„Niemand will ihre Luftabwehr kaufen“Kiews Chefspion kündigt mehr „schmerzhafte“ Angriffe innerhalb Russlands an

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Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, hat sich zu Angriffen tief innerhalb Russlands geäußert. Budanow und sein Geheimdienst gelten als Kopf hinter vielen erfolgreichen Militäraktionen der Ukraine. (Archivbild)

Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, hat sich zu Angriffen tief innerhalb Russlands geäußert. Budanow und sein Geheimdienst gelten als Kopf hinter vielen erfolgreichen Militäraktionen der Ukraine. (Archivbild)

Kyrylo Budanow setzt auf die russischen Freiwilligeneinheiten im Dienst der Ukraine. Auch über Angriffe auf Moskau sprach der Geheimdienstchef.

Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts, Kyrylo Budanow, hat „häufigere“ Angriffe auf grenznahe russische Territorien angekündigt. Budanow bezog sich dabei auf Einsätze des sogenannten Russischen Freiwilligenkorps (RDK), das für die Ukraine kämpft, jedoch nicht offizieller Teil der ukrainischen Streitkräfte ist. Angriffe durch die Freiwilligeneinheit würden in naher Zukunft „in größerem Maße“ stattfinden, erklärte der Geheimdienstchef in einem Interview mit der mehrsprachigen ukrainischen Zeitung „New Voice“. Budanow erwähnte dabei explizit die Regionen Kursk und Belgorod.

In den beiden russischen Gebieten hatten russische Freiwilligeneinheiten in der Vergangenheit bereits Angriffe durchgeführt. Neben dem Russischen Freiwilligenkorps, das vom einst in Köln ansässigen Neonazi Denis Nikitin angeführt wird, kämpft auch die „Legion Freiheit Russlands“ für Kiew. Beide Einheiten geben als Ziel aus, die Herrschaft von Kremlchef Wladimir Putin beenden zu wollen.

Ukrainischer Geheimdienst unterstützt russische Freiwilligeneinheiten im Kampf gegen Wladimir Putin

Zusammengesetzt sind die Milizen aus russischen Staatsbürgern, die den Angriffskrieg gegen die Ukraine ablehnen. Insbesondere das von Nikitin angeführte Freiwilligenkorps gilt als überwiegend nationalistisch und rechtsextrem geprägt. Dass die Ukraine sich offen zur Zusammenarbeit mit den Freiwilligeneinheiten bekennt, ist daher selten. „Die Aktivitäten des RDK und anderer Einheiten werden sich weiterentwickeln“, erklärte Budanow nun.

Der Geheimdienstchef äußerte sich zuletzt in einem Interview mit „The Drive“ auch zu Drohnenangriffen in Russland, weitab der ukrainischen Grenze. Derartige Attacken würden „Unternehmen des russischen militärisch-industriellen Komplexes“ gelten, erklärte Budanow. Bei allen Operationen gebe es ein Ziel: „Die Produktion russischer Waffen zu verlangsamen.“

Geheimdienstchef Kyrylo Budanow: Angriffe in Russland werden „von irgendjemand begangen“

Bisher hat die Ukraine für keinen Angriff innerhalb Russlands offiziell die Verantwortung übernommen, betonte Budanow. Die Angriffe in Russland würden „von irgendjemand begangen“, sagte der Geheimdienstchef, räumte jedoch ein: „All diese Saboteure haben irgendeine Verbindung zu uns.“

Budanow nannte zudem zwei weitere Ziele, die mit Drohnenangriffen und Sabotageaktionen in Russland erreicht werden sollen. Zum einen sei das die Schwächung der russischen Waffenindustrie. „Niemand will russische Luftabwehrsysteme noch kaufen, das ist sehr schmerzhaft für sie“, erklärte Budanow.

Zum anderen hätten insbesondere Angriffe auf Moskau eine „gesellschaftlichen Wirkung“. In Russland würden Bürger und Unternehmen so „wirklich die Auswirkungen des Krieges“ zu spüren bekommen, führte der Geheimdienstchef aus. „Bisher war es für sie nur irgendein Krieg, der im Fernsehen läuft.“

Kyrylo Budanow über Angriff auf Putins „Doomsday“-Flugzeuge: „Wir haben die Saboteure unterstützt“

Die Beteiligung der Ukraine an einem mutmaßlich von Saboteuren begangenen Angriff auf den Luftwaffenstützpunkt Tschkalowski nahe Moskau Mitte September leugnete Budanow im Gespräch mit „The Drive“ nicht. „Wir haben die Saboteure unterstützt, lassen Sie mich es so ausdrücken“, antwortete der Geheimdienstchef auf die Frage, ob die Ukraine an der Planung der Attacke beteiligt gewesen ist. Bei der Sabotageaktion sollen angeblich zwei russische Flugzeuge und ein Kampfhubschrauber zerstört worden sein.

Auch dieser Angriff hatte unterdessen Symbolkraft: Auf dem Militärflugplatz Tschkalowski in unmittelbarer Umgebung der russischen Hauptstadt stünden auch die „Doomsday“-Flugzeuge von Kremlchef Wladimir Putin für den Fall eines Atomkrieges bereit, hieß es in übereinstimmenden Medienberichten.

Geheimdienstchef Kyrylo Budanow gilt als Kopf hinter vielen ukrainischen Angriffen

Budanow und der Kiewer Militärgeheimdienst gelten als Kopf hinter vielen erfolgreichen ukrainischen Angriffen. So soll der Dienst auch an der Planung des Raketenangriffs auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol am 22. September beteiligt gewesen sein. Laut Angaben des Geheimdienstes wurden dabei 34 russische Offiziere getötet, darunter soll sich auch der Kommandeur der Schwarzmeerflotte befunden haben, was Moskau allerdings abstreitet.

Budanow, im Rang eines Generalleutnants, ist seit 2020 der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes. Der 37-Jährige gilt als enger Vertrauter des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Von Moskau wurde er nach einem Angriff auf das Geheimdiensthauptquartier in Kiew bereits fälschlicherweise für tot erklärt. Bereits 2019 soll der russische Geheimdienst ukrainischen Angaben zufolge probiert haben, Budanow mit einer Autobombe zu töten.

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