Verlegung der MottowocheFrust unter Kölner Abiturienten – „So ist kein unbeschwertes Feiern möglich“

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Zwei Schülerinnen stehen vor ihrer Schule

Luisa Leininger und Sofia Trifunovic vom Schiller-Gymnasium Sülz ärgern sich über die ungünstige Terminierung der Mottowoche.

Die Mottowoche wurde in Köln auf nach den Osterferien verschoben, direkt vor den Beginn der Abiturklausuren. 

Es ist ein Höhepunkt der Schulzeit eines jeden Jahrgangs. In der letzten Schulwoche vor den Osterferien steigt traditionell die Mottowoche und die Abiturientinnen und Abiturienten kostümieren sich jeden Tag nach einem anderen Motto. Sie zelebrieren die letzte Woche vor dem Abschied von ihrer Schulzeit als Ritual mit kreativen Aktionen und ausgelassenem Feiern bis in die Nacht, ehe sie dann mit Beginn der Osterferien ins Pauken für das Abitur einsteigen und nach den Ferien ihre Klausuren schreiben.

„Es ist der Abschluss von acht Jahren Schulzeit, auf den wir uns seit Jahren freuen. Es sind die letzten Tage, die wir als Stufe gemeinsam erleben, um unbeschwert zu feiern, ehe der Ernst beginnt“, sagt Luisa Leininger, Sprecherin des Abi-Jahrgangs am Schiller-Gymnasium. „Genau diese Möglichkeit des gemeinsamen, unbeschwerten Feierns, ohne an morgen zu denken ist uns in diesem Jahr genommen worden“, fasst sie stellvertretend für die Abijahrgänge vieler anderer Schulen zusammen. „Das hat viele von uns sehr frustriert.“

Auf diese Art wird das zu einer wenig befriedigenden, halbherzigen Sache
Helena Moths, Jahrgangsstufenverteterin Q2, Montessori-Gymnasium

Hintergrund ist, dass die Mottowoche der Kölner Gymnasien anders als sonst nicht in der Woche vor den Ferien stattfindet, sondern in der Woche nach den Osterferien. Das hatte die Kölner Direktorenkonferenz in einer Abstimmung mit Mehrheit beschlossen. Das Problem daran: Damit stehen in diesem Jahr nur vier Tage nach dem Ende der Mottowoche die ersten Abiturklausuren im Leistungskurs auf dem Plan. Eine Woche entspanntes Feiern sei so doch überhaupt nicht mehr möglich, sagt Helena Moths, Jahrgangsstufensprecherin der Q2 am Montessori-Gymnasium. Auf diese Art werde das „zu einer wenig befriedigenden halbherzigen Sache“. Feiern mit angezogener Handbremse: „Mal kurz zum Mottotag und dann schnell wieder an den Schreibtisch, so wird das wohl aussehen“, bedauert Till Worring, Abiturient am Gymnasium Rodenkirchen.

Ursprung der Entscheidung ist eine Verschiebung der letzten Schulwoche durch das Schulministerium: Da Ostern sehr früh liegt, hat das Ministerium nicht wie sonst den letzten Tag vor den Osterferien, sondern den 15. April – also den Freitag nach den Ferien - als letzten Schultag festgelegt, um mehr Zeit zum Wiederholen des Stoffs zu geben. Die Woche nach den Ferien soll demnach noch gezielt zur Abiturvorbereitung in der Schule – ausschließlich in den Abiturfächern – genutzt werden. Daraus leitet das Ministerium allerdings keine Konsequenz für die Terminierung der Mottowoche ab. Die Frage, ob und wann eine Mottowoche stattfinde, unterliege dem Hausrecht der Schulleitungen, heißt es aus dem Ministerium.

Die Schulleitungen wollten angesichts der veränderten Ausgangslage für alle Kölner Schulen die gleiche, einheitliche Regelung und haben daher zentral abgestimmt. Und dabei sei dann eben eine Mehrheit für die Variante nach den Osterferien herausgekommen, bestätigt Georg Scheferhoff, Rektor des Schiller-Gymnasiums und Leiter der Direktorenkonferenz der Kölner Gymnasien auf Nachfrage. Dies sei nun mal tatsächlich die letzte Woche der Schulzeit. Er selbst habe allerdings dafür gestimmt, dem Votum der Kölner Schülerschaft zu folgen. Die Gymnasien hatten sich nämlich im Vorfeld vernetzt und sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, die Mottowoche – wie gehabt – in der Woche vor den Osterferien zu belassen. Auch in anderen Städten haben sich Schulen teilweise anders entschieden: Dort läuft derzeit die Mottowoche, also wie gehabt vor den Osterferien.

Die Kölner Abiturienten wollen das Beste aus der Situation machen

„Dass es nach den Osterferien noch eine Woche Unterricht in den Abiturfächern zur besseren Vorbereitung gibt, ist ja grundsätzlich sinnvoll. Aber das hätte ja nicht gegen eine frühere Mottowoche gesprochen“, argumentiert Leininger. Auch wenn diese dann nicht die wirklich letzte Schulwoche markiert hätte. Nach der Mottowoche hätten alle in den Osterferien lernen können und die dabei auftauchenden Fragen hätte die Schülerschaft dann in der Unterrichtswoche nach den Ferien klären können. „Das wäre doch sehr sinnvoll gewesen.“ Zumal in der Woche vor Ostern die Noten für das zweite Halbjahr der Q2 schon eingetragen waren und niemand mehr etwas Entscheidendes verpasst hätte, ergänzt sie.

„Jetzt überlegen viele, etwa nur Montag und Dienstag zu feiern und die übrigen Tage zu lernen, weil sie fürchten, sonst ihr Lernpensum nicht zu schaffen.“ So werde es eben nicht das große Gemeinschaftserlebnis der Stufe und jeder überlege nur, wie er sich zwischen Lernen und Feiern aufteilen soll. Vor allem ärgere viele Stufenvertretungen, dass die Entscheidung „hierarchisch“ an der Schülerschaft vorbeigetroffen worden sei. „Aber jetzt ist es wie es ist. Und wir werden versuchen, für unsere Mottowoche das Beste daraus zu machen.“

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