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Corona-Dunkelziffer6000 Kölnerinnen und Kölner sollen Speichelprobe abgeben

Lesezeit 4 Minuten
Speichelprobe Wattestäbchen

Teststäbchen für einen Corona-Abstrich.

Köln – Nicht jede Person in Köln, die sich mit dem Coronavirus infiziert, weiß etwas davon – und treibt so das Infektionsgeschehen unbemerkt voran. Das liegt unter anderem daran, dass einige Menschen einen asymptomatischen Krankheitsverlauf haben. „Die Corona-Fälle, die der Stadt gemeldet werden, werden meistens dadurch gefunden, dass eine Person bereits Symptome hat, Kontakt mit einer infizierten Person hatte oder vielleicht besonders besorgt ist“, sagt Professor Martin Hellmich vom Institut für Medizinische Statistik und Bioinformatik an der Universität zu Köln. Wie viele Personen sich stadtweit aber tatsächlich angesteckt haben, bleibe unklar.

„Es gibt Zahlen, die aussagen, dass es doppelt so viele infizierte Menschen geben könnte als bisher bekannt ist. Das kann man aus Untersuchungen, die etwa in Berlin und München durchgeführt wurden, so ableiten“, sagt Hellmich. Wie hoch ist also die Dunkelziffer? Und wie verbreitet sich das Virus in der Kölner Bevölkerung trotz aktuell geltender Maßnahmen? Das soll nun im Rahmen der aktuell laufenden Studie „Cologne Corona Surveillance“ (Cocos), welche von der Uniklinik Köln zusammen mit der Stadt durchgeführt wird, herausgefunden werden. Martin Hellmich hat die Projektleitung übernommen.

6000 Kölnerinnen und Kölner für Studie ausgewählt

Für die Studie, die aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert wird, wurden durch das Anwohnermeldeamt 6000 Kölnerinnen und Kölner zufällig ausgewählt. Sie alle haben in der vergangenen Woche ein Informationsschreiben per Post erhalten – zudem ein Probenahme-Set, Hinweise zum Datenschutz, eine Einverständniserklärung, einen Bogen für die Kontaktdaten sowie einen frankierten Rückumschlag. Um Teil der Studie zu sein, müssen die Probanden bei sich selber eine Speichelprobe entnehmen. Dafür wird für etwa eine Minute eine Watte-Rolle in den Mund gesteckt, um diese zu durchfeuchten. Anschließend wird die Probe gemeinsam mit den Kontaktdaten und der Einwilligungserklärung im Rückumschlag an das Institut für Virologie an der Kölner Uniklinik geschickt.

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Die Daten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden mit einem Identifikationscode und einer Probennummer verarbeitet, sodass die Identität aller Person unbekannt bleibt. Nur wenn ein Test positiv sein sollte, müsse dies gemäß des Infektionsschutzgesetzes unverzüglich und namentlich gemeldet werden, heißt es vonseiten der Uniklinik. Zudem werde dann die Probe anschließend auf eine mögliche Mutation untersucht.

Antikörper können nicht nachgewiesen werden

Ob eine teilnehmende Person bereits zuvor mit Corona infiziert war, kann im Rahmen der Studie allerdings nicht ermittelt werden. „Das Virus muss im Speichel nachweisbar sein“, sagt Hellmich. Um nach einer durchgemachten Infektion Antikörper bestimmen zu können, bedürfe es einer Blutprobe. „Das ist allein mit einer Speichelprobe bisher nicht möglich – vielleicht im Mai, je nachdem ob wir dann die labortechnischen Möglichkeiten haben“, so Hellmich.

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Bisher seien mehr als 1300 Speichelproben und 1800 ausgefüllte Fragebogen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern zurückgeschickt worden. Die Teilnahme ist freiwillig, „aber wenn wir einen Rücklauf von 50 Prozent hätten, wäre das super“, so Hellmich. Wichtig sei zunächst die Untersuchung der Prävalenz – also wie viele der teilnehmenden Personen tatsächlich in einem bestimmten Zeitraum mit dem Virus infiziert sind. Der Fragebogen helfe anschließend dabei, Verbindungen zu möglichem Verhalten herauszufinden. Lebt eine Person mit mehreren Menschen in einem Haushalt, hat sie öffentliche Verkehrsmittel benutzt, wurde sie bereits geimpft? Das seien laut Hellmich wichtige Begleitinformationen.

Untersuchung der Wirksamkeit von Corona-Maßnahmen

Denn zudem solle untersucht werden, wie gut Maßnahmen tatsächlich wirken und ob sie überhaupt begründet werden können. Wie etwa die Maskenpflicht oder die Öffnung und Schließung von Einrichtungen wie Schulen, Geschäften, der Gastronomie und anderen Betrieben.

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SMK-Brasack

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Um die Wirksamkeit solcher Maßnahmen noch besser beurteilen zu können, soll voraussichtlich im Mai eine zweite Testrunde im Rahmen der Studie starten. „Wir hoffen, dass wir durch die Daten, die wir durch die Untersuchungen in zwei unterschiedlichen Zeiträumen erhalten, einen genaueren Inzidenzwert berechnen können“, sagt Hellmich. Dieser reiche aktuell schließlich dazu aus, „dass einschränkende Maßnahmen zur Kontrolle beschlossen werden“.