Interview mit Jörg Bukowski„Die Gemeinde Morsbach darf sich nicht einigeln“

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Morsbach Bürgermeister Jörg Bukowski vor den Plänen für den „Wohnpark an der Wisser“. Der 50-Jährige hat im vergangenen Jahr angekündigt, dass er 2025 nicht noch einmal zur Wahl antritt.

Morsbach Bürgermeister Jörg Bukowski vor den Plänen für den „Wohnpark an der Wisser“. Der 50-Jährige hat im vergangenen Jahr angekündigt, dass er 2025 nicht noch einmal zur Wahl antritt.

Jörg Bukowski ist seit 2009 Bürgermeister in Morsbach. Im Interview berichtet er von dem, was er bis zum Ende seiner Amtszeit umsetzen will.

Herr Bukowski, welches Projekt muss bis Ende dieses Jahres erledigt sein?

Jörg Bukowski: Ganz oben auf der Liste steht der Breitbandausbau. Ich finde es sehr positiv, dass der Rat die Entscheidung für das Unternehmen Muenet im Vergabeverfahren einstimmig getroffen hat. Wenn alles optimal läuft, soll das Projekt in diesem Jahr abgeschlossen werden. Das ist etwas, was die Infrastruktur der ganzen Gemeinde nach vorne bringt. Ende des Jahres werden dann etwa 3500 der 4400 Morsbacher Adressen mit Breitband versorgt sein, die übrigen – vorwiegend in Morsbach und Lichtenberg – haben bereits eine Anbindung von mehr als 100 Mega-Bit pro Sekunde. Mich stört allerdings die Aktion der Telekom, die den Hauptort eigenwirtschaftlich ausbauen will – das ist ein Fehler im System, und so ein Überbau ärgert mich.

Was steht außerdem auf dem Programm für 2024?

Das größte Problem, das wir angehen müssen, ist die Auflösung des strukturellen Defizits. Im Schnitt sind das ein bis zwei Millionen Euro, um die das Eigenkapital der Gemeinde jährlich schrumpft, das kann nicht so weitergehen. Jedes Jahr ist es etwas anderes, was uns gerade noch rechtzeitig Geld in die Kasse spült. Diesmal waren es Gewerbesteuernachzahlungen, die uns vor dem Haushaltssicherungskonzept gerettet haben. Ich finde es toll, wenn die Morsbacher Unternehmen so gut funktionieren, doch muss der Haushalt auf eine solide Basis gestellt werden.

Wo kann Morsbach denn sparen?

Auf der Ausgabenseite sehe ich kaum Möglichkeiten für weitere Einsparungen. Die Personalkosten der Verwaltung erzeugen auch einen Komfort für die Bevölkerung. Ich möchte nicht erklären müssen, warum das Bürgerbüro nur noch an einem Tag in der Woche geöffnet ist, oder warum manche Schlaglöcher auf Monate hinaus nicht geflickt werden können. Ich sehe keinen Einzelposten, mit dem wir in einem derartigen Luxus leben, dass man den getrost streichen könnte. Aus meiner Sicht sind Steuererhöhungen unumgänglich, um das strukturelle Defizit auszugleichen.

Welche Maßnahmen sind vordringlich nach der Verabschiedung des Klimaschutzkonzeptes?

In dieser Hinsicht möchte ich als Bürgermeister keine einzelnen Sachen herausgreifen. Mir gefällt das Klimaschutzkonzept in seiner Gesamtheit und ich bin froh, dass aus der befristeten Tätigkeit unserer Klimaschutzmanagerin Michelle Zimmermann eine Festanstellung geworden ist. Das Morsbacher Klimaschutzprojekt ist mit einer starken Öffentlichkeitsbeteiligung erstellt worden, und es ist nicht sinnvoll, einer einzelnen Aktion den Vorrang zu geben: Viele kleine Sachen leisten einen wesentlichen Beitrag, ich bin kein Freund von Aktionismus. Im Vorjahr sind bereits elf Leader-geförderte Mitfahrbänke im Gemeindegebiet aufgestellt worden und es wird sich zeigen, wie die angenommen werden. Für mich ist ganz wichtig, den Mut zu haben, neue und auch ungewöhnliche Dinge auszuprobieren.

Stichwort „Touristisches Gesamtkonzept“ – wie sieht die Umsetzung in diesem Jahr aus?

Da bin ich selbst sehr gespannt. Ich halte es für klug, ein umfangreiches, touristisches Angebot zu schaffen, auch wenn nicht alle Bürger da mit mir einer Meinung sind. Zu berücksichtigen dabei ist: „Alles, was ich für Touristen mache, dient auch der eigenen Bevölkerung“. Dabei darf sich die Gemeinde nicht einigeln, sondern muss sich in die Region integrieren und auch gemeinsam Werbung machen. Ein Bike-Park auf der Hohen Hardt soll nicht mit Wissen oder Eckenhagen konkurrieren, sondern die Trails sollen sich durch ihre Unterschiedlichkeit auszeichnen und in der Gesamtheit ergänzen. Wichtig ist für mich die Landschaftsintegration – so naturnah wie möglich, das ist für mich erklärtes Ziel.

Sie sind seit gut 14 Jahren Bürgermeister und haben angekündigt, 2025 nicht mehr zu kandidieren. Welche Projekte möchten Sie in den verbleibenden anderthalb Jahren noch auf den Weg bringen?

Wir haben in der Vergangenheit große, für die Gemeinde bedeutende Projekte abgeschlossen und in diesem Jahr soll der Bereich hinter dem Kulturbahnhof mit einem Spielplatz und einer Brücke über die Wisser gestaltet werden. Der Umbau des Bürgercampus wird nahezu beendet und die Fertigstellung der Bahnhofstraße absehbar sein. Ich will meinem Nachfolger ein bestelltes Feld hinterlassen.

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