Vor rund 2500 mitgereisten Fans kann der FC nicht überzeugen, gewinnt aber erneut mit 1:0. Sorgen gibt es um den Torschützen Tim Lemperle.
Pflichtaufgabe gelöst1. FC Köln erkämpft sich drei Punkte beim Tabellenletzten aus Regensburg
Wahrscheinlich steigt man genau so auf. Es war 15.26 Uhr am Sonntag im nasskalten Regensburg, als die mitgereisten 2500 Kölner Fans und die Spieler des Bundesliga-Absteiger nach dem Abpfiff jubelten. Allerdings verhalten und kurz. Der 1. FC Köln hat die Pflichtaufgabe beim Tabellenletzten SSV Jahn Regensburg letztlich gelöst. Wahrlich ohne Glanz war es vielmehr in der zweiten Halbzeit ein Krampf. Doch nach dem 1:0-Sieg, dem vierten 1:0-Erfolg aus den vergangenen fünf Liga-Partien, zeigt der Trend der Kölner klar nach oben.
Der Absteiger ist um einen weiteren Platz nach vorne gerückt, ist nun Sechster und hat den Hamburger SV (2:2 gegen Darmstadt) in der Tabelle überholt. In der Liga geht es weiter sagenhaft eng zu: Den FC und Tabellenführer Paderborn (2:4-Pleite gegen Schalke) trennen nur zwei Punkte, Kaiserslautern auf Platz zwei und Hannover auf drei haben nur einen Zähler mehr als die Kölner. Spielerisch boten die vor allem im zweiten Durchgang wenig Berauschendes, taten nur das Nötigste und spielten durch ihre Passivität teilweise sogar mit dem Feuer, doch Regensburg fehlte es schlichtweg an der Qualität, dies auch auszunutzen. Es hat schon seinen Grund, warum der Jahn nach 15 Spieltagen erst irrwitzige fünf Treffer erzielt, dafür aber 34 kassiert hat.
„Ich hatte mir bei meiner Rückkehr nach Regensburg natürlich einen Sieg gewünscht. Das waren wichtige drei Punkte für uns. Wir können aber sicherlich besser spielen, als wir es heute getan haben. Am Ende zählt allerdings das Ergebnis. Und das ist wie gewünscht. Es war für die Spieler auf beiden Seiten auf diesem Platz sicherlich nicht einfach. Zudem hatten wir das Pokalspiel in den Knochen, da waren die Beine etwas schwer. Doch trotz aller äußeren Einflüsse sollte man in der Lage sein, das Spiel besser zu gestalten. Wir haben uns relativ schnell nicht mehr getraut, eine gewisse Ballzirkulation zu haben. In der zweiten Halbzeit haben wir es dann gar nicht mehr hinbekommen, in die Tiefe zu spielen. Da war es dann auch für unsere Stürmer schwer“, sagte Kölns Sport-Geschäftsführer Christian Keller, der bei seiner Rückkehr zu seinem Ex-Klub freundlich empfangen worden war. „Mitlerweile greifen mehr Räder ineinander. Es ist nicht alles super-sexy. Aber wichtig ist, dass wir erneut die Null gehalten haben“, sagte FC-Trainer Gerhard Struber.
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1. FC Köln: Paqarada und Kainz in der Startelf
Der Coach hatte nach dem Pokal-Fight am Mittwochabend gegen Hertha BSC (2:1-Sieg nach Verlängerung) zwei Veränderungen vorgenommen: Leart Paqarada und Ex-Kapitän Florian Kainz ersetzen Max Finkgräfe und Innenverteidiger Julian Pauli, der sich gegen Berlin früh eine Kopfverletzung zugezogen hatte. Wie schon beim Achtelfinal-Sieg im Pokal rückte Eric Martel zurück ins Abwehrzentrum. Auch für Martel war die Partie in Regensburg eine Rückkehr zu seinem Ex-Klub.
Und der konnte für die Partie nicht die besten Bedingungen anbieten: Der Rasen war nach den vielen Regenfällen sehr aufgeweicht und wirkte an einigen Stellen wie ein besserer Acker. Doch die Gäste waren vor 2500 mitgereisten Fans auch auf diesem Geläuf bestrebt, das Geschehen zu bestimmen. Von Anfang übten sie Druck aus, bereits nach zwei Minuten verpasste Denis Huseinbasic eine flache Flanke in den Strafraum nur knapp. Und die unsichere Jahn-Defensive zeigte, warum sie bereits 33 Gegentore kassierte.
