40 JahreHeimat- und Geschichtsverein Wipperfürth feiert Jubiläum

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Die Villa Ohl beherbergt das Bergisch-Märkische Pulvermuseum, dessen Trägerverein der HGV ist.

Die Villa Ohl beherbergt das Bergisch-Märkische Pulvermuseum, dessen Trägerverein der HGV ist.

Wipperfürth – Der Abriss war schon beschlossene Sache, die Genehmigung von der Stadt unterschrieben. In letzter Minute verhinderte das LVR-Amt für Denkmalpflege im Jahr 2018 den Abriss der Villa Sandner an der Gaulstraße – auf Intervention des Heimat- und Geschichtsvereins Wipperfürth (HGV). Die Geschichte zu erforschen, aufzubereiten und das historische Bewusstsein der Stadt zu erhalten und zu fördern, diesen Aufgaben widmet sich der Verein .

Und das seit nun 40 Jahren, denn der Verein wurde am 2. Juni 1981 als Fortführung des Heimatvereins gegründet. Gefeiert wird das Jubiläum aufgrund der Corona-Pandemie aktuell nicht, teilt der Vorsitzende Erich Kahl mit. Er lässt die vier Jahrzehnte Revue passieren und führt die zahlreichen Aktivitäten des Vereins auf, der zurzeit 376 Mitglieder hat.

Das Archiv des HGV umfasst mehr als 20 Regalmeter.

Das Archiv des HGV umfasst mehr als 20 Regalmeter.

Treibende Kraft bei der Gründung des HGV sei der Wipperfürther Frank Berger gewesen, berichtet Kahl. Als Geschichtsstudent lag ihm die Geschichte seiner Heimatstadt am Herzen und auch heute noch ist sie dem stellvertreten Vorsitzenden des Vereins ein Herzensanliegen. Dr. Frank Berger ist Kurator am Historischen Museum der Stadt Frankfurt.

Die Villa Sandner wurde durch den HGV vor dem Abbruch bewahrt.

Die Villa Sandner wurde durch den HGV vor dem Abbruch bewahrt.

Was steckt hinter dem Namen? „Die Bezeichnung ,Geschichtsverein’ wurde gewählt, um die wissenschaftliche Ausrichtung des Vereins zu unterstreichen, der Namenszusatz ,Heimat-’ soll den Bezug zum ehemaligen Heimatverein herstellen, hat aber auch damit zu tun, dass der Verein das historische Bewusstsein als wichtiges Moment der kulturellen Identität fördern will und sich auch der Geselligkeit und dem Austausch verpflichtet fühlt“, sagt Kahl. Dabei habe man „Heimat“ nie als Begriff der Abgrenzung gesehen und es sei kein Zufall, dass der HGV der erste Verein war, der seine Weihnachtsfeier im buddhistischen Daiseion-Ji-Begegnungszentrum abhielt.

Was macht der HGV eigentlich? Das Beispiel der Villa Sandner macht deutlich, dass der Denkmalschutz eine wichtige Rolle spielt. Wie sich der Verein für den Erhalt historischer Bauwerke einsetzt, zeigt auch die Diskussion um Abriss oder Sanierung des ehemaligen Kolpinghauses. „Der HGV hat sich immer wieder in die Diskussion um den Erhalt historischer Bauwerke eingebracht – aufklärend, mahnend und auch kämpferisch.

Gut besucht ist regelmäßig das „Platt kallen“ des Vereins, bei dem Mundart gepflegt wird.

Gut besucht ist regelmäßig das „Platt kallen“ des Vereins, bei dem Mundart gepflegt wird.

Generell versteht sich der Verein als Partner der Stadt Wipperfürth, was konstruktive Kritik mit einschließt; an der Planung und Durchführung der Stadtjubiläen von 1992 und besonders von 2017 war er maßgeblich beteiligt“, so Kahl.

Kontakt

Vorsitzender Erich Kahl

stellvertretende Vorsitzende Dr. Frank Berger

und Ulrich Bürger

Schatzmeister Manuel Peters Schriftführer Klaus Röttgen

Adresse:

Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth e.V.

Postfach 14 60

51678 Wipperfürth

E-Mail:

info@hgv-wipp.de

www.hgv-wipp.de

Wissenschaftliche Forschung und regelmäßige Veröffentlichungen, unter anderem in Büchern und der Vierteljahresblättern, zählen zu wichtigen Arbeiten, um die Geschichte der Stadt zu dokumentieren und zu veröffentlichen. Der Verein verfügt über einen umfangreichen Fundus an Archivalien, die im Vereinsarchiv zugänglich aufbewahrt werden. Das Archiv ist als selbstständige Abteilung dem Stadtarchiv angegliedert. Neben den Restexemplaren der vom Verein herausgegebenen Schriften und diversem Archivgut, vieles davon gestiftet von Wipperfürther Bürgern, lagern hier über 20 Regalmeter regional- und lokalgeschichtlicher Literatur, erläuterte der Vorsitzende.

