So wird der Kölner TatortDeswegen sind Paketzusteller die frommsten unter uns

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind zwei Männer mit Weihnachtsmannkostümen. Sie sitzen nebeneinander. Hinter ihnen ist ihre Firma, sie ist weihnachtlich dekoriert.

Klaus Brettschneider (Hans Martin Stier) und Boris Riedle (Nils Hohenhövel) arbeiten als Paketboten

Im neuesten Kölner Tatort weihnachtet es - aber nicht für jeden. „Des anderen Last“ zeigt die Arbeitsbedingungen von Paketboten.

In Galter 2,7 heißt es: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“. Biblisch gesehen sind damit wohl Paketzusteller die frommsten unter uns. Der neueste Kölner Tatort „Des anderen Last“ treibt das auf die Spitze: Hier muss der Fahrer Milan Strasser (Dennis Svensson) im Dienst den ultimativen Preis bezahlen, als ein maskierter Täter ihm bei seiner Tour auflauert und ersticht. Sozusagen ein Märtyrer des Kapitalismus.

So wird der Kölner Tatort „Des anderen Last“

Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) ermitteln bei der Firma des Toten. Unter der strengen Hand ihrer Chefin Sybille Jäger (Susanne Bredehöft) dürfen sich die Paketengel keine Blöße geben. Einen Weihnachtsbonus kriegen sie nur, wenn sie die Zustellungen im Weihnachtskostüm ausfahren. Zudem hat der Job so seine Risiken: Der Zusteller Klaus Brettschneider (Hans-Martin Stier) etwa war erst vor kurzem Opfer eines Raubüberfalls. 

Um mit ihren Ermittlungen voranzukommen, schleusen die Ermittler ihre Kollegin Natalie Förster (Tinka Fürst) als Paketbotin ein, was ihr die Gelegenheit verschafft, den Alltag der Zustellerinnen und Zusteller zu erkunden. Die Zustellerin Jenny Wegner (Paula Kober) nimmt die Polizistin unter ihre Fittiche und lernt sie an. Schnell bekommt die Ermittlerin auch mit, dass Jenny sich für einen anderen Zusteller interessiert, Boris Riedle (Nils Hohenhövel). Der zeigt ihr aber die kalte Schulter und verbringt auffällig viel Zeit mit der Witwe des Toten, Lena Strasser (Zoë Valks)...

Fazit zum neuesten Sonntagskrimi aus Köln

Es ist schon erstaunlich, dass das Fest der Liebe für viele in Wahrheit ein Fest der Kontraste ist. Da gibt es die Familien- oder Betriebsfeiern auf der einen Seite, auf der anderen den einsamen alten Herren, der Gemeinschaft nur in kleinen Dosen bekommt, quasi als verschreibungspflichtiges Medikament. Aus irgendeinem Grund trifft einen die Einsamkeit zur Vorweihnachtszeit nochmal besonders schwer.

„Des anderen Last“ fängt diesen Kontrast gut ein. Während Schenk sich auf Geschenksuche durch das halbe Taschensortiment bei Online-Anbietern scrollt, tragen die Paketzusteller sich wund. Die kleinen Seitenstränge der verschiedenen Mitarbeitenden deuten zu Beginn auf eine spannende Vielfalt der Lebenssituationen. 

Das Problem: Es bleibt eben bei einer Andeutung, sodass die Figuren nur selten Tiefe erreichen. Der Ton der Folge ist, bis auf wenige Spannungskurven durch die verdeckte Ermittlung, erstaunlich bodenständig. Die aufkeimende Freundschaft von Natalie Förster und Jenny Wegner zeigt einiges, was man auch als Drama hätte erzählen können.

Doch dabei bleibt es nicht. Zur Auflösung hin löst er sich wieder zugunsten der Spannung auf und lässt die Folge schief wirken. Auch wenn der Kölner Weihnachtskrimi zum richtigen Zeitpunkt an prekäre Arbeitsbedingungen in den Paketdiensten hinweist, kommt er nicht über das Mittelmaß hinaus.

KStA abonnieren