1. FC Köln: Lemperle mit achtem Saisontor
In der 16. Minute hatte die Partie ihren ersten Aufreger: Nach einer Ecke von Paqarada haderte Dominique Heintz noch, dass Jahn-Keeper Felix Gebhardt seinen Kopfball noch stark pariert hatte. Doch vor der Rettungstat hatte Regensburgs Kai Pröger im Strafraum den Ball an die Hand bekommen. Der Videoassistent Christian Dingert schaltete sich ein, und Schiedsrichter Tobias Reichel entschied auf Elfmeter. Dejan Ljubicic, gegen Hertha noch der Matchwinner per Elfmeter, trat erneut an, doch Gebhardt hatte auf die richtige Ecke spekuliert und hielt glänzend (19.). Doch der FC blieb am Drücker, konnte sich allerdings auch einmal bei Torhüter Marvin Schwäbe, der stark einen Kopfball von Ziegele von der Torlinie kratzte (29.).
Nach 33. Minuten ging der FC dann in Führung – und zwar durch seinen neuen Torjäger vom Dienst: Nach einem starken Zuspiel von Kainz in die Schnittstelle der Abwehr setzte sich Tim Lemperle gegen seinen Gegenspieler durch und hob den Ball am herausstürmenden Keeper Gebhardt ins linke Toreck – es war bereits sein achtes Saisontor. Doch der 22-Jährige, dessen Vertrag bereits im kommenden Sommer ausläuft und bei mehreren Klubs im Gespräch ist, signalisierte sofort, dass er bei dieser Aktion ein Ziehen im linken, hinteren Oberschenkel registriert hatte und ausgewechselt werden wollte. „Es war leider keine Vorsichtsmaßnahme, Tim hat tatsächlich was gespürt. Wir müssen jetzt die Untersuchungen abwarten“, sagte später Trianer Struber. Für Lemperle kam Damion Downs in die Partie.
Aufpassen mussten die Kölner indes nach Standard-Situationen: Nach einer Ecke kam Breunig viel zu leicht zum Kopfball, doch Schwäbe war erneut zur Stelle (43.).
Viele Unterbrechungen in der zweiten Hälfte
Ohne weitere personelle Änderungen ging es in den zweiten Durchgang. Der Spielfluss litt allerdings unter zahlreichen Unterbrechungen. Die Kölner kamen kaum noch gefährlich nach vorne, Regensburg stieß weiterhin an Grenzen. Der Jahn spielte sich zwar in der Kölner Hälfte fest, doch ihm fehlte vorne schlichtweg die Klasse, um mal gefährlich zu werden. Am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) dürfte Nürnberg die Kölner wohl vor mehr Probleme stellen.
Nur noch eine Formalie, die es zu verkünden gilt, ist der Transfer von Wunschspieler Jusuf Gazibegovic (24). Der bosnische Rechtsverteidiger, den Struber seit vielen Jahren bestens kennt, hat sich bereits am Samstagabend beim 3:0-Sieg seines Teams bei der WSG Tirol tränenreich von seinem Klub Sturm Graz verabschiedet. Nach vier Jahren verlässt er die Steiermark im Januar in Richtung Köln. Kolportiert wurde, dass der FC dabei von einer Ausstiegsklausel Gebrauch macht und die festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von rund zwei Millionen Euro an den österreichischen Meister zahlt. Kölns Sportgeschäftsführer Christian Keller dementierte die Klausel allerdings vor dem Anpfiff, nicht allerdings die Transfer-Absicht: „Die Ausstiegsklausel stimmt schon mal nicht, alles Weitere werden wir sehen.“
Ein offenes Geheimnis ist, dass Keller jetzt noch einen Mittelstürmer verpflichten will. Und möglicherweise auch noch einen Innenverteidiger, denn der große Pechvogel Luca Kilian hatte sich am Samstag im Einsatz für die U21 des FC zum zweiten Mal in diesem Jahr das Kreuzband am selben Knie (rechts) gerissen und fällt wiederum erneut rund ein halbes Jahr aus. Kilian wird am Montag operiert. Die FC-Fans skandierten nach dem Abpfiff seinen Namen, wollten den 25-Jährigen aus der Ferne wenigstens etwas aufbauen.