„Made in China“Der Marienheider Thomas Derksen betreibt in Shanghai erfolgreichen Podcast

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Zwei junge Männer sitzen auf einem Dach nebeneinander.

Mit dem Kölner Damian Maib, der deutsche und internationale Firmen beim Eintritt in den chinesischen Markt unterstützt, moderiert der aus Marienheide stammende Thomas Derksen (r.) den Podcast „Made in China“.

Längst hat der 36-jährige Marienheider seine neue Heimat in Shanghai gefunden. In China gilt er als einer der bekanntesten deutschen Influencer.

Thomas Derksen ist in den vergangenen Tagen kaum dazu gekommen, den Karneval zu vermissen, hat der sich doch in diesem Jahr mit dem chinesischen Neujahrsfest überschnitten. Am Samstag hat in seiner zweiten Heimat am anderen Ende der Welt das Jahr des Drachen begonnen, es wird groß gefeiert, verspricht es doch Energie, Kraft und Glück. „In China bin ich angewurzelt, Shanghai ist heute eher mein Zuhause als Marienheide“, gesteht der 36-Jährige per Zoom-Konferenz, der unter dem Namen „Afu“ mit etlichen Millionen Followern als einer der bekanntesten deutschen Influencer in China gilt.

Thomas Derksen arbeitet für Podcast mit dem Kölner Damian Maib zusammen

Zusammen mit dem Kölner Damian Maib, der deutsche und internationale Firmen beim Eintritt in den chinesischen Markt unterstützt, moderiert er den Podcast „Made in China“. Darin plaudern die beiden mit bekannten Persönlichkeiten vor allem aus der Wirtschaft über Strategien und Herausforderungen, sie verstehen sich als Brückenbauer zwischen dem Rheinland und China. Beide leben seit Jahren dort, sind mit Chinesinnen verheiratet. Mitten im Corona-Lockdown hatten sie die Idee für den Podcast, gerade ist die 107. Folge online.

„China ist ein schwieriger Markt“, sagt Maib. „Allein schon durch die Sprache, auch die Kultur ist sehr unterschiedlich.“ Wie unterschiedlich, hat Thomas Derksen anschaulich in seinem Buch „Und täglich grüßt der Tigervater“ geschildert. Etwa wie sein künftiger Schwiegervater die Tochter vor ihm warnte: Er kenne solche Ausländer aus dem Fernsehen, sie sehe den Mann einmal unbekleidet und dann nie wieder. Acht Jahre ist das jetzt her, der „Tigervater“ habe sich inzwischen etwas beruhigt, schmunzelt Thomas Derksen.

Thomas Derksen aus Marienheide am Podcast-Mikrofon.

Thomas Derksen aus Marienheide am Podcast-Mikrofon.

Vor diesem Hintergrund fällt es den beiden Moderatoren des Podcasts leicht, im lockeren Gespräch ebenso informativ wie unterhaltsam den Culture-Clashs auf die Spur zu kommen. So blicken die Hörer zum Beispiel mit Thomas Stopper von der Hansgrohe Group Asia in chinesische Badezimmer, erfahren in einer anderen Folge, wie Kärcher chinesischen Dreck wegspült, ob deutsches Bier asiatischen Kehlen bekommt, dass jedes zweite Auto auf den Straßen Shanghais ein Elektroauto ist und wie ein Porsche als Werbegag in den 100. Stock eines Hochhauses gelangt.

Immer wieder ploppen verblüffende Vergleiche auf, wie im Gespräch mit Thomas Gerling, CEO vom Retail Institute: Ladendiebstahl verursache im Einzelhandel in Deutschland vier Milliarden Euro Schaden pro Jahr, in China werde dagegen überhaupt nicht gestohlen – dank der allgegenwärtigen Überwachungskameras. Essen werde in Shanghai mit 23 Millionen Einwohnern innerhalb von 20 Minuten geliefert – in Gummersbach sei das schwieriger, scherzt Interviewpartner Gerling im Podcast.

Überhaupt die Größenordnungen und die Entfernungen! Von Shanghai sei man mit der Bahn in vier Stunden im 1700 Kilometer entfernten Peking, erzählt Derksen im Zoom-Gespräch. Baustellen? Ausgefallene Züge? Verspätungen? Gar Streiks? Undenkbar!

Thomas Derksen und Daniel Maib bei der Aufnahme ihres Podcasts „Made in China“.

Thomas Derksen (r.) und Damian Maib bei der Aufnahme ihres Podcasts „Made in China“.

Die Familie in Marienheide besucht Derksen mehrmals im Jahr, bleibt auch mal für einige Wochen, erzählt er, „um Batterien aufzuladen, durchzuatmen“. Eine Stadt mit zwei bis drei Millionen Einwohnern gelte in China als Kleinstadt. „Die Masse und auch das Tempo machen das Leben in China manchmal anstrengend.“

Ob er und sein Co-Moderator inzwischen Chinesen geworden sind? Nein, einen chinesischen Pass könnten sie gar nicht bekommen, verrät Maib und lacht. Davon abgesehen seien „die Seele und der Kopf in Deutschland“, und im nächsten Jahr feiere er Karneval auf jeden Fall in Köln, „damit das kölsche Herz nicht wieder blutet.“

Die Verbindungen zur alten Heimat sind immer noch eng. So erinnert sich Derksen im Zusammenhang mit bargeldlosen Bezahlsystemen in China, wie er als Bankkaufmann-Azubi am Weltspartag die Hände schwarz hatte vom Zählen der Münzen aus Kinderspardosen, und Maib erzählt im Zoom-Gespräch von seinem Praktikum bei Elektrisola in Eckenhagen.

Ob auch mal ein Vertreter einer oberbergischen Firma im Podcast zu hören sein wird? „Viele oberbergische Firmen haben Beziehungen zu China, die Firma Voss hat sogar ein Büro in dem Gebäude, wo wir unsern Podcast aufnehmen“, weiß Derksen und lädt „alle Interessenten herzlich ein, sich für spannende Gespräche zu melden“.


Die Podcaster

Thomas Derksen ist in Gummersbach geboren und im Marienheide aufgewachsen. Durch eine AG am Engelbert-von-Berg-Gymnasium in Wipperfürth und eine Klassenfahrt kam er zum ersten Mal nach China. Nach einer Lehre zum Bankkaufmann studierte er Wirtschaft, Ostasienpolitik und Chinesisch in Bochum und Shanghai. Sein Ziel ist es, deutsche Traditionsmarken in China bekannt zu machen. Seit 2016 lebt er mit seiner chinesischen Frau in Shanghai.

Damian Maib, aufgewachsen in Köln, entdeckte schon als Teenager seinen Sinn für die Geschäftswelt. Bei einem chinesischen Großhändler in der Nachbarschaft kaufte er kleine Modellflugzeuge und verkaufte sie in der Schule auf dem Pausenhof. Daraus entstand sein erster Ebay-Shop. Heute führt er eins der bekanntesten E-Commerce-Unternehmen Shanghais und möchte als Gründer und CEO der Agentur Genuine German deutsche Firmen in China erfolgreich machen.

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