Lightpainting in KuchenheimLichter tanzen durch die alte Fabrikhalle

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Im Ambiente der alten Tuchfabrik Müller entstanden durch die Lichteffekte einzigartige Motive. 

Euskirchen-Kuchenheim – Seit den frühen 1960er-Jahren stehen die Maschinen in der Tuchfabrik Müller in Kuchenheim still. Dennoch erweckt ein Blick auf die riesigen Anlagen im Inneren den Eindruck, sie könnten jeden Augenblick wieder in Betrieb genommen werden und die Hallen mit dröhnendem Arbeitslärm erfüllen. So, wie der damalige Fabrikant 1961 die Produktionsstätte hinterlassen hat, kann sie auch heute noch bewundert werden und erlaubt eine Reise in die Vergangenheit.

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Mit ihren Kameras hielten die Kursteilnehmer die Lichtchoreografien fest und erzeugten beeindruckende Kunstwerke. 

Diese Faszination hat auch die Eheleute Lissy und Dirk Matthiesen in ihren Bann gezogen, die am Wochenende mit einem Fotoworkshop zum Thema Lightpainting (englisch für Lichtmalerei) das ohnehin stimmungsvolle Ambiente in einem neuen Licht erstrahlen ließen. „Mein Mann und ich begeistern uns schon seit vielen Jahren für Lost Places und wollen sie mit unserer Technik neu erleben“, so Lissy Matthiesen.

Diese „vergessenen Orte“ strahlen aus der Sicht der Dozentin an der VHS Bonn eine einmalige Atmosphäre aus, jeder habe seine eigene Geschichte zu erzählen. „Mithilfe der Lichtmalerei schaffen wir eine Symbiose zwischen dieser Historie und moderner Technik, was für beide Komponenten ein Gewinn ist.“

Spannende Momente

Malerei hat bei der Arbeit von Lissy und Dirk Matthiesen aber nichts mit Leinwand und Pinsel zu tun. In der abgedunkelten Fabrikhalle des LVR-Industriemuseums schwenkten sie leuchtende Kugeln durch die Luft oder ließen mit LED-Lampen ausgestattete Fahrradreifen über dem Boden kreisen. Eine Momentaufnahme, die Lichtreflexe hervorrief, mit der Malerei jedoch nur wenig gemeinsam zu haben schien. Die Kunst zeigte sich auf den Speicherkarten der Fotokameras, mit denen das Ehepaar und die Workshopteilnehmer arbeiteten. Dank extralanger Belichtung vereinten sich die Bewegungen der Lichter zu einem Gesamtkunstwerk, das den Eindruck eines in der Luft schwebenden, dreidimensionalen Gemäldes hinterließ.

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Mit einfachen Hilfsmitteln wie Klopapierrollen und farbigen Plastikstäbchen hatte Kursteilnehmerin Karin Gerhardy eigene Utensilien für ihre Lichtmalerei gebastelt.

"Dieser Moment, in dem man voller Spannung auf das Ergebnis wartet und hofft, dass es so geworden ist, wie man es sich vorgestellt hat, ist wirklich aufregend“, schwärmte Kursteilnehmerin Karin Gerhardy. Die Bonnerin hatte im November einen Online-Theoriekurs zum Thema Lightpainting belegt und war derart begeistert, dass sie nun bereits ihre ersten, selbstgebastelten Lichtelemente mitgebracht hatte.

Weitere Kurse

Wer die Faszination des Lightpaintings selbst miterleben möchte, hat dazu bei weiteren Workshopangeboten der Eheleute Matthiesen Gelegenheit. Ein Lightpainting-Workshop für Jugendliche im Ambiente des Kuchenheimer Industriemuseums ist für Samstag, 26. März, 16 Uhr geplant. Er ist kostenlos und findet in direkter Zusammenarbeit mit der Tuchfabrik Müller im Rahmen des Projektes #futur21 statt. Bereits am Samstag, 5. Februar, werden ab 16 Uhr die Bonner Rheinauen zum Schauplatz der Lichtmalerei. Für beide Workshops gibt es noch freie Plätze. Weitere Infos zu diesen und weiteren Kursen sowie Anmeldungen im Internet. (arn)

„Die Lichtmalerei bietet so unglaublich viele Möglichkeiten, seine Fantasie auszuleben. Die Ergebnisse sind immer wieder faszinierend.“ Mithilfe von Klopapierrollen, etwas Klebeband und farbigen Plastikstäbchen war es ihr gelungen, ein Bild zu erzeugen, das an die Lichtschwerter aus den Star-Wars-Filmen erinnerte. „Während der Corona-Pandemie, durch die man die meiste Zeit an das eigene Zuhause gebunden ist, habe ich mich sehr gefreut, dank dieser Art der Fotografie, endlich wieder aktiv werden zu können.“

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Wie von den Eheleuten Matthiesen erhofft, gelang es, die alten Maschinen und die Ausstattung der Fabrikhalle künstlerisch mit den Lichtspielen zu verbinden. Dank einer in Streifen geschnittenen gold-silbernen Rettungsdecke schienen Teile der Fabrik in Flammen aufzugehen. Wenig später durchzog ein farbenprächtiger Lichtring die Halle. „Dieses Zusammenspiel zwischen dem historischen Hintergrund und der Lichttechnik ist auch für uns ein echtes Highlight“, so Lissy Matthiesen: „Hier lassen sich Freestyle-Elemente ebenso eindrucksvoll umsetzen wie bis ins Detail durchchoreografierte Abläufe. Der Hintergrund wertet jedes Bild noch einmal zusätzlich auf.“

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