Die 17 Ordnungsdienst-Einsatzkräfte der „Dienstgruppe Dom“ sind Kontrolleure, Ersthelfer und Auskunft zugleich. Aber es gibt eine Frage, die ihnen im Einsatz mit Abstand am häufigsten gestellt wird.
Auf Streife am Kölner Weihnachtsmarkt„Dienstgruppe Dom“ patrouilliert zwischen Glühweinbuden und Lichtermeer
Gerade noch hat er einem Touristen den Weg zum „Gaffel am Dom“ erklärt, da stürmt ein Mann mit geweiteten Augen auf Felix Günther zu und ruft: „Können Sie mir helfen? Mein Freund ist umgekippt.“ Es ist Donnerstagnachmittag, kurz nach 17 Uhr.
Felix Günther (31) und seine Kollegin Johanna Lobenstein (25) vom Ordnungsdienst der Stadt Köln stehen vor ihrer Dienststelle am Roncalliplatz und wollten gerade zu einem Streifengang aufbrechen. Jetzt laufen sie los. So schnell man eben über den proppenvollen Weihnachtsmarkt am Dom laufen kann.
Der Mann, den sie suchen, ist um die 50 Jahre alt und soeben aus einer kurzen Bewusstlosigkeit erwacht. Er sitzt auf einer Stufe am Glühweinstand mitten auf dem Markt, gleich unter dem großen Weihnachtsbaum. Ihm sei plötzlich schwarz vor Augen geworden, berichten seine Begleiter.
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Kölner Weihnachtsmarkt: Mann bricht bewusstlos am Glühweinstand zusammen
Lobenstein und Günther rufen einen Rettungswagen und führen die Männergruppe aus dem Gewühl heraus bis zur Straße Am Hof. Drei Minuten später kommt der Rettungsdienst und übernimmt die weitere Betreuung. „Zu viel Alkohol war das jedenfalls nicht“, sagt Lobenstein. Gerade mal einen Glühwein hätte der Mann getrunken, habe er ihr gesagt. Vielleicht war es ein kleiner Schwächeanfall.
Im Sommer sind es vor allem junge Feiernde, Straßenmusikanten, die sich zu lange an einer Stelle aufhalten, oder die brummende Außengastronomie in der Altstadt, die den Ordnungsdienst auf Trab halten. Im Winter haben die 17 Männer und Frauen der „Dienstgruppe Dom“ häufig mit aggressiven Bettlern auf den Weihnachtsmärkten zu tun, mit Kindern, die im Trubel ihre Eltern verloren haben oder mit Obdachlosen, die die Einsatzkräfte morgens in der Kälte an ihren Schlafplätzen aufsuchen und sich davon überzeugen, dass es ihnen gut geht.
Mit Touristen, die nach dem Weg fragen, Autofahrern, die nicht mehr wissen, wo sie ihren Wagen geparkt haben, und Wildpinklern hat der Ordnungsdienst dagegen ganzjährig zu tun.
Mit einer Taschenlampe leuchtet Lobenstein hinter einen großen Stromkasten unterhalb der Philharmonie. Oft hockt oder steht hier jemand, dem der Weg zur nächsten Toilette zu weit war. Heute nicht.
Zuständig ist die „Dienstgruppe Dom“ für den Bereich Dom, Hauptbahnhof, Fußgängerzone und Altstadt. Nirgends in der Stadt drängen sich Kölner und Touristen so dicht wie hier. Es ist der kleinste Wachbezirk des Ordnungsdienstes, aber der, in dem die meisten Verwarngelder erhoben werden. „Ich mag die Arbeit hier sehr“, sagt Felix Günther. „Wir haben hier eine hohe Schlagzahl, man sieht viel, erlebt viel und ist fast nur zu Fuß unterwegs.“ Wie zum Beweis wirft Johanna Lobenstein einen Blick auf ihre Schrittzähler-App: „17.000 Schritte gestern, 20.000 am Sonntag, mehr als 10.000 sind es eigentlich immer.“
Zurück auf dem Weihnachtsmarkt am Dom wendet sich ein gehörloses Paar an die beiden. Die Frau zeigt auf ihr Handy, im Google-Suchfeld steht „Leinwand“. Sie suchen einen Ort, wo sie das WM-Spiel Deutschland gegen Costa Rica gucken können. „Darf ich?“, fragt Johanna Lobenstein. Sie nimmt das Smartphone und tippt die Adresse einer Altstadtkneipe in den Routenplaner ein.
Auf der Domtreppe hält Günther einen jung aussehenden Mann mit Zigarette in der Hand an und fragt ihn nach dem Ausweis – auch das gehört zu den Aufgaben des Ordnungsdiensts. Rauchen ist erst ab 18 Jahren erlaubt. Lächelnd zieht der Mann seinen Personalausweis aus der Tasche, er ist 24. Günther lässt ihn ziehen. „Manchmal siehst du es den Leuten eben nicht an“, sagt er und lacht.
Für einen Donnerstag sei die Lage insgesamt ungewöhnlich entspannt, bilanziert der 31-Jährige am Abend. Auf den Weihnachtsmärkten schieben sich die Menschen weiter friedlich durch die Gänge, auf der Hohe Straße dagegen ist um 19 Uhr nur wenig Betrieb. „Der Sonntag wird Großkampftag“, sagt Günther. Es ist Monatsanfang und verkaufsoffener Sonntag. Und auch dann werden die Ordnungskräfte vermutlich wieder mehrfach die Frage hören, die ihnen am häufigsten gestellt wird – egal zu welcher Jahreszeit: „Wo ist der Dom?“