Jahresbericht 2022Nationalpark Eifel ist bei ausländischen Besuchern beliebter als Sylt

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Mehrere Personen in Outdoorkleidung und ein Mann im Anzug präsentieren den Jahresbericht des Nationalparks Eifel.

Den Jahresbericht 2022 stellten Umweltminister Oliver Krischer (3.v.l.) und Verantwortliche der Nationalparkverwaltung vor fotogener Eifelkulisse in Vogelsang vor.

NRW-Umweltminister Oliver Krischer kam zur Vorstellung des Jahresberichts 2022 des Nationalparks Eifel nach Vogelsang.

Auch knapp 20 Jahre nach seiner Gründung im Jahr 2004 ist der Nationalpark Eifel weiterhin beliebt bei den Besuchern: Zum dritten Mal in Folge lag die Zahl der registrierten Gäste über der Marke von einer Million Besuchern. Seit der ersten Untersuchung im Jahr 2007 (450 000 Gäste) haben sich die Besucherzahlen des Nationalparks also mehr als verdoppelt.

Doch die Beliebtheit schafft auch Probleme, weshalb die Lenkung der Besucherströme immer wichtiger wird (siehe auch „Digitales Besuchermanagement“).

Mit Landes-Umweltminister Oliver Krischer war am Freitag ein ausgewiesener Kenner des Nationalparks zur Vorstellung des Jahresberichts 2022 der Nationalparkverwaltung nach Vogelsang gekommen. „Der Nationalpark Eifel ist einer der schönsten Orte in NRW und seit fast 20 Jahren ein wertvoller Hort der biologischen Vielfalt, Faktor einer nachhaltigen Entwicklung und Vorbild des sanften Natur-Tourismus“, sagte Krischer, der mehrere Jahre den Vorsitz des Nationalpark-Fördervereins inne hatte.

Umweltminister Oliver Krischer will zweiten Nationalpark in NRW

Der Nationalpark Eifel sei ein voller Erfolg für Mensch, Natur und die Region, so Krischer weiter: „Er beherbergt seltene und gefährdete Arten und zeigt den Menschen mit seinen vielfältigen Angeboten, wie einmalig und schützenswert die Natur vor unserer Haustür ist.“

Ein Gänsegeier in der Aufnahme einer Fotofalle im Nationalpark Eifel.

Internationale Gäste lockt das „Aasprojekt“ an: Im Juni wurden 21 Gänsegeier beobachtet, die in Frankreich und Spanien heimisch sind.

Dies sei umso wichtiger, weil es trotz aller Erfolge im Naturschutz weiterhin einen Verlust an biologischer Vielfalt in NRW gebe. „Etwa 45 Prozent der untersuchten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Diesen Trend wollen und müssen wir umkehren“, sagte Krischer: „Denn die Biodiversitätskrise ist neben der Klimakrise die zweite große ökologische Herausforderung unserer Zeit.“ Er spreche sich daher vehement für die Schaffung eines zweiten Nationalparks in NRW aus.

Nationalpark ist wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Nordeifel

Dass nicht nur die Natur von einem solchen Schutzgebiet profitieren könne, betonte der Minister ebenfalls: Die Bruttowertschöpfung durch den Nationalpark Eifel belaufe sich durch den Tourismus und verwandte Bereiche nach aktuellen Daten auf rund 32 Millionen Euro pro Jahr, was rein rechnerisch etwa 700 Arbeitsplätzen entspreche.

Einige dieser Arbeitsplätze befinden sich seit der Flutkatastrophe vor zwei Jahren jedoch in einem eher provisorischen Stadium: Gemeint ist das Übergangsquartier der Nationalparkverwaltung in Gemünd, wo die Mitarbeiter immer noch in Bürocontainern tätig sind. „Wir arbeiten da an einer dauerhaften Lösung“, sagte der Minister: „So wie es momentan ist, darf es nicht bleiben.“

Ob und wann die bereits im Jahr 2007 getroffene Leitentscheidung der Landesregierung umgesetzt wird, die Nationalparkverwaltung nach Vogelsang zu verlegen, sagte Krischer hingegen nicht. „Priorität hat momentan die Lösung der flutbedingten Defizite in Gemünd“, so der Minister.

Ausländische Gäste besuchen Nationalpark Eifel

Eine Befragung der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) bestätigte die ungebrochen große Beliebtheit des ersten nordrhein-westfälischen Nationalparks auch bei ausländischen Gästen: Bei der Frage nach beliebten Naturschönheiten oder Bauwerken in Deutschland belegte der Nationalpark Eifel Platz 32, womit er vor der Insel Sylt, dem Brandenburger Tor oder der Zugspitze liege, berichtete Michael Lammertz, Leiter des Fachgebiets Kommunikation.

Aber auch bei tierischen Gästen von jenseits der deutschen Staatsgrenzen ist der Nationalpark beliebt: Bei dem seit diesem Jahr laufenden Forschungsprojekt zur Aasökologie wurde Anfang Juni die stolze Zahl von 21 Gänsegeiern auf der Dreiborner Hochfläche an dem Kadaver eines bei einem Verkehrsunfall getöteten Rehs gesichtet und von einer Wildkamera dokumentiert.

„Diese Aasfresser sind in Südfrankreich und Spanien heimisch“, sagte Dr. Christa Lang, die im Nationalpark das Fachgebiet Forschung leitet: „Jungtiere unternehmen allerdings auch immer wieder ausgedehnte Ausflüge.“ Wildkadaver seien für die Artenvielfalt genauso wichtig wie Totholz, so die Forscherin


156 neue Arten wurden 2022 im Nationalpark Eifel entdeckt

  • Unter den 11.356 nachgewiesenen Arten im Nationalpark befinden sich 2614, die auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen. Zunehmend seien dabei auch typische Arten für alte Wälder zu finden, wie etwa der „Urwald-Pilz“ Ästiger Stachelbart.
  • Allein im Jahr 2022 konnten Forscherinnen und Forscher weitere 156 Arten im Nationalpark Eifel nachweisen. Ein neu gefundener Pilz ist beispielsweise der Duftende Goldporling, der an einem älteren Baumstumpf direkt am Bachufer gefunden wurde.
  • Ein Neufund für ganz NRW ist der Schmetterling Pammene agnotana. „Insgesamt umfasst die Artenliste der Schmetterlinge inzwischen 1430 Arten“, sagte Nationalpark-Leiter Dr. Michael Röös. Der gesamte Jahresbericht ist im Internet verfügbar. (thw)
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