das Mädchen zu verschenken oder es zu töten. „Du wirst meinen Namen in der Zeitung lesen, dass ich sie umgebracht habe.“ Die Tochter gehorche ihm nicht, „dieses Mädchen ist für mich nicht normal“.
Als die Polizei Hamza für seine frauenfeindlichen, salafistisch geprägten Aussagen zur Rede stellt, spielte der Hassprediger seine Mordgedanken herunter, allerdings machte er keinen Hehl daraus, wie sehr er seine Tochter ablehnte. Zu diesen Vorwürfen über seine Anwälte befragt, antwortete er nicht.
Im „Haus der Integration“ in Bonn hielt Hamza mit einem anderen Hassprediger namens Abu Dujana etliche radikal-islamische Vorträge. Bei mancher Gelegenheit überredete er Jugendliche, zum Islam zu wechseln. Er filmte Konvertiten und stellte Videos als Beweis für seinen Erfolg ins Netz, ohne das zuvor mit den Betroffenen abgesprochen zu haben. Als ein Junge darum bat, das ihn betreffende Video zu löschen, soll Hamza sich geweigert haben. Daraufhin zeigten die Eltern des Konvertiten Hamza wegen Verletzung des Kunsturhebergesetzes an. Der Kosovare soll daraufhin versucht haben, den Jugendlichen einzuschüchtern, damit die Anzeige fallen gelassen würde. Ähnliches wiederholte sich nach den Erkenntnissen der Staatsschützer mit einem 13 Jahre alten Schüler. Auch hier soll Hamza dem Jugendlichen per WhatsApp unterschwellig gedroht haben, um die Strafanzeige zu revidieren. Die Mutter des Jungen bat die Polizei um Hilfe, da ihr Sohn stark unter Druck gesetzt worden sein soll. Nachdem die Vorfälle im Haus der Integration bekannt wurden, beendeten Hamza und Abu Dujana ihr Engagement dort.
Prediger war in Köln, Bonn und Braunschweig aktiv – dort schloss das Innenministerium einen Extremistentreff
Neben Bonn und Köln war der Bonner Prediger laut den Staatsschützern insbesondere bei der „Deutschsprachigen Muslimischen Gemeinschaft e.V.“ (DMG) in Braunschweig aktiv. Vor drei Monaten verbot das niedersächsische Innenministerium den Extremistentreff. Hier hetzte die erste Garde der Salafisten-Prediger gegen die „Ungläubigen“ (Kuffar). Hamza zeigte sich zutiefst traurig über die Schließung. Von einer Verbindung zu Terrorismus, Volksverhetzung, Antisemitismus könne keine Rede sein, beteuerte er. Das Handeln der Behörden nannte er voreilig.
Dem Staatsschutzbericht zufolge suchte Hamza Kontakte in die Kämpferszene und in das arabische Clanmilieu. Im Februar und März 2024 postete der Islamist ein Bild mit einem der Starkämpfer im Mixed Martial Arts (MMA), Arslan Magomedov. Mit dem Ex-Bundespolizisten, MMA-Kämpfer und Schauspieler Nick Hein zeigte er sich gut gelaunt am 18. März 2024 bei der Fight Night in Düsseldorf. Diese Netzwerkpflege in bestimmten Kreisen fördert laut den Bonner Ermittlern das Renommee.
Ganz eng scheinen die Kontakte zum palästinensischen Clan-Boss Arafat Abou Chaker gewesen zu sein. Gerade durch die Berliner Milieugröße habe Hamza Verbindungen hergestellt, die er sonst nie bekommen hätte, so das Fazit der Polizeianalyse. Immer wieder veröffentlichte Hamza Aufnahmen mit Abou Chaker in inniger Pose in den sozialen Medien. Folglich stellte er sich auch hinter Chaker, als der sich unter anderem wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung, Freiheitsberaubung, Nötigung sowie gefährlicher Körperverletzung und schwerer Untreue vor dem Landgericht in Berlin verantworten musste. Als Kronzeuge hatte der Rapper Bushido seinen ehemaligen Manager Abou Chaker belastet. Doch die Strafkammer sprach den Clan-Boss im Februar von den Vorwürfen weitgehend frei, verurteilte ihn einzig zu einer Geldstrafe. Sein Bonner Freund Hamza jubelte: „Allhamdulillah, mein großer Bruder @arafat wurde heute offiziell von allen unehrlichen und haltlosen Anschuldigungen frei gesprochen. Möge Allah Dich segnen mein geliebter Bruder. Der Erfolg ist auch unser.“
Die neue Prediger-Elite nutzt besonders intensiv die sozialen Netzwerke, um ihre Hassbotschaften zu verbreiten. Die salafistische Ideologie orientiert sich einzig am Koran, der Sunna (dem Leben des Propheten Mohammed im siebten Jahrhundert) und der Sharia (islamische Rechtssammlung). Steinigungen beim Ehebruch durch Frauen gehören genauso zu den archaischen Regeln wie Handabschlagen bei Diebstahl. Die demokratische Grundordnung lehnen Salafisten ab. Laut den Bonner Staatsschützern soll Hassprediger Hamza genau für diese Ideologie einstehen.
Seit 2017 fällt der Kosovare zudem durch antisemitische Sentenzen auf. Nach dem Einmarsch der Israelis in den palästinensischen Gaza-Streifen sprach Hamza 2024 von „gottlosen Monstern“. Letztlich gelangen die Ermittler zu dem Schluss, dass der Online-Prediger ein Risiko „für die öffentliche Sicherheit und Ordnung darstellt“.