WallgrabenkonzertMusikalische Weltreise begeistert Publikum in Bad Münstereifel

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Das Bild zeigt das Alliage Quintett während des Konzerts in Bad Münstereifel.

Das Alliage Quintett bestritt das letzte Wallgrabenkonzert vor der Sommerpause in Bad Münstereifel.

Mendelssohn auf dem Saxofon: Das Alliage Quintett sorgte für einen spritzigen Abschluss der Wallgrabenkonzerte in Bad Münstereifel.

Die Saison der Wallgrabenkonzerte fand einen besonders spritzigen Abschluss. Zum wiederholten Mal begeisterte das Alliage Quintett in der Konviktaula in Bad Münstereifel. Das Ensemble bestach durch beeindruckendes Können, gepaart mit viel Charme und Witz.

Daniel Gauthier (Sopransaxofon), Miguel Valles Mateu (Altsaxofon), Simon Hanrath (Tenorsaxofon), Sebastian Pottmeier (Baritonsaxofon) und Jang Eun Bae am Flügel hatten ein Programm mitgebracht, das ebenso vielseitig war wie die Instrumente in ihren Ausdrucksmöglichkeiten.

Wallgrabenkonzert: vier schillernde Akkorde in Bad Münstereifel

Mendelssohn auf dem Saxofon – undenkbar? Von wegen! Im Jahr 1842 stellte Adolphe Sax sein gerade neu entwickeltes Instrument in Paris vor. Im selben Jahr vollendete Felix Mendelssohn Bartholdy seine Musik zu William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, op. 61. „Die Besetzung passt also in die Zeit“, erklärte Daniel Gauthier, Primarius am Saxofon und Gründer des Alliage Quintetts. Er betonte den romantischen Klang. Der Einsatz des Saxofons im Jazz kam erst viel später.

Und so verzauberte am Sonntag zum Einstieg in einen wunderbaren Konzertabend der „Sommernachtstraum“ von Mendelssohn Bartholdy auf vier Saxofonen und Klavier das Publikum im voll besetzten Haus. Sebastian Pottmeier führte mit großem schauspielerischen Talent durch die Geschichte und verband die ausgewählten sechs Szenen zu einem stimmungsvollen Ganzen.

Romantisch und enorm ausdrucksvoll im Ton

Vier schillernde Akkorde dienten dabei als Leitmotiv. Sie führten in die luftige, flirrende Elfenwelt. Poetisch, festlich, leidenschaftlich, derb, all das verband der Komponist bereits in der Ouvertüre. Die Mitglieder des Alliage Quintetts griffen diese Stimmungen feinfühlig auf und vertonten sie trotz der raschen Kontraste absolut authentisch.

Dies zeigte sich auch im Verlauf der wechselhaften Sätze. Romantisch, bildhaft und mit einem enorm ausdrucksvollen Ton schuf das Ensemble eine farbenfrohe Märchenwelt, anrührend und szenisch lebendig. Der Ansatz war insgesamt klar, präzise und weich. Besonders wirkungsvoll gelang der Marcia Funebre, ein sehr dünner Satz, den das Quintett umso eindringlicher vertonte.

Musikalische Reise in Bad Münstereifel führt auch nach England

Dann ging es nach England zu Gustav Holst, der 1934 in London starb. Seine „Seven Scottish Airs“ ließen Folklore durch ausgefeilte kontrapunktische Arbeit in modernem Gewand erklingen. Mal kernig, lebendig oder tänzerisch, mal pathetisch, mal gesanglich und weich glänzend ließ das Alliage Quintett das Werk in seiner pfiffigen Interpretation aufblühen.

Auch der japanische Komponist Jun Nagao, geboren 1964, fand das Schaffen von Gustav Holst ganz spannend und schrieb neue Versionen von „The Planets“ für vier Saxofone. Venus und Jupiter erfuhren hier eine höchst sorgfältige Ausarbeitung in herrlich orchestraler Fülle und Farbigkeit.

Auch sanft und innige Töne wurden angestimmt

In Jupiter war ein kleines Rätsel versteckt. Holst verarbeitete darin Themen anderer Komponisten, etwa von Mozart, aber auch gängige Melodien wie „Nehmt Abschied, Brüder“ oder das britische „I Vow to Thee, My Country“.

Nach der Pause ging es weiter nach Amerika. Mit Leonard Bernsteins Ouvertüre zu „Candide“ war das Ensemble gleich wieder voll da, bevor es im Adagio op. 11 von Samuel Barber sehr nachdenklich wurde. Sanft und innig begaben sich die vier Musiker, die diesen Satz ohne Klavierbegleitung spielten, in die harmonische Entwicklung und Verschlingung der Stimmen hinein und berührten das Publikum damit sehr.

Zum Abschluss des Konzerts gab es „An American in Paris“ von George Gershwin. Das Stück aus dem Jahr 1928 ist eines seiner populärsten Werke und wurde unzählige Male bearbeitet. Gershwin schrieb es im Auftrag der New Yorker Philharmoniker für ein Sinfonieorchester, das um einige Effektinstrumente erweitert wurde. Unter anderem Hupen von Pariser Taxis, die er extra aus Frankreich mitgebracht hatte. Die Hupen fanden sich beim Alliage Quintett im Alt- und im Tenorsaxofon wieder. „Sie sehen auch ein bisschen so aus“, scherzte Sebastian Pottmeier.


Am 22. September 2024 geht es mit den Konzerten weiter. Dann gibt es ein Wiedersehen mit Johannes Klumpp und dem Folkwang Kammerorchester. Der Vorverkauf beginnt am 30. August.

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