Bedrohung der ErzieherKita in Köln-Mülheim wird nach Polizeieinsatz von Sicherheitsdienst geschützt

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist eine Kölner Kindertagesstätte von außen mit einem blauen Tor im Vordergrund.

In die Kita Von-Sparr-Straße in Köln-Mülheim kommen Eltern mit ihren Kindern nur rein, wenn sie einen Sicherheitsdienst passieren.

Aus Angst hatten sich sämtliche Erzieher krankgemeldet. Die Kita blieb tagelang geschlossen. Nun regeln Sicherheitskräfte den Einlass.

Wenn Stefanie Giese ihren vierjährigen Sohn morgens in die Kita bringt, wird ihr von zwei Sicherheitsdienstmitarbeitern die Tür geöffnet. „Ich habe meinem Sohn gesagt, die Erzieherinnen haben keine Zeit dafür, deshalb gibt es jetzt extra einen Türöffner-Dienst“, sagt Giese, die eigentlich anders heißt, aber ihren richtigen Namen nicht öffentlich machen möchte. Der Sicherheitsdienst vor der Kita hat einen anderen Grund, aber die Mutter möchte ihrem Sohn keine Angst machen.

Eine Kita sollte ein Ort zum Wohlfühlen für Kinder sein, aber auch ein sicherer Ort für die Beschäftigten. In der städtischen Kita Von-Sparr-Straße in Mülheim jedoch haben sich die Erzieherinnen und Erzieher von einer Familie so bedroht gefühlt, dass sie sich allesamt zeitgleich krankgemeldet haben. „Wir kamen Ende Februar zur Kita und sie war geschlossen. Niemand war vor Ort, es gab keine weiteren Infos für uns Eltern“, sagt Giese. Die Kita blieb für den Rest der Woche geschlossen. 85 Kinder konnten nicht betreut werden.

Köln: Kita in Mülheim wird nach Polizeieinsatz von Sicherheitsdienst geschützt

Sämtliche Mitarbeitende hätten sich krankgemeldet, erfuhr die Mutter, nachdem sie sich zu einer zuständigen Person beim Jugendamt durchtelefoniert hatte. Am Ende der Woche informierte das Jugendamt die Elternschaft der Kita schriftlich darüber, dass derzeit „leider kein Personal aus der Kita zur Verfügung“ stehe. In der folgenden Woche könne weiterhin nur eine Notbetreuung für einige Kinder angeboten werden. Die E-Mail liegt der Redaktion vor.

Es folgen Sätze, die Stefanie Giese aufhorchen ließen: „Ab Montag wird ein Sicherheitsdienst in der Kita eingesetzt. Dies soll die Sicherheit für Eltern und Mitarbeitende erhöhen. Der Einlass kann deshalb mit etwas Wartezeit verbunden sein. Hierfür bitte ich um Verständnis.“ Eine Erklärung, warum diese für eine Kita doch eher ungewöhnliche Maßnahme nötig ist, gab es nicht. „Ich war mehr als irritiert“, sagt Stefanie Giese.

Offenbar musste sich erst das gesamte Team krankmelden, damit etwas passiert
Stefanie Giese, Mutter eines Kita-Kindes

Aus der Belegschaft der Kita war zu erfahren, dass es bereits seit September 2023 massive Konflikte mit einer Familie gab, deren Kinder neu in der Einrichtung waren. Es soll zu mehreren Vorfällen gekommen sein, bei denen Beschäftigte bespuckt, beleidigt, geschubst und bedroht wurden – innerhalb der Kita. Stefanie Giese erinnert sich, dass die Eltern schon in den Weihnachtsferien einen Sicherheitsdienst beauftragen wollten, nachdem sich die Situation zugespitzt hatte. „Aber offenbar musste sich erst das gesamte Team krankmelden, damit etwas passiert“, sagt Giese.

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigt ein Stadtsprecher, dass es „intensive Gespräche“ mit einer Familie gegeben habe, „nachdem es zu Bedrohungssituationen in der Kita gekommen war. Es kam zu einem Polizeieinsatz in der Einrichtung, in dessen Folge unverzüglich ein Hausverbot an die Familie ausgesprochen wurde“. Als Vorsichtsmaßnahme und zum weiteren Schutz der Mitarbeitenden sei bis auf weiteres ein Sicherheitsdienst im Einsatz.

Ein Polizeisprecher teilt auf Nachfrage mit, dass es „zu Konflikten“ und in deren Folge zu einem Polizeieinsatz in der Kita gekommen sei. Es lägen mehrere Strafanzeigen vor – unter anderem wegen Bedrohungen der Kita-Mitarbeitenden. Wegen der laufenden Ermittlungen könne der Sprecher dazu keine weiteren Angaben machen.

„Ich kann nicht begreifen, dass so lange nichts passiert ist und nicht früher seitens der Stadt eingegriffen wurde. Einrichtungen wie Kindergärten und die dort arbeitenden Menschen müssen doch besser geschützt werden“, sagt Stefanie Giese. „Ich mache der Kita keinen Vorwurf, aber meiner Meinung nach hat die Stadt hier versagt, auch was die Kommunikation mit den Eltern angeht.“

Sie selbst habe nie etwas von Bedrohungen oder dergleichen mitbekommen. „Aber ich hatte erst schon ein mulmiges Gefühl, meinen Sohn hier weiter betreuen zu lassen.“ Inzwischen sei sie entspannter. „An den Sicherheitsdienst am Eingang haben wir uns mittlerweile gewöhnt.“

KStA abonnieren