Kurzarbeit in BurscheidAdients Betriebsrat gestaltete das Notprogramm mit

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Die Adientzentrale in Burscheid (Archivbild). Knapp 1000 Mitarbeiter sind seit Freitag in Kurzarbeit.

Die Adientzentrale in Burscheid (Archivbild). Knapp 1000 Mitarbeiter sind seit Freitag in Kurzarbeit.

Burscheid – „Der Betriebsrat ist installiert und arbeitet.“ Die Satz, den Wolfgang Rasten, der IG Metall-Bevollmächtigte für Köln und Leverkusen, mit Blick auf den Burscheider Autozulieferer Adient (vormals Johnson Controls) gestern im Telefonat gleich zu Anfang sagte, hat eine besondere Vorgeschichte.

US-Unternehmen wehrte sich lange gegen Betriebsrat

Das US-Unternehmen, spezialisiert auf Autositze, hat sich noch vor zwei Jahren vehement gegen eine Betriebsratswahl gestemmt. Doch auch in der zweiten Instanz scheiterte die Chefetage. Ende November 2018 wählten die Adient-Mitarbeiter ihren Betriebsrat.

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Vor dem Hintergrund der Corona-Krise kommt 1000 Mitarbeitern, die seit Freitag in Kurzarbeit sind, die Vertretung ihrer Interessen nun zugute. Gemeinsam mit der Geschäftsführung einigte sich der Betriebsrat auf das Notprogramm. „Kurzarbeit greift in die Pflichten von Arbeitgebern bei der Vergütung und Arbeitnehmern bei der Arbeitsleistung ein. Unternehmen können daher Kurzarbeit nicht einfach einseitig anordnen. Der Betriebsrat hat ein zwingendes Mitbestimmungsrecht. Er muss der Kurzarbeit per Betriebsvereinbarung zustimmen“, erklärt die IG-Metall.

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Adient ist nicht tarifgebunden

Allerdings: „Adient ist nicht tarifgebunden“, erklärte Rasten. Anders als bei andere Zulieferern der Autobranche, soll das Kurzarbeitergeld in der Burscheider Adient-Europazentrale nicht aufgestockt werden. Laut Rasten wurde aber mit dem Betriebsrat trotzdem eine Regelung gefunden. Bei Adient seien die Abteilungen Engineering und Entwicklungen nicht so betroffen, wie Betriebe, die voll und just in time produzieren. „Wenn zum Beispiel BMW einen Sitz bestellt, hat das einen Vorlauf von Monaten, bis Jahren“, so Rasten. Es gebe daher weiterhin, wenn auch gedrosselt, zu tun. Wenn die Mitarbeiter, fünf, acht oder zehn Tage im Monat kurzarbeiteten, sei gewährleistet, dass sie nicht unter 80 Prozent ihres Nettolohns gerieten.

Ungewiss, wann wieder hochgefahren wird

Ungewissheit beherrscht die gesamte Branche. Ford in Köln hat gerade angekündigt, die Produktion frühestens in der ersten Mai-Woche wieder anzufahren. Als erster Autozulieferer in der Region hatte das Leverkusener Metallwerk Biebighäuser seine Produktion gestoppt. Dort wird seit dem 23. März nicht mehr gearbeitet. Beim Adient-Nachbarn Tenneco – früher Goetze – ruht die Arbeit seit über einer Woche. Von den 1600 Beschäftigten ist nur noch eine Notmannschaft im Werk. Wolfgang Rasten: „Wenn im Mai die Produktion nicht wieder hochgefahren wird, dann haben wir ganz andere Probleme als die Kurzarbeit.“ (mit tk)

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