Neue AusstellungenWorauf sich Besucher des Freilichtmuseums Kommern 2024 freuen können

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Dr. Carsten Vorwig, Leiter des LVR-Freilichtmuseums Kommern, steht vor dem Zeitungsbüdchen aus Bonn.

Das Bonner Zeitungsbüdchen, vor dem Museumsdirektor Dr. Carsten Vorwig steht, wird bereits ab Februar in Kommern gezeigt.

Im Freilichtmuseum Kommern warten im neuen Jahr einige bauliche Veränderungen auf die Besucher. An Bewährtem im Programm wird festgehalten.

Egal ob Lokführerstreik, Schienenersatzverkehr oder Verzögerungen beim Wiederaufbau der durch die Flutkatastrophe zerstörten Bahnstrecken an Erft, Urft und Ahr: Die Bahn nutzt derzeit das gesamte ihr zur Verfügung stehende Repertoire, um über Jahre oder gar Jahrzehnte erprobte Abläufe über den Haufen zu werfen.

Auch im Kommerner Freilichtmuseum kommt es im neuen Jahr bahnbedingt zu erheblichen Umstrukturierungen der musealen Wagenreihung, um mal im DB-Jargon zu bleiben: „Zwei größere Bauprojekte des Museums müssen in diesem Jahr pausieren“, sagt Museumsdirektor Dr. Carsten Vorwig: „Die Bahn hat den Termin gesetzt, und danach müssen wir uns richten.“

Es geht um das Bahnhofsgebäude aus Walporzheim im Kreis Ahrweiler: Mit Hochdruck arbeiten die Bauhistoriker aus Kommern derzeit an der Vorbereitung zur Translozierung des Fachwerkbaus aus dem Jahr 1912. „Wir haben schon im Herbst mit der Dokumentation des Gebäudes begonnen“, berichtet der Museumschef: „Besonders die komplexe Stellwerkstechnik muss penibel dokumentiert werden, weil wir sie hier am neuen Standort auch wieder in Funktion zeigen wollen. Nächste Woche richten wir dann die Baustelle in Walporzheim ein.“

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Bahnhof wird „Wand für Wand“ ins Museum transportiert

Anders als beim Trafohäuschen aus Bürvenich oder der Milchbar aus Brühl wird das Gebäude nicht als Ganzes, sondern in Teilen zum Freilichtmuseum transportiert. „Das liegt an den örtlichen Gegebenheiten“, so Vorwig weiter. „Außerdem handelt es sich um ein Fachwerkgebäude, das sich gut auseinanderbauen lässt. Der Transport nach Kommern erfolgt dann Wand für Wand.“

Parallel zu den Arbeiten an der Ahr wird auf dem Marktplatz Rheinland im Freilichtmuseum die Bodenplatte für das Bahnhofsgebäude vorbereitet. „Der Transport und der anschließende Aufbau hier in Kommern sind dann ab Juni geplant“, so Vorwig.

In Fachwerkbauweise errichtetes Bahnhofsgebäude (1912) in Walporzheim (Kreis Ahrweiler).

Wand für Wand wird das Bahnhofsgebäude aus Walporzheim abgebaut und zu seinem neuen Standort im Kommerner Freilichtmuseum transportiert – inklusive Stellwerkstechnik.

Ebenfalls am Marktplatz Rheinland wird in diesem Jahr noch ein zweites Gebäude hinzukommen: Bereits im Februar wird in unmittelbarer Nähe des künftigen Bahnhofsgeländes ein altes Bonner Zeitungsbüdchen in die Ausstellung eingefügt. „Bis zum Jahr 2021 stand das in Bonn hinterm Hauptbahnhof“, sagt Vorwig. Gezeigt werden soll der Zustand aus dem Jahr der Schließung. „Dadurch können wir auch auf die Corona-Zeit eingehen“, so der Museumsdirektor weiter: „Und auf die Funktion des Büdchens als sozialer Treffpunkt.“

Holzwurm-Sanierung wird 2024 in Kommern fortgesetzt

Fortgesetzt werden in diesem Jahr die Sanierungsarbeiten an einigen älteren Fachwerkbauten des Museums, die wegen eines Holzwurmbefalls behandelt werden müssen. „Bei vier Häusern sind wir schon durch, fünf weitere Häuser werden nach und nach ab März eingepackt und thermobehandelt“, informiert Vorwig.

