Fortuna Kölns Frauen-Trainer„Die Zukunft der ganzen Abteilung stand auf dem Spiel“

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Marc Gertzen, Trainer der Frauenmannschaft des SC Fortuna Köln

Marc Gertzen, Trainer der Frauenmannschaft des SC Fortuna Köln

Marc Gertzen spricht über den Streit mit der Vereinsführung und den Traum von der 2. Bundesliga in der Südstadt.

Herr Gertzen, Fortuna Kölns Fußballerinnen sind nach sieben von 24 Spielen auf Rang vier der Regionalliga West. Sind Sie mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden?

Bislang ja. Es gab Highlights, wie den klaren Derbysieg gegen die FC-Reserve (5:1, d. Red.) oder auch den Sieg in Bielefeld (2:1). Getrübt wurde es von ein paar Punktverlusten, die nicht nötig waren. Beim Unentschieden gegen Leverkusen (1:1) wäre mit Sicherheit mehr drin gewesen. Auch die Heimniederlage gegen Recklinghausen (1:2) tat weh. Aber vom Punkteschnitt her sind wir voll im Soll. Auch die Zuschauer-Resonanz ist toll. Da merkt man, dass sich etwas bewegt.

Der VfL Bochum ist mit 24 Punkten aus acht Spielen Spitzenreiter. Die Meisterschaft scheint bereits vergeben.

Wir haben schon im DFB-Pokal gegen Bochum gespielt (2:3 n.V.). Da haben wir schon gesehen, welche Qualität in der Mannschaft steckt. In den letzten Wochen haben sie sich auch noch besser eingespielt. Bochum auf Strecke zu schlagen, wird verdammt schwer. Eigentlich kann sich diese Mannschaft nur selbst schlagen.

Im Sommer gab es eine große Unruhe innerhalb des SC Fortuna. Die Frauen-Abteilung fühlte sich nicht genügend wertgeschätzt. Ein Streit um Trainingszeiten auf dem Kunstrasenplatz eskalierte. Wie haben Sie die Situation wahrgenommen?

Es war schon so, dass die Zukunft der ganzen Abteilung auf dem Spiel stand. Am Ende sind alle Parteien Schritte aufeinander zu gegangen. Letztlich war es aus Sicht unserer Ersten Mannschaft wichtig, dass wir dank mehr Zeiten auf dem Kunstrasen die U23 und die U17 halten konnten. Weil wir diese Teams für die Regionalliga-Lizenz benötigen. Leider ist die U15 weggefallen. Und natürlich war es nicht einfach für uns, externe Zugänge davon zu überzeugen, dass Fortuna Köln auf dem richtigen Weg ist. Aber letztlich haben wir auch das gut hinbekommen.

Hat sich im Alltag für Ihre Mannschaft etwas verändert?

Nichts Grundsätzliches, wir trainieren weiter in Bocklemünd. Aber dennoch waren es wichtige erste Schritte. Aber eines ist klar: Wir sind noch nicht am Ziel.


Zur Person: Marc Gertzen, 36, geboren in Köln, ist Beamter bei der Bundeswehr. Er trainiert seit 15 Jahren Frauen-Mannschaften. Zunächst betreute er Mannschaften bei der SpVg Wahn-Grengel und Deutz 05, ehe er vor fünf Jahren das Frauen-Team des SC Fortuna übernahm.


Wie ist das aktuelle Verhältnis zum Vereinsvorstand der Fortuna?

Schon deutlich besser als noch im Sommer. Damals war es eine Zerreißprobe, für beide Seiten. Aber wir haben zusammen rechtzeitig die Kurve bekommen. Wir haben die Kommunikation wieder aufgenommen. Man redet wieder miteinander und nicht mehr übereinander. Diesen Weg wollen wir weitergehen, am Ende müssen sich beide Seiten gegenseitig pushen.

Hat dieser Streit mit dem Vorstand die Frauen-Abteilung noch einmal zusammengeschweißt?

Die gesamte Abteilung ist mit Sicherheit nochmal ein Stück zusammengerückt, weil wir alle an einem Strang ziehen mussten und das auch getan haben. Wir haben gesagt: Es geht nur zusammen oder gar nicht. Meine Mannschaft an sich war davor schon ein eingeschworener Haufen.

Was sind Ihre sportlichen Ziele für die laufende Saison?

Wir wollen wieder den Verbandspokal gewinnen, um uns wieder für den DFB-Pokal zu qualifizieren. In der Liga wollen wir die letzte Saison und den Tabellenplatz sechs bestätigen. Vielleicht möchten wir noch den einen oder anderen Großen oben ärgern. Vorher wollen wir aber schnellstmöglich unsere Punkte sammeln, damit wir keinen Druck von hinten bekommen.

Sehen Sie eine Möglichkeit, dass die Frauen des SC Fortuna mittelfristig die Rahmenbedingungen für einen Aufstieg in die 2. Bundesliga erhalten?

Jein. Der Grundstein wäre, dass das öffentliche Interesse weiter steigt. Das bringt mehr Sponsoren und mehr Möglichkeiten. Man müsste sich intensiv mit dem Verein und den Hauptsponsoren zusammensetzen. Der finanzielle Aufwand wäre enorm, wir müssten unseren Etat vermutlich mehr als verzehnfachen. Wenn alle an einem Strang ziehen, halte ich einen Aufstieg aber mittelfristig für machbar – falls es die sportlichen Voraussetzungen gibt, für die wir sorgen müssen. Da liegt noch ein Haufen Arbeit vor uns.

Am Sonntag geht es zu Vorwärts Spoho Köln, dem Schlusslicht. Was erwarten Sie?

Unser Anspruch ist es, die drei Punkte mit in die Südstadt zu nehmen. Aber in den letzten Jahren waren die Duelle mit Vorwärts Spoho ligaunabhängig immer knapp und umkämpft.

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