Häuser mit Geschichte(n)Wo Marienheider und ihre Gäste auch unter Bäumen tanzten

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Das Hotel Trommershausen in Marienheide, aufgenommen in den 1930er Jahren.

Aufnahme vom Hotel Trommershausen an der Hauptstraße, mit Zapfsäule, geschossen in den 1930er Jahren.

In der Reihe „Häuser mit Geschichte(n)" blicken wir heute auf das ehemalige Hotel Trommershausen in Marienheide zurück.

Der Fremdenverkehr spielte im Wallfahrtsort Marienheide schon vor mehr als 100 Jahren eine wachsende   Rolle, und das Hotel Trommershausen, direkt an der Hauptstraße gelegen, gehörte – wie auch das Hotel Wirth – zu den Touristen-Magneten.

Errichtet worden war das stattliche Gebäude im ausgehenden 19. Jahrhundert von Friedrich Trommershausen, dessen Sohn Otto es zunächst führte, ehe es Hugo Lurz im Jahr 1909 erwarb. Über die ersten Jahrzehnte hat Gustav Schürfeld im Jahr 1938 vermerkt: „Die Gasträume und der große Saal genügen selbst für Festlichkeiten besonderen Ausmaßes. Es beherbergt in 20 Zimmern 25 Betten“, so zitiert Wolfgang Gaudich den Chronisten in dem Buch „600 Jahre Marienheide“.

Das Hotel Trommershausen samt Garten als Postkartenmotiv.

Eine historische Postkarte zeigt gleich vier Motive vom Hotel Trommershausen, neben der Frontansicht von der Hauptstraße zeigt es drei Impressionen des Gartens.

Die „vornehme Fremdenpension“ mit altbekannter bergischer Gaststätte (Eigenwerbung 1927 ) pries seine „behaglichen großen und kleinen Gesellschaftssäle“ und die eigene Garage und Tankstelle an. Als Wallfahrtsort mit dem alten Kloster - das heutige Montfortanerkloster - und der Wallfahrtskirche hatte das Örtchen Marienheide mitten im schönen Oberbergischen Land natürlich einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangt. Ein Glück für eine junge Sauerländerin aus der Nähe von Finnentrop, die es aus ihrem katholischen Heimatdörfchen wegzog.

Weil ihre Mutter als fleißige Wallfahrerin Marienheide kennengelernt hatte, durfte die junge Elisabeth 1949 im Alter von 21 Jahren in Marienheide eine Stelle annehmen, wie sie uns vor einigen Jahren im Interview berichtet hat – sie begann als Servicekraft im Hotel Trommershausen.

Wenn „Die drei Kurzen“ zum Tanz spielten . . .

Dass die Scharen an Feriengästen und Ausflüglern nicht ausschließlich aus frommen Wallfahrern bestanden, merkte Elisabeth schnell. Seit 1941 konnte Marienheide auch mit dem Titel „anerkannter Luftkurort“ werben, und so zog es zunehmend auch Sommerfrischler und Erholungssuchende ohne katholischen Hintergrund in den Ort.

Vielleicht war beides wichtig für die Beliebtheit bei Reisenden aus dem näheren und weiteren Umland, zusammen mit der belebenden Tatsache, dass Ende 1892 der Marienheide Bahnhof eingeweiht worden war. So oder so, in Marienheide wusste man zu feiern: Gäste kamen mit Zügen und Bussen in den Ort und schwangen dann auch gern das Tanzbein.

Tanzmusik erklang auch in den Sälen des Hotels Trommershausen. Dort spielte regelmäßig zum Beispiel ein ortsansässiges Trio, bestehend aus Erich Beckmann, Karl-Heinz Rittel und Robert Fink. Die Combo trat unter dem Namen „Die drei Kurzen“ auf. Tanzen konnte man sogar in der Gartenanlage des Hotels Trommershausen.

So richtig rund ging es immer, wenn abends noch unangemeldet Busse vorfuhren und alle Gäste noch warm essen wollten.
Hotelservicekraft Elisabeth über die Zeit in den später 1940er Jahren

„Hinter dem Hotel dehnt sich eine große, von Obstbäumen beschattete Grasfläche aus, die im Sommer von Wochenendbesuchern und Sommerfrischlern eine gepflegte Gartenwirtschaft präsentiert“, zitiert Gaudich den Chronisten Schürfeld, „eine spiegelglatte Tanzfläche lädt junge Leute zu einem flotten Tänzchen im Freien ein.“

Schürfeld lobte 1938 zudem, dass das Hotel Trommershausen allen modernen Anforderungen entspreche und „sich eines guten Rufes bis an den Rhein und ins Niederbergische sowie das Ruhrgebiet“ erfreute.

„Mit Zügen und Bussen reisten ganze Gruppen an“, erinnerte sich Elisabeth vor einigen Jahren im Interview. „So richtig rund ging es immer, wenn abends noch unangemeldet Busse vorfuhren und alle Gäste noch warm essen wollten.“ Vor allem an den Wochenenden waren die geparkten Reisebusse auf dem Sparkassenplatz und am Bahnhof regelrecht ortsbildprägend.

Wie es sich für ein angesagtes Hotel gehört, spiegelte sich eh und je auch die Zeitgeschichte im Treiben an der Bar wieder. So waren beispielsweise in den 1960er Jahren regelmäßig amerikanische GIs im Dorf unterwegs. „Häufig traf man sie in den Gaststätten, vor allem im Hotel Trommershausen. So waren die Soldaten auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Hei - im wahrsten Sinne des Wortes“, berichtete diese Zeitung einmal.

In späteren Jahren stand das große Gebäude leer, es diente zwischenzeitlich auch als Flüchtlingsunterkunft. Inzwischen ist das ehemalige Hotel saniert und umgebaut worden, heute beherbergt es Wohnungen.

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