Dr. Carsten Vorwig präsentiert in seinem Büro eine „kitschige“ Butterdose.

Dr. Carsten Vorwig, Direktor des LVR-Freilichtmuseums Kommern, mit einer besonders kitschigen Butterdose in Übergröße.

Neue Ausstellungen sind im neuen Jahr ebenfalls geplant: Ab dem 7. Juli geht es unter dem Motto „Wink mit dem Zaunpfahl“ um die vielen verschiedenen Funktionen des Gartens. Und bereits im Mai wird es richtig kitschig im Museum. Bei der Ausstellung „Grässliche Glückseligkeit. Faszination Kitsch“ können sich Museumsbesucher übrigens schon im Vorfeld beteiligen und besonders kitschige Ausstellungsstücke aus dem eigenen Haushalt für die Schau vorschlagen (siehe unten: „Kitsch im Museum“).

Jahrmarkt anno dazumal und andere Höhepunkte im Freilichtmuseum

Trotz aller Veränderungen, die das bereits seit Anfang der 1960er-Jahre bestehende Freilichtmuseum braucht, um für die Besucher attraktiv zu bleiben – an Bewährtem will man auch im neuen Jahr festhalten. Nicht wegzudenken aus dem Jahresprogramm ist zum Beispiel der „Jahrmarkt anno dazumal“, der in diesem Jahr vom 26. März bis zum 7. April stattfindet: Allein knapp 50.000 der insgesamt 208.000 Museumsbesucher des Jahres 2023 wurden während der Museumskirmes rund um Ostern gezählt.

„Dieses Jahr ist Ostern recht früh – wir werden sehen, was das fürs Wetter bedeutet“, dämpft Vorwig die Erwartungen auf einen erneuten Besucherrekord. „Wir werden den Jahrmarkt aber trotzdem mit neuen Fahrgeschäften und einem erweiterten Ausstellungsangebot aufwerten.“ Die Themen Kinder auf dem Jahrmarkt und Schausteller während der NS-Zeit sollen zudem eine zeitliche Brücke zwischen den beiden Jahrmarktteilen (Kaiserzeit und Wirtschaftswunderzeit) schlagen.

Bei der Zeitblende (17./18. August) steht mit dem Jahr 1974 wieder ein besonders ereignisreiches Jahr im Fokus: Der VW Golf löste den Käfer ab, Willy Brand musste als Bundeskanzler zurücktreten, und Deutschland wurde Fußballweltmeister. „Als Musikact haben wir eine Abba-Coverband dabei“, freut sich Vorwig. Denn ebenfalls 50 Jahre liegt der Triumph der schwedischen Band beim „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ zurück.

Das komplette Jahresprogramm in gedruckter Form ist im Freilichtmuseum erhältlich sowie auf der Homepage des Museums abrufbar.


Sonderausstellung: Kitsch im Museum

Die Vorbereitungen für die Sonderausstellung „Grässliche Glückseligkeit. Faszination Kitsch“ laufen bereits. Gezeigt wird sie vom 5. Mai 2024 bis zum März 2026 im Ausstellungspavillon am Museumsplatz. An der Ausstellung können sich auch Museumsbesucher beteiligen: „Wir suchen alles, was Sie als kitschig empfinden. Da Kitschempfinden sich ganz individuell ausdrückt, können das die unterschiedlichsten Gegenstände sein“, heißt es von den Ausstellungsmachern.

Bis zum 7. Februar kann man ein Foto seines Kitsch-Objekts per E-Mail einsenden. Dazu sollen die Einsender drei Fragen beantworten: Wie sind Sie an das Objekt gelangt? Warum empfinden Sie das Objekt als kitschig? Was bedeutet kitschig für Sie?

Ab dem 14. Februar findet dann ein Online-Voting für die kitschigsten Stücke statt. Mehr Infos dazu auf der Internetseite des Museums. (thw)

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