Wärmewende im eigenen GebäudeHeizungsbauer-Beruf im Kreis Euskirchen „voll im Rennen“

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Auszubildende packen in den Räumen des Berufsbildungszentrums eine Wärmepumpe der Marke aus.

Ja, ist denn heut’ schon Weihnachten? Ausbilder Eduard Esser (6.v.l) und die Azubis sind bereit, die frisch gelieferte Wärmepumpe auszupacken und sich auf den neuesten Stand zu bringen.

Die Zahl der Azubis im Kreis Euskirchen nimmt nach einer Durststrecke wieder zu, doch für die Energiewende braucht es noch mehr Nachwuchs.

Er wollte nach China. Er kam bis Euenheim. Den Aufenthalt im Reich der Mitte hatte Maximilian Prinz schon fest geplant. Dort wollte er sich zum Kampfsportlehrer oder -trainer ausbilden lassen. Im Berufsbildungszentrum Euskirchen in Euenheim gehört er nun zu einer zwölfköpfigen Gruppe, die für drei oder vier Wochen in die Praxis des Heizungsbaus einweisen lässt – im Rahmen ihrer Lehre, die sie am Thomas-Eßer-Berufskolleg und in ihren jeweiligen Ausbildungsbetrieben absolvieren.

„Das ist mein Plan B“, gesteht der 21-Jährige. Wegen Corona sei der China-Traum geplatzt – vorerst zumindest. Aber die Ausbildung zum Heizungsbauer mache ihm sehr viel Spaß, die Firma und die Kollegen seien „cool“. „Wenn das mit dem Kampfsport nicht klappt, habe ich immer noch den Heizungsbau.“ Und der Heizungsbau hätte ihn.

Noch nicht genug Azubis für eine klimaneutrale Zukunft

Fachkräfte, die die Energie- und die Wärmewende zusammenschrauben sollen, kann es angesichts der Pläne der Bundesregierung nicht genug geben. „Der Beruf ist voll im Rennen“, sagt Eduard Esser: „Früher hatten wir 20 Lehrlinge in einem Jahrgang, heute bis zu 38“. Auch das sei immer noch nicht genug, um die klimaneutrale Zukunft zu gestalten, sagt der BZE-Ausbilder: „Wir könnten gut und gerne 60 ausbilden, die würden auch alle einen Job finden.“

Durch die Förderungen für den Austausch der Gas- und Ölheizungen füllten sich die Auftragsbücher der Firmen, die wiederum dringend gut ausgebildete Mitarbeiter bräuchten. „Der Staat ist somit auf unserer Seite, was den Arbeitsmarkt angeht“, stellt Esser fest: Entlohnung und Aufstiegschancen, etwa zum Meister, Servicetechniker oder Ingenieur, würden entsprechend immer besser. Wer also ein wenig technisches Geschick habe, wirbt Esser begeistert, sei herzlich willkommen: „Wenn er oder sie dann hier bei uns mal richtig angekommen ist, kriegen wir auch das mit dem technischen Verständnis hin.“

Dazu soll auch die Wärmepumpe dienen, die vor wenigen Tagen im BZE abgeliefert wurde. „Daran bilden wir jetzt intensiv aus“, zeigt Esser auf das noch verpackte Gerät, „um die Lehrlinge auch in diesem Bereich auf den neuesten Stand zu bringen.“ Es müsse den jungen Menschen noch stärker vermittelt werden, wie attraktiv dieser Beruf sei. Das überschaubare Image von „Gas, Wasser, Sch...“ habe der Job längst hinter sich gelassen, betont Esser, der im kommenden Monat sein 30-Jähriges in dem Job feiert: „Die Arbeit ist abwechslungsreich und sehr interessant.“

Azubi: Beruf bietet große Vielfalt

Das merkt auch Essers Chef, BZE-Verbandsvorsteher Jochen Kupp: „Das Berufsfeld ist sehr gefragt und es gibt gute Entwicklungsmöglichkeiten.“ Als Beispiel nennt er die smarten Heizungssysteme, die mit dem Smartphone gesteuert werden. In der Zukunftswerkstatt, die das BZE plane, solle der Bereich Sanitär, Heizung, Klima eine herausragende Rolle spielen, sagt Kupp.

Auch Kampfsportler Maximilan Prinz zieht nach zwei Jahren seiner dreieinhalbjährigen Ausbildung eine äußerst positive Zwischenbilanz: „Wir machen Elektro, die Verkabelung der Heizung und verlegen Rohre.“ Es gebe ganz verschiedene Heizkörper und Heizmethoden, verweist er auf die Vielfalt.

Ihm gefalle auch der Umweltaspekt: „Meine Firma macht viel mit Solarthermie, das ist sehr angenehm. Ich arbeite gerne auf dem Dach. Das macht alles sehr viel Spaß“, sagt der 21-Jährige. Und sollte es dann doch noch klappen mit China und dem Kampfsport? „ An der Heizung geht ja immer mal was kaputt. Und dann weiß ich, wie man es repariert“, sagt der 21-Jährige mit einem breiten Grinsen. Nicht schlecht für einen Plan B.

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