Auch im Pokalduell mit Hertha BSC am Mittwoch in Müngersdorf wird Marvin Schwäbe das Kölner Tor hüten.
Struber setzt auch im Pokal auf SchwäbeJonas Urbig muss sich weiter gedulden
Der Pokal gilt Trainern regelmäßig als Gelegenheit, Bewegung in ihre Kader zu bringen. Es wird rotiert und getauscht, um Trainingsleistungen zu belohnen und die Laune der Bankspieler zu heben. Besonders im Tor bieten sich Veränderungen an, schließlich haben Torhüter kaum Aussichten, im Verlauf eines Spiels eingewechselt zu werden. Außerdem gefährdet ein solcher Wechsel nicht die Statik des Teams.
Zum Pokalspiel gegen Holstein Kiel am 29. Oktober wechselte FC-Trainer Gerhard Struber Torwart und Formation. Ein so kühner wie erfolgreicher Zug, doch wird für alle Zeit ungeklärt bleiben, woran es wirklich lag, dass der 1. FC Köln von den folgenden fünf Spielen vier zu null gewann und keines verlor. Ob am System, am Torwart – an der Kombination beider Faktoren? Es bleibt ein Rätsel.
Auch das Pokal-Achtelfinale am Mittwochabend (18 Uhr, Rhein-Energie-Stadion) gegen Hertha BSC wird in dieser Frage keinen weiteren Aufschluss geben. Denn es bleibt dabei: Marvin Schwäbe steht auch im sechsten Pflichtspiel nacheinander im Kölner Tor. Und auch die Dreier-Abwehrkette dürfte wieder zum Einsatz kommen.
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Struber erkennt die Härte, die es für Jonas Urbig bedeutet, dass der Trainer die Möglichkeit eines Wechsels verstreichen lässt. „Es hat einen offenen Austausch mit mir und Jonas über seine Situation gegeben und darüber, wie wir perspektivisch für ihn wieder etwas einbauen, was ihm Hoffnung gibt und die Motivation, hier dranzubleiben“, beschreibt der Trainer.
Vor der Partie gegen Kiel hatte Köln zwei Niederlagen nacheinander mit insgesamt 2:7 Toren kassiert, Struber stand nach elf Pflichtspielen und 22 Gegentoren vor der Ablösung. Der Coach musste etwas verändern – und entschied sich, umfassend einzugreifen. Der FC spielt seitdem einen anderen Fußball. Und im Tor steht nicht mehr der Junioren-Nationalspieler Urbig. Sondern Schwäbe, der 29-jährige Routinier.
Seitdem hat sich die Lage deutlich gewandelt, trotz des unglücklichen Remis am Samstag gegen Hannover. Struber hat allen Anlass, seinen Weg fortzusetzen. Er wolle „eine reife Mannschaft“ präsentieren, beschrieb er am Mittwoch, es sei nicht die Zeit für Veränderungen: „Als ich die Entscheidung getroffen habe, Marvin ins Tor zu nehmen, war hier eine ganz andere Situation. Der Moment sagt uns, dass wir seit dieser Entscheidung mit Marvin sehr ordentliche Spiele abgeliefert haben mit wenigen Gegentoren.“
Der FC ist Teil des Aufstiegsrennens und klopft am Mittwoch ans Tor zum Pokal-Viertelfinale, was neben dem sportlichen Erfolg auch 1,7 Millionen Euro Prämien bedeutete. Dass sich Urbigs Absichten, langfristig in Köln zu bleiben, durch die neue Rolle als Ersatztorwart verändert haben könnten, ist jedoch eine zulässige Befürchtung. Gleichzeitig hat auch Marvin Schwäbe trotz veränderter Lage noch kein Bekenntnis abgegeben, den Kölnern über diesen Winter hinaus erhalten zu bleiben. Zu Saisonbeginn hieß es, man habe dem Torwart versprochen, im Falle eines Angebotes nach der Hinrunde gehen zu dürfen. Es droht eine Kaderbaustelle, wo zu Saisonbeginn ein Luxusproblem war.
Doch das darf die Verantwortlichen vor dem Pokalspiel nicht kümmern. „Es ist die Entscheidung des Trainers, wen er ins Tor stellt“, sagt Thomas Kessler. Kölns Leiter Lizenz sieht das Dilemma, auch er betont Urbigs Seite: „Jonas geht mit der nicht einfachen Situation gut um. Natürlich ist das für ihn unbefriedigend. Er will spielen, er hat auch die Qualität dazu. Aber jetzt haben wir einen anderen Torhüter drin, der es gut gemacht hat. Das Momentum vor dem letzten Pokalspiel war ein anderes. Deswegen bleibt Jonas nichts anderes übrig, als auf dem Gaspedal zu bleiben“, sagt Kessler. Ein ehrlicher Satz des früheren Torhüters, der aus Erfahrung spricht.
Urbigs Hoffnung beschränkt sich vorerst auf Themen, die nicht in seiner Hand liegen. Christian Keller jedenfalls zeichnete am Rande des Spiels gegen Hannover die Aussicht, dass „der eine einen Schnupfen bekommt und der andere spielen muss“. Weil Urbig aber weder auf eine Erkrankung des Kollegen noch auf Schwäbes umfassendes Versagen hoffen kann, bleibt ihm nicht mehr, als seine Lage als Herausforderung zu nehmen. Immerhin habe Urbig nun die Gelegenheit, ein paar Lektionen in „Frustrationstoleranz und Widerstandsfähigkeit“ zu absolvieren, sagte Keller, und selbst wenn sich derartige Sätze an die Adresse eines degradierten 21-Jährigen zunächst wie Hohn anhören, meint der Kölner Geschäftsführer es wohl tatsächlich nur gut.
Struber hat ohnehin die sportlichen Fakten auf seiner Seite. Das Ligaspiel in Berlin gewannen die Kölner mit Schwäbe im Tor vor knapp 70 000 Zuschauern 1:0. Ein weiteres 1:0 gegen die Hertha, und Köln stünde im Viertelfinale. „Es ist ein anderer Wettbewerb, aber der gleiche Gegner“, hob Struber am Montag an: „Ich denke, dass es im Moment gut so ist, wie es ist.“