Querfeldein in MuchSteinige Erde und Schnecken am Salat dürfen nicht schocken

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Solidarische Landwirtschaft (Solawi) in Much ist viel Handarbeit. 

Much – Der Pflücksalat – ein Schlaraffenland für Nacktschnecken. Der Porree – von Wühlmäusen in den Untergrund gezogen und abgenagt. Die Tomaten – der Braunfäule zum Opfer gefallen. Kennen Sie das? Schmutzige Hände, viel Arbeit, wenig Ertrag.

Mein anfangs sprudelnder Hobbygärtnereifer versiegte nach wenigen Wochen. Nur widerstandsfähige Buschbohnen zu pflücken, das war zu wenig. Aber ich will nicht jammern, in dieser „Querfeldein“-Kolumne geht es in den kommenden Monaten um das Prinzip Hoffnung.

Sie soll ein neues Ernte-Experiment begleiten mit hoffentlich mehr Gedeih als Verderb. Und überwiegt doch der Frust die Freude, bin ich in der Solawi-Genossenschaft in Much zumindest nicht allein. Der erste Schock: wie riesig die drei Felder bei Esinghausen sind!

30 „Ernteteiler“, 60 Personen, sollen künftig das ganze Jahr über mit Früchten versorgt werden, okay. Doch kann das die Gärtnerin, deren halbe Stelle aus den monatlichen Beiträgen bezahlt wird, schaffen? Was ist, wenn helfende Hände fehlen (die Mitarbeit ist freiwillig)?

Darüber hinaus sind noch nicht genug Leute mit im Boot. Verständlich, wer Geld für noch nicht vorhandenes Gemüse auf den Tisch legt, muss Idealist sein.

So langsam geht es los: mein erster Arbeitseinsatz. Am Vorabend hat jemand auf die merkwürdig hügelige Fläche eine Fuhre Erde gekippt. Leider waren Steine drin, viele Steine, im Halbdunkel nicht erkennbar. Sie müssen raus, zu dritt macht das sogar Spaß.

Zweites Problem: Das „Lasagnebeet“, dessen Schichten sich zu prächtigem Humus entwickeln sollen, enttäuscht. Bodenproben zeigten: Nährstoffmangel. Nun wird beratschlagt, ob Mist, Mulch, Humus oder Gülle die Lösung sind. Einige sind vom Fach, zum Glück.

Solawi ist eine Lernwerkstatt, Großstadtpflanzen und Landeier befassen sich mit Bodenqualität, Permakultur, Bioanbau. Bringen einen alten Bauwagen auf Vordermann, bauen einen Zaun gegen die Fressfeinde, Wildschweine, Rehe und Karnickel sollen sich nicht bedienen.

Am Rand gedeiht schon der erste Rhabarber, Mitbringsel eines Ernteteilers. „Notfalls bekommt jeder ein paar Stangen, wenn gar nichts wächst“, unken die „Solawisti“. Und grinsen. Wollen wir Beerensträucher, Koriander? Bald kommen Frühlingszwiebeln, Kürbis, Möhren. Und Teufelsohr, was immer das ist. Ob wir ein Rezept finden gegen die Nacktschnecken? Es bleibt spannend.

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