Auch Kunstwerke von Wipperfürther Künstlerinnen und Künstlern sowie mit Wipperfürther Motiven hat der Verein mittlerweile in seinem Archiv. Seit der Auflösung des „Kunstvereins“ habe man sich auch verstärkt dem Archivieren dieser Werke gewidmet, informiert Kahl.

Erich Kahl (r.) wurde mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet

Erich Kahl (r.) wurde mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet

Das Bildarchiv des Vereins ist ein ganz besonderer Schatz, der auch bundesweit für Aufmerksamkeit sorgte. Auf einem Dachboden wurden 2009 rund 40 000 Glasplattennegative gefunden, die von den Wipperfürther Fotografen Theodor Meuwsen und Emil Hardt stammen. Sie wurden der Stadt übergeben. Die ältesten Bilder sind rund 150 Jahre alt. Bis in die 1940er Jahre dokumentieren die Bilder den Wandel der Stadt und ihrer Bewohner. Alle Aufnahmen wurden von Jochen Höfer digitalisiert.

Das Geschenk zum Jubiläum.

Das Geschenk zum Jubiläum.

Historische Münzen aus Wipperfürth zählen ebenfalls zu den Schätzen des Vereins. Wipperfürth hatte im Mittelalter eine Zeit lang Münzrecht und durfte eigene Münzen herstellen. Einige der Originalmünzen konnte der HGV erwerben. Sie befinden sich aber nicht im Archiv, sondern werden sicher in einem Bankschließfach aufbewahrt, so Kahl. Die Nachprägungen der Münzen, hergestellt von Werner Breuer, können bei der Kreissparkasse gekauft werden.

Die Pulverherstellung und ihre Bedeutung für die Region dokumentiert der HGV im Bergische-Märkischen Pulvermuseum, das in der Villa Ohl beheimatet ist. Seit fünf Jahren ist der Verein Träger des Museums.

In Zahlen

7

Münzen wurden in Wipperfürth geprägt, von allen gibt es Nachprägungen.

40

Publikationen wurden als Jahresgabe verteilt.

123

Sitzungen absolvierten Vorstand und Beirat.

161

Ausgaben der „Wipperfürther Vierteljahresblätter“ wurden produziert.

300

Stadtführungen und ein paar mehr sowie ungezählte Exkursionen wurden durchgeführt.

20 000

Bilder hat Jochen Höfer für das Archiv des HGV digitalisiert

Ein besonderes Geschenk hat der Verein zu seinem 40. Geburtstag erhalten: Einen Originalbrief aus dem Jahr 1609 , den die damaligen Landesherrn an den König von Frankreich adressierten. Der Brief hat einen interessanten Hintergrund, ging es doch auch um die Herrschaft über das Herzogtum Berg. Ein Wipperfürther spielte dabei eine wichtige Rolle, wie Frank Berger und Erich Kahl herausgefunden haben. In den Vierteljahresschriften des Vereins ist die spannende Geschichte über dieses Stück Wipperfürther Geschichte nachzulesen.

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Auch die Sprache ist ein Stück lebendige Geschichte und die Mundart ein wichtiges Stück Identität und Heimat. Das Wipperfürther Platt wird vom Heimat- und Geschichtsverein bewahrt und gepflegt, indem es gesprochen wird. Dazu gibt es seit 2012 jeweils am dritten Mittwoch im März, Juni, September und Dezember das „Platt kallen“ im Pfarrzentrum. Im Schnitt besuchen rund 100 Gäste die Veranstaltung, an der sich jeder durch eigene Vorträge in Mundart beteiligen kann. Aufgrund der Corona-Pandemie ist diese Veranstaltung zurzeit ausgesetzt.

Das historische Bewusstsein als wichtigen Bestandteil kultureller Identität zu fördern, ist ein Ziel des HGV, dazu gehören aber auch Geselligkeit und dem Austausch. Hierzu zählen der regelmäßige Stammtisch, Weihnachtsfeiern, die Mitgliederversammlung, Exkursionen, Stadtführungen und Ausstellungen. Auch während der Coronakrise ist der Verein aktiv und präsent, über seine Vierteljahresblätter, die Homepages (hgv-wipp.de und pulvermuseum.info) und das von der BLZ veröffentlichte Monatsrätsel.

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