Sicherer SchulwegOberbergs Polizei arbeitet mit Handpuppen als Verkehrserzieher

Lesezeit 5 Minuten
23.08.2023
Gummersbach
Verkehrserziehung
Pädagisches Puppenspiel

Die Polizeihauptkommissare Kerstin Schinkowski und Uwe Petsching lassen Lukas, Lea und Martin zum Leben erwachen.

Oberbergs Polizei setzt für die Verkehrserziehung in den Kitas Klappmaulpuppen ein und  begegnet so den Kindern auf Augenhöhe.

Lukas, Lea und Martin sind drei Klappmaulpuppen. In den Händen der Polizeihauptkommissare Kerstin Schinkowski und Uwe Petsching erwachen die drei zum Leben und werden zu Verkehrserziehern und vermitteln den Kindergartenkindern im Oberbergischen als „Polizisten zum Anfassen“ auf spielerische Weise, wie sie die Straße überqueren müssen.

Und das will gelernt sein, denn am Ende der Kita-Zeit geht es in die Schule. Den Weg dorthin legen die i-Dötze dann auch mal alleine oder mit Gleichaltrigen zurück, so dass die Polizei im Rahmen ihrer Verkehrserziehung vor allem auf das Thema Fahrbahnüberquerung einen Schwerpunkt der Arbeit legt, wie die beiden Verkehrserzieher berichten. Auf kindlich-verständliche Weise wird vermittelt, dass Überquerungshilfen und Ampeln sicherer sind als ein Zebrastreifen oder gar keine Hilfe.

Neben den Kindern seien die Eltern die Hauptzielgruppe der spielerischen Verkehrserziehung, sagen Schinkowski und Petsching. Sie üben mit den Kindern im Idealfall den Weg zur Schule ein und begleiten sie gerade zu Beginn eines neuen Lebensabschnitts wie der Grundschule. Leider verunglücken Kinder immer wieder im Straßenverkehr. Sei es auf dem Weg zur Schule, oder in der Freizeit.

Die Experten von der Polizei sagen, dass man die Welt mit Kinderaugen sehen soll

Erst kürzlich kam ein kleines Mädchen bei einem Unfall in Wiedenest ums Leben. Daher ist es der Polizei so wichtig, die Kleinen an den Verkehr heran zu führen, wie auch Pressesprecher Michael Tietze sagt. Und wie erreichen die Puppenspieler die Kinder? „Man muss die Welt mit Kinderaugen sehen“, sagt Uwe Petsching. Die Kleinen hätten vom Straßenverkehr eine ganz andere Wahrnehmung als Erwachsene. Sie würden auf Grund ihrer Größe das Geschehen ganz anders wahrnehmen, auch ihr Gehör sei noch ein ganz anderes. „Und was für einen Erwachsenen unwichtig erscheint, ist für Kinder interessant“, sagt der Hauptkommissar. Sprich: Kinder lassen sich viel schneller ablenken.

Und warum Verkehrserziehung mit Puppen? Es sei wissenschaftlich belegt, dass das Puppenspiel lange in der Erinnerung der Kinder bleibe, berichten die beiden Profis von der Polizei. Und was spielen die beiden wenn sie in der Kita sind? Jedes Stück habe einen pädagogischen Hintergrund. So zum Beispiel die Szene, in der sich ein kleines Mädchen verläuft, als es zu Besuch bei seiner Großmutter ist und weinend entdeckt wird.

Für die Polizei ist wichtig, dass sie als Beamte zum anfassen in die Kitas gehen

Zum Glück hat die Kleine eine Telefonnummer der Oma in der Jacke. In der Kita wird dann vor den Kindern die Nummer der Oma angerufen und am anderen Ende der Leitung meldet sich in aller Regel ein Kollege oder eine Kollegin der beiden Polizisten. „So wird das ganze dann sehr realistisch“, sagt Kerstin Schinkowski. Wichtig sei aber auch, dass sie in eine Kita als „Polizisten zum anfassen“ kämen, sagt Petsching also in kompletter Uniform mit Pistole und Handfesseln.

Natürlich werden Uwe und Kerstin mit „Du“ angesprochen, so dass die Kinder sie auf Augenhöhe erleben, Hemmschwellen abbauen und Vertrauen in den „Freund und Helfer“ gewinnen. Wichtig sei auch, die Kinder in das Spiel einzubeziehen. Und: Die Stücke müssen ein positives Ende haben. Doch wie wird man Puppenspieler in Uniform? Beide haben eine ganz normale Polizeiausbildung absolviert und im Streifendienst gearbeitet. Bevor es für sie mit den Puppen in die Kita ging, mussten auch Petsching und Schinkowski auf die „Schulbank“. Dort gab es auch eine Sprachschulung, die sie auf die Zielgruppe vorbereitet hat. Danach geprüft wurden Methodik und Didaktik.


Leserinnen und Leser können Gefahrenstellen in der Region melden

Kachel Achtung Schulweg

Schicken Sie uns Ihre Hinweise: Wo sind Kinder in Köln und der Region auf dem Weg in die Schule gefährdet?

„Wir möchten eine möglichst umfassende Dokumentation der Gefahrenstellen auf Schulwegen in Köln und im Oberbergischen erstellen und rufen daher mit dem Automobil-Club Verkehr dazu auf, Gefahrenstellen zu melden und zu dokumentieren. So wollen wir konstruktiv dazu beitragen, Gefährdungen von Schülerinnen und Schülern zu erkennen und zu reduzieren. Das geschieht über den CrowdNewsroom, eine Online-Plattform des investigativen Recherchenetzwerks Correctiv. Hier geht es zum Formular.

Grundschulen können sich bei den regionalen Radiosendern wie Radio Berg an einer Verlosung beteiligen, um Sicherheitswesten zu gewinnen. Mehr Infos dazu gibt es auf radioberg.de.


Die beiden Puppenspieler

Als pädagogischer Puppenspieler ist Polizeihauptkommissar Uwe Petsching seit dem Jahr 2004 in der Direktion Verkehr unter anderem im Einsatz. Polizeihauptkommissarin Kerstin Schinkowski ist seit dem Jahr 2019 dabei. Zusammen mit ihren Kollegen sind sie im Bereich Verkehrserziehung für 165 Kitas und 66 Grundschulen im Kreis zuständig. Hinzu kommen weiterführende Schulen und Förderschulen.

Petsching war in der Wache Wipperfürth im Streifendienst, als er gefragt wurde, ob er in der Verkehrserziehung arbeiten wolle. „Bevor mehr passiert, kannst du vielleicht Aufklärung leisten“, habe er sich damals gesagt. Kerstin Schinkowski hat schon im Kindergartenalter den Entschluss gefasst, bei der Polizei in die Verkehrserziehung zu kommen. „Damals kam Hartmut Dirlenbach zu uns in die Kita, der diesen Job des Puppenspielers bei der Polizei 35 Jahre gemacht hat“, sagt sie.

Zu ihrer Arbeit sagen beide, man könne nicht messen, was durch präventive Arbeit verhindert werden kann. „Am Ende sind wir aber überzeugt davon, dass wir etwas verhindern können und sind dafür mit Leidenschaft und Herzblut dabei.“ 


Schulwegunfälle im Oberbergischen Kreis in der Entwicklung

Die Zahl der Schulwegunfälle im Oberbergischen wird von der Polizei gesondert erfasst. Eine Aussage dazu, ob es besonders gefährliche Stellen im Kreisgebiet gibt, macht Pressesprecher Michael Tietze nicht. Im Jahr 2023 gab es in Oberberg einen Schulwegunfall, im kompletten Jahr 2022 sind es sechs gewesen. Deutlich höher lag die Zahl im Jahr 2018, da wurden elf Unfälle gezählt. In den von Corona geprägten Jahren 2019 (4), 2020 (3) und 2021 (0) fiel die Zahl der Schulwegunfälle entsprechend geringer aus. 


KStA abonnieren