Mindestens 300 AutosElterntaxis in Lohmar verursachen Belastung „wie an Hauptverkehrsstraße“

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Kinder auf dem Schulweg, Autos ignorieren das Durchfahrverbot.

Zu viele Elterntaxis sorgen in Lohmar für Probleme, im Winterhalbjahr gibt es noch mehr Bring- und Holverkehr, ergab eine Umfrage. (Archivbild)

In den Straßen rund um Grundschule und Gesamtschule in Lohmar sorgen Elterntaxis für Ärger. Ein Gutachter sucht nach Lösungen. 

Mindestens 300 Autos fahren morgens durch schmale Wohnstraßen hinauf zur Grundschule, zur Gesamtschule und zur Kita, die am Ende einer Sackgasse liegen. Einige parken im Halteverbot, andere unternehmen gefährliche Wendemanöver. Sind die Kinder dort abgeliefert, rollen die Elterntaxis wieder retour. „600 Fahrten in 30 Minuten, das fühlt sich an wie eine Hauptverkehrsstraße“, resümiert Gutachter Jens Leven. 

Sein Wuppertaler Büro Bueffe sucht im Auftrag der Stadt nach Lösungen. Im städtischen Bauausschuss präsentierte der Verkehrs- und Schulwegexperte den Kommunalpolitikern erste Ergebnisse einer Elternbefragung und einer Ortsbegehung. Und eine schlechte Nachricht: „Eine einfache Lösung gibt es nicht.“

40 Prozent der Lohmarer Eltern beteiligten sich

Politik und Verwaltung müssten sich mit vielen Problemstellen befassen und abwägen. Das dauere. Und zufrieden würden am Ende nicht alle sein.   Die Datenbasis bezeichnete der Fachmann als gut: 1080 Eltern wurden angeschrieben, 436 füllten den Fragebogen aus.

Mütter und Väter von Kita-Kindern beteiligten sich zu 73 Prozent, 60 Prozent der Grundschuleltern und 25 Prozent der Gesamtschuleltern (Klasse 5 bis 8). Die repräsentative Erhebung ergab, dass mehr als die Hälfte der Kita-Kinder mit dem Auto gebracht werden, 56 Prozent im Winter, 53 Prozent im Sommer. Bei den Grundschülern sind es 33 beziehungsweise 27 Prozent, bei der Gesamtschule 20/18 Prozent. Leven: „Jedes dritte Kind wird mit dem Auto gebracht.“  

Nur wenige Lohmarer Grundschüler kommen mit dem Bus

Hochgerechnet auf alle Angeschriebenen ergibt sich so die Zahl von 600 Fahrten pro Werktag. Etwa 60 Prozent der Eltern beteiligte sich nicht an der Umfrage, der Anteil könnte also größer oder kleiner sein. Fahrrad oder Roller nutze kaum ein Kind, was mit der Lage auf dem Berg zusammenhänge, so der Gutachter.

Der Anteil der Kinder, die mit dem Bus kommen, ist nur bei der Gesamtschule mit 55 Prozent recht hoch; in der Grundschule mit unter zehn Prozent sehr niedrig. 

Es gebe grob drei Gründe, warum der Nachwuchs bis vor die Tür gebracht werde: Die gestiegene Erwerbstätigkeit der Eltern im Vergleich zu früheren Zeiten, die Verfügbarkeit von Autos und die Sorge vor Unfällen, Belästigung und Bedrohung. In der Umfrage konnten auch 35 Haupt-Problemstellen lokalisiert werden. Zu schmale Bürgersteige, viele unübersichliche Stellen, die ein Überqueren der Straßen gefährlich erscheinen lassen. 

Immer wieder genannt: die Elterntaxis, die sich Stoßstange an Stoßstange durch die schmalen Straßen schieben; oder die viel zu schnell unterwegs seien. Hier könnten Hol- und Bringzonen Entlastung bringen, sagte der Experte, rund um den Schulstandort gebe es aber wenig Platz.

Erste Lösungsvorschläge sollen im ersten Quartal 2024 in einer Bürgerinformation vorgestellt und diskutiert werden. Gemeinsam erarbeitet von Vertretern aus Verwaltung, Politik und des Verkehrsbüros Bueffee.

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