GroßbaustelleRipsdorf erhält eine neue Straße und ein Nahwärmenetz

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An der Engstelle der Hauptstraße steht Ripsdorfs Ortsvorsteher Rudolf Huth.

An der Engstelle der Hauptstraße steht Ripsdorfs Ortsvorsteher Rudolf Huth: Nur ein schmaler Streifen ist vor der Hauswand, der die Bezeichnung Gehweg nicht verdient. Das wird sich mit der Erneuerung ändern.

Millioneninvestitionen stehen in der Gemeinde Blankenheim: Alleine die neue Ortsdurchfahrt in Ripsdorf kostet rund 5,5 Millionen Euro.

Für die einen ist ein Ende in Sicht: In Lommersdorf ist die seit drei Jahren dauernde Straßensanierung fast abgeschlossen. Da kündigt sich schon die nächste Großbaustelle in der Gemeinde Blankenheim an. Ab Mitte 2024 soll die 1,66 Kilometer lange Hauptstraße in Ripsdorf komplett erneuert werden. Vier Abschnitte sind vorgesehen, bis 2027 werden diese Arbeiten voraussichtlich dauern. Zudem will der Energieversorger e-regio bei der Gelegenheit ein zentrales Nahwärmenetz über ein neues Hackschnitzel-Heizkraftwerk für die Interessenten unter den rund 220 Haushalten verlegen.

In der Bürgerversammlung Mitte August war die Stimmung friedlich. „Die Notwendigkeit, dass nach mindestens 40 Jahren die Hauptstraße neu gemacht werden muss, war unstrittig“, so Ortsvorsteher Rudolf Huth im Rückblick. Er steht gerade am vermutlich neuralgischen Punkt des Projekts im 600-Einwohner-Dorf: zwischen Schulstraße und Hahnenberg im Bereich der Gaststätte Huth-Hammes. Hier hat die K 43, die in der Ortslage die Hauptstraße ist, eine markante Engstelle. Die Straße ist maximal vier Meter breit und seit Jahrzehnten ohne Gehweg, sieht man von einem wenige Zentimeter schmalen Hochbordstreifen einmal ab.

Die Gefahren für Fußgänger an der Hauptstraße werden reduziert

Das ist vermutlich schon immer so – doch es wird so nicht mehr lange bleiben. Um die Gefahren für Fußgänger, erst recht mit Kinderwagen oder Rollator, oder Rollstuhlfahrer zu minimieren, wird es hier künftig links und rechts der dann verschmälerten Fahrbahn einen ein Meter breiten Fußweg geben. Der wird farblich abgesetzt und befindet sich auf Fahrbahnniveau. Der Bereich ist zur Not überfahrbar. Ein vergleichbares Modell findet sich etwa an der gerade erneuerten Neuhofer Straße in Lommersdorf.

Die Neuhofer Straße in Lommersdorf ist frisch saniert.

„Modell Lommersdorf“: Auf der Neuhofer Straße wurde für die Fußgänger ein farblich abgesetzter Bereich am Straßenrand geschaffen, der im Notfall bei Begegnungsverkehr überfahren werden kann.

Nicht nur an der Engstelle entlang der gesamten Hauptstraße wird es künftig beidseitig neue Gehwege – als Hochbord – geben. Ausnahme ist die 4,75 Meter schmale Tränkgasse, wo ein 1,25 Meter breiter Gehweg nur auf einer Seite möglich ist.

Die Engstelle nahe Huth-Hammes ist der kleinste Abschnitt der vom Kreis Euskirchen als Baulastträger geplanten Erneuerung der Hauptstraße und der kurzen Tränkgasse, der K 69, in Richtung Nonnenbach. Investiert werden insgesamt rund 5,5 Millionen Euro, die zu 75 Prozent gefördert werden. Rund 1,16 Millionen Euro trägt die Gemeinde für die Erneuerung der Gehwege und der Straßenbeleuchtung. Gleichzeitig werden vier barrierefreie Bushaltestellen für 130.000 Euro gebaut, der Fördersatz beträgt hier 90 Prozent.

Die Straßenbauer rechnen in Ripsdorf mit Überraschungen im Untergrund

Dabei rechnen die Straßenbauer auch mit einigen Überraschungen im Untergrund. Zum einen dürften sie unter der Asphaltdecke auf eine, beim Bau vor Jahrzehnten übliche, alte Teerdecke treffen, die sie entsorgen werden. Zum anderen aber befürchtet Ortsvorsteher Huth, dass bis zu zwei Drittel der Hausanschlüsse defekt sein dürften. Auch sie werden bei Bedarf erneuert.

Gleichzeitig wird auch das Leerrohr für schnelles Internet verlegt. Er gehe davon aus, so Huth, dass die Telekom die Gelegenheit nutze, um den Anliegern entsprechende Netzangebote zu machen.

Ist die neue Straße fertig, wird es an die „Möblierung“ gehen: Die alte Rennstrecke, die die Straße aufgrund ihrer mehr oder weniger geraden Führung ist, wird dann Vergangenheit sein. Um den Verkehr abzubremsen, sind an sieben Stellen geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen geplant: Fahrbahninseln oder auch Fahrbahnverschwenkungen mit Einbauten an den Seiten gehören dazu.

Ripsdorf wird mit einem  Nahwärmenetz ausgestattet

Als gewichtigen Nebeneffekt der Großbaustelle Hauptstraße kann der Ort zudem eine neue zentrale Nahwärmeversorgung erhalten. Die e-regio hat eine Umfrage unter den rund 220 Haushalten gemacht. Es gab 119 Rückläufe, von denen wiederum rund 80 Prozent den Vorschlag befürworten. Besonders vorteilhaft sei dabei, dass 49 Anwohner direkt an der Hauptstraße, 36 weitere an der Parallelachse (Weierstraße, Entenpütz und Johannesweg) wohnen. Insgesamt lägen 85 potenzielle Häuser für eine Anbindung ans neue Wärmenetz günstig, so Baldur Keßel von der e-regio in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Gemeindeentwicklung.

Das Unternehmen schlägt den Bau eines zentralen Hackschnitzel-Heizwerks mit 1,6 Megawatt Leistung vor, die nach Bedarfsrechnungen der Ripsdorfer Haushalte ermittelt wurden. Die Heizleistung sei aber auch erweiterbar. Gebaut werden soll das Kraftwerk, von dem aus die neuen Versorgungsleitungen an die Haushalte verlegt werden, am Ortsrand, aber noch nicht im Außenbereich, so Huth – das würde die zusätzliche Zustimmungen mehrerer Träger öffentlicher Belange nötig machen.

Dem Vernehmen nach hat ein Landwirt, der Wiesen unterhalb des Ortes in Verlängerung der Tränkgasse besitzt, Verkaufsbereitschaft für ein Baugrundstück signalisiert. Entschieden ist aber noch nichts.

Für den Straßenverkehr wird es ab Mitte 2024 je nach Bauabschnitt großräumige Umleitungen geben. Innerorts sollen die an der Hauptstraße ansässigen Betriebe wie ein Fensterbauer und ein Dachdeckerbetrieb sowie das Hotel Breuer möglichst immer erreichbar sein. Ganz ohne Probleme werde das aber auch in Ripsdorf nicht gehen, befürchtet Huth, der Geschäftsführer einer Baufirma in Jünkerath ist und die Konflikte kennt. Apropos: Wo geht dann währender Baustellenzeit der Ripsdorfer Veilchendienstagzoch? „Naja“, meint Ortsvorsteher Huth, „vielleicht geht er dann über die Parallelstraßen und im Karree“. Überzeugend klingt das aber noch nicht so recht